DAS CAFE FÜRSTFNHOF IN MÜNCHEN
Es ist noch nicht lange her, seitdem unsere deut-
schen Architekten es gewagt haben, dem inter-
nationalen Cafehausstil, der bis dahin die entspre-
chenden öffentlichen Lokale beherrschte, durch
solide heimische Kunst zu begegnen. V
V Selbst in München, das doch seit Jahrzehnten
mit an der Spitze neuzeitlicher Architektur mar-
schierte, hatten bislang Kitsch und Gschnas fast
ausschliesslich Gevatter gestanden bei neuen protzi-
gen Cafehausbauten. V
V Nun hat uns ein kühner Neuerer plötzlich ein
vornehm gediegenes, bis ins kleinste Detail mit
Geschmack durchgebildetes Monstre-Cafehaus hin-
gestellt und damit direkt Sensation gemacht. Und
das will etwas heissen, wenn man bedenkt, dass
gerade von München aus vor einigen Jahrzehnten
der Ruhm eines als Sehenswürdigkeit ersten Ranges
gepriesenen pompösen Cafe - Palastes durch alle
Lande ging und fort und fort, bis in die neueste
Zeit neue Bewunderer heranzog. V
V Einst und jetzt! Auch das neue Cafe Fürstenhof,
dem wir diese Zeilen widmen, ist eine Sehenswürdig-
keit. Aber welch ein Unterschied zwischen dem
bewunderten alten Cafehaustyp und dieser neuen
Kunstschöpfung! Dort prunkende protzige Gegen-
sätze in ausgetretenen Stilpfaden, hier absolut ab-
geklärte feingestimmte Raumkunst, die reichste
Details in Harmonie und Schönheit vereinigt hat. V
V Schon im Aeussern ist dieser glückliche Stempel
dem Cafe Fürstenhof aufgedrückt: in Ettringer Tuff-
stein aufgebaut, fasst die schön gegliederte, mit
Skulpturen von Professor Albertshofer diskret ge-
schmückte Fassade in bestimmter Sprache die reprä-
sentativen Caferäume mit ihren beiden seitlichen
Portalen zusammen. V
V Dem grossen Erdgeschoss-Saal des Cafe Fürstenhof
ist ein kleiner intimer Vorraum vorgelagert; den
Eintritt gibt ein reiches Majolika-Portal, etwa 3 m
breit und 5 m hoch ein seltenes Dekorationsstück,
das nach einem, dem Material geschickt angepassten
Entwurf von W. Resch durch die Firma Villeroy
und Boch gefertigt wurde. Das Innere des Cafes,
ein einziger weiter und eindrucksvoller Raum mit
ungefähr 800 qm Fläche bei 50 m Tiefe, wird durch
zwei Pfeilerreihen mit Logen dazwischen ge-
gliedert; seine Wanddekoration ist durch dunkel
gefasste Spiegel, dekorative Blumenstücke in ova-
lem Rahmen von Ella Räuber, plastischen Schmuck
aus der Königlichen Porzellan-Manufaktur Nymphen-
burg, Wandverkleidungen in deutschem Nuss-
baumholz von der Firma M. Ballin, Bilder von
Kunstmaler Weinberg und vor allem durch her-
vorragend schöne farbige Mosaiken (Mars, Venus,
Apollo, Diana, Bacchus, Athene), die von der
Kunstanstalt Rauecker nach Entwürfen des Künst-
lers W. Koppen ausgeführt sind, in schöner Har-
monie zusammengefasst. Der mittlere Teil des
Saales ist in freier, 10 m weiter Spannung über-
deckt. Der warme Ton der Nussbaumholztüren,
die gefälligen Pfeiler im Grau-grün des Tinos-
Marmors mit den gefassten Kapitalen, die antiken
Reliefs von Bildhauer Fischer in der feinkasse-
tierten, stukkierten Decke, prächtige Glaslüster,
farbige Schirmpendel, ferner originelle, vielgestaltige
Wandarme und die Behandlung der Wände in gelb-
lichem Stucco-Lustro mit grauen und goldenen
Streifen, geben dem Ganzen ein ungemein vor-
nehmes, festlichesGepräge, dem bei allem gediegenen
Pathos und der Wirkung ins Grosse doch wohl-
tuende Behaglichkeit innewohnt. V
V Eine mit feinsinnigem Geschick in die Ecke
gruppierte Treppe mit Geländer nach arabischen
Motiven — wohl ein Nachklang der mohammeda-
nischen Ausstellung 1910 — verbindet den Erdge-
schoss-Cafesaal mit dem Billardsaal im ersten
Stock. Auf dem Wege dahin begegnen wir am Podest
einem glänzenden künstlerischen Einfall, der nach
Motiven von W. Koppen Gestalt gewonnen hat in
einer ausserordentlich dekorativen, in Mosaik ge-
fassten Uhr mit Schlagzeug. V
V Am Beginn dieses oberen Saales, der in der
zweckmässig gehaltenen Fassade durch Balkone mit
grossen Türen gekennzeichnet ist, wurde ein grosser
Teeraum angeordnet, der mit seinen behaglichen
Klubsesseln, feinen Spiegeln und reizenden Glas-
lüstern an Decken und Wänden, grossen Papageien,
kleinen Figuren ausNymphenburg, schönen Blumen-
vasen und anderer plastischer Zier, sowie den gelben
Vorhängen und dem reichlich verwendeten grauen
Damast, wohlige Stimmung gibt. V
