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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 28.1929

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Eisler, Max: Clemens Holzmeister
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https://doi.org/10.11588/diglit.48541#0131

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Phot. H. Schmölz, Köln
H.H.Lüttgen, Köln
Haus Dr. Fischer in Barmen. — Straßenansicht


NEUE ARBEITEN VON H. H. LUTTGEN, KÖLN

Uber das Schaffen des rheinischen Architekten H. H. Lütt-
gen ist in diesen Heften bereits berichtet worden. Die
Abbildungen dieses Heftes zeigen neue Arbeiten, Archi-
tekturen und Möbel, die uns die sichere Weiterentwicklung
dieses Baukünstlers erkennen lassen. Die bereits in den
früheren Werken ausgeprägte künstlerische Eigenart hat
sich zu einer klar umrissenen, persönlichen Ausdrucksart
der Formgestaltung gefestigt, so daß in diesen Bauten und
Räumen ein ganz bestimmter Stil in Erscheinung tritt. Und
zwar offenbart sich uns in dem Architekten Lüttgen ein
charakteristischer Vertreter der modernen rheinischen Bau-
kunst — natürlich unter Wahrung aller die moderne Bau-
bewegung einheitlich erfassenden Grundzüge.
Zu den großen Schaffenszentren moderner Architektur,
die bereits eine besondere eigene Note aufweisen, gehört
entschieden das Rheinland. In seinen neuen Bauten kommt
der Geist dieser deutschen Landschaft und seiner Bewohner
deutlich zum Ausdruck. Es ist jene verbindliche, frohgesinnte
Lebensart, die sich auch im baukünstlerischen Schaffen
auswirkt. Die Leichtigkeit und Freiheit der formalen Prä-
gung verleiht den rheinischen Bauten trotz aller sachlich

soliden Durchbildung den Charakter formsicheren, frohen
Lebensgefühles. Der Gründlichkeit und Exaktheit deutschen
Schaffens fügt sich hier ein Sinn für Verlebendigung der
Daseinsfreude bei, wie er etwa den Wienern, nur dort in
fastspielerischstarker Ausprägung, eigen ist. Um die Wesens-
art dieser rheinischen Baukunst zu erfassen, braucht man
nur einen Schritt östlich zu tun und sich im Industriegebiet
an der Ruhr umzusehen. Da dämpft der Ernst der Arbeit
und die Schwere des Daseinskampfes in den meisten Fällen
das freie Formenspiel und läßt Werke von herber Eigenart
und betont sachlichem Ernst entstehen. Hier die Stätten
industrieller Arbeit, dort am Rhein die Landschaft beglücken-
der, einladender Wohnlichkeit.
Betrachtet man die Arbeiten von H. H. Lüttgen, so er-
kennt man die glückliche Veranlagung dieses Baumeisters.
Nichts Verquältes haftet diesen Bauten an; sie sind wie
selbstverständliche Gebilde der jeweiligen natürlichen Lage
des Baugrundes angepaßt, als wären sie mit ihm organisch
verwachsen. Der klar gestaffelte kubische Aufbau der Häuser,
die sicheren, groß und ruhig durchgeführten Linien der
Bauten beherrschen den ersten Eindruck. Exaltierte moderne

MOD. BAUFORMEN 29. 111, 1
 
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