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Es ist noch nicht lange her, seitdem unsere deut-
schen Architekten es gewagt haben, dem inter-
nationalen Cafehausstil, der bis dahin die entspre-
chenden öffentlichen Lokale beherrschte, durch
solide heimische Kunst zu begegnen. V
V Selbst in München, das doch seit Jahrzehnten
mit an der Spitze neuzeitlicher Architektur mar-
schierte, hatten bislang Kitsch und Gschnas fast
ausschliesslich Gevatter gestanden bei neuen protzi-
gen Cafehausbauten. V
V Nun hat uns ein kühner Neuerer plötzlich ein
vornehm gediegenes, bis ins kleinste Detail mit
Geschmack durchgebildetes Monstre-Cafehaus hin-
gestellt und damit direkt Sensation gemacht. Und
das will etwas heissen, wenn man bedenkt, dass
gerade von München aus vor einigen Jahrzehnten
der Ruhm eines als Sehenswürdigkeit ersten Ranges
gepriesenen pompösen Cafe - Palastes durch alle
Lande ging und fort und fort, bis in die neueste
Zeit neue Bewunderer heranzog. V
V Einst und jetzt! Auch das neue Cafe Fürstenhof,
dem wir diese Zeilen widmen, ist eine Sehenswürdig-
keit. Aber welch ein Unterschied zwischen dem
bewunderten alten Cafehaustyp und dieser neuen
Kunstschöpfung! Dort prunkende protzige Gegen-
sätze in ausgetretenen Stilpfaden, hier absolut ab-
geklärte feingestimmte Raumkunst, die reichste
Details in Harmonie und Schönheit vereinigt hat. V
V Schon im Aeussern ist dieser glückliche Stempel
dem Cafe Fürstenhof aufgedrückt: in Ettringer Tuff-
stein aufgebaut, fasst die schön gegliederte, mit
Skulpturen von Professor Albertshofer diskret ge-
schmückte Fassade in bestimmter Sprache die reprä-
sentativen Caferäume mit ihren beiden seitlichen
Portalen zusammen. V
V Dem grossen Erdgeschoss-Saal des Cafe Fürstenhof
ist ein kleiner intimer Vorraum vorgelagert; den
Eintritt gibt ein reiches Majolika-Portal, etwa 3 m
breit und 5 m hoch ein seltenes Dekorationsstück,
das nach einem, dem Material geschickt angepassten
Entwurf von W. Resch durch die Firma Villeroy
und Boch gefertigt wurde. Das Innere des Cafes,
ein einziger weiter und eindrucksvoller Raum mit
ungefähr 800 qm Fläche bei 50 m Tiefe, wird durch
zwei Pfeilerreihen mit Logen dazwischen ge-
gliedert; seine Wanddekoration ist durch dunkel
gefasste Spiegel, dekorative Blumenstücke in ova-
lem Rahmen von Ella Räuber, plastischen Schmuck
aus der Königlichen Porzellan-Manufaktur Nymphen-
burg, Wandverkleidungen in deutschem Nuss-
baumholz von der Firma M. Ballin, Bilder von
Kunstmaler Weinberg und vor allem durch her-
vorragend schöne farbige Mosaiken (Mars, Venus,
Apollo, Diana, Bacchus, Athene), die von der
Kunstanstalt Rauecker nach Entwürfen des Künst-
lers W. Koppen ausgeführt sind, in schöner Har-
monie zusammengefasst. Der mittlere Teil des
Saales ist in freier, 10 m weiter Spannung über-
deckt. Der warme Ton der Nussbaumholztüren,
die gefälligen Pfeiler im Grau-grün des Tinos-
Marmors mit den gefassten Kapitalen, die antiken
Reliefs von Bildhauer Fischer in der feinkasse-
tierten, stukkierten Decke, prächtige Glaslüster,
farbige Schirmpendel, ferner originelle, vielgestaltige
Wandarme und die Behandlung der Wände in gelb-
lichem Stucco-Lustro mit grauen und goldenen
Streifen, geben dem Ganzen ein ungemein vor-
nehmes, festlichesGepräge, dem bei allem gediegenen
Pathos und der Wirkung ins Grosse doch wohl-
tuende Behaglichkeit innewohnt. V
V Eine mit feinsinnigem Geschick in die Ecke
gruppierte Treppe mit Geländer nach arabischen
Motiven — wohl ein Nachklang der mohammeda-
nischen Ausstellung 1910 — verbindet den Erdge-
schoss-Cafesaal mit dem Billardsaal im ersten
Stock. Auf dem Wege dahin begegnen wir am Podest
einem glänzenden künstlerischen Einfall, der nach
Motiven von W. Koppen Gestalt gewonnen hat in
einer ausserordentlich dekorativen, in Mosaik ge-
fassten Uhr mit Schlagzeug. V
V Am Beginn dieses oberen Saales, der in der
zweckmässig gehaltenen Fassade durch Balkone mit
grossen Türen gekennzeichnet ist, wurde ein grosser
Teeraum angeordnet, der mit seinen behaglichen
Klubsesseln, feinen Spiegeln und reizenden Glas-
lüstern an Decken und Wänden, grossen Papageien,
kleinen Figuren ausNymphenburg, schönen Blumen-
vasen und anderer plastischer Zier, sowie den gelben
Vorhängen und dem reichlich verwendeten grauen
Damast, wohlige Stimmung gibt. V
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