118
Bevölkerung.
gen Bursche für Bier und Brauntweiu und zechen dann die ganze
Nacht hindurch bis iu deir Morgen hinein. Solche Durchsitznächte der
Spinnstubeu iverden auch an Fastnacht gehalten, und in der Nacht
voin 23. auf den 24. Dezember, ivo die Ntädchen vorgeben, sie inüssen
die Nacht hindurch arbeiten, uin schon zuvor hereinzubringen. ivas
über die Feiertage versäuint ivird. Zn Dürrwangen wird der Durch-
sitz gehalten iu der Nacht, die auf den Weihnachtsmarkt in Balingen
folgt. Jin Austelauf halteu Männer Durchsitz, ivelche den Winter über
statt ins Wirthshaus zu geheu, in eiu Bauernhaus sich begeben. Jn
der Durchsitzuacht am Klärestag besorgt der Hausbesitzer das Brot,
die Austeläufer das Bier und den Branutweiu.
Lichtmeß — Kunkel vergeß — bei Tag eß. Jn Hossingen ivird
an diefem Tag süß Kraut gekocht, damit das Geld nicht ausgeht. Es
ist der Wandertag für Dienstboten in Ebingen und Balingen, in an-
deren Orten Martini uud heißt der Bündelestag; die ivaudernden
Dienstmägde singen:
Heut ist inein Bündelestag,
Moarge mei Ziel,
Waun e niarschire muß,
han e net viel.
Fastuacht. Muminereien und Aufzüge selteu, hie und da in
Baliugen. Jn Pfeffingen durchziehen in der Fastnacht ärmere Schul-
kinder das Dorf und trageu eiu Kreuz auf einem Stecken und singen dazu:
Kehret eure Küchle um,
Daß au ei's au mei Spießle koinm.
Jn Winterliugen war und ist theils uoch Sitte, daß die
ledigen Bursche im Wirthshaus scherzweise die Gemeindeämter einsetzen
und deren Amtshandlungen iu harmloser Weise nachahmen mit allerlei
Bezug auf die im Ort vorgekommeneu Dinge. Jn Erlaheim wird
hie nnd da noch das Narrengericht gehalteu.
Karfreitag wird als großer Festtag kirchlich begangen und der
Gottesdienst am zahlreichsten besucht, daneben ist er der Haupttag des
Aberglaubens. Allgemeiu wird gebuttert uud der Karfreitagsbutter so
lang als möglich aufgehoben, weil er heilsam ist für allerlei Schäden.
Karfreitagseier halten das ganze Jahr, läßt mau sie ausbrüten, so
geben sie schöne Hennen, die alle Jahre die Federn ändern. (Vgl.
Meier, Sagen 388.) Jn Endingen und sonst werden sie das ganze
Jahr aufg-ehoben uud am folgeuden Gründonnerstag gegessen. Ju
Balingen, Fstmnmern, Dürrwangeu werdeu an diesim Tage Brüche
kleiner Kinder in der Art geheilt, daß die Palheu das bruchleidende
Kind Nachts 12 Uhr in den Wald hinausnehmen, allda eine kleine
Eiche der Länge nach spalten und das Kind dreimal unter Nen-
nuug der 3 höchsteu Namen durch den Spalt zieheu, das erstemal
gegeu Morgen, sodann wird der Spalt gehörig verbunden und wie
die Eiche ivieder zusammenwächst, so heilt dann der Bruch von selbst;
hie und da wird auch eine Weide gespalten. Die xnglische Krankheit
wird bei Kindern in Frommern in der Karfreitagsnacht zu heilen ver-
sucht mit Kuabenkraut, das uubeschrieeu vom Garten geholt werden
muß und dem Kinde in den 3 höchsten Namen 3 Nächte hindurch auf
Bevölkerung.
gen Bursche für Bier und Brauntweiu und zechen dann die ganze
Nacht hindurch bis iu deir Morgen hinein. Solche Durchsitznächte der
Spinnstubeu iverden auch an Fastnacht gehalten, und in der Nacht
voin 23. auf den 24. Dezember, ivo die Ntädchen vorgeben, sie inüssen
die Nacht hindurch arbeiten, uin schon zuvor hereinzubringen. ivas
über die Feiertage versäuint ivird. Zn Dürrwangen wird der Durch-
sitz gehalten iu der Nacht, die auf den Weihnachtsmarkt in Balingen
folgt. Jin Austelauf halteu Männer Durchsitz, ivelche den Winter über
statt ins Wirthshaus zu geheu, in eiu Bauernhaus sich begeben. Jn
der Durchsitzuacht am Klärestag besorgt der Hausbesitzer das Brot,
die Austeläufer das Bier und den Branutweiu.
Lichtmeß — Kunkel vergeß — bei Tag eß. Jn Hossingen ivird
an diefem Tag süß Kraut gekocht, damit das Geld nicht ausgeht. Es
ist der Wandertag für Dienstboten in Ebingen und Balingen, in an-
deren Orten Martini uud heißt der Bündelestag; die ivaudernden
Dienstmägde singen:
Heut ist inein Bündelestag,
Moarge mei Ziel,
Waun e niarschire muß,
han e net viel.
Fastuacht. Muminereien und Aufzüge selteu, hie und da in
Baliugen. Jn Pfeffingen durchziehen in der Fastnacht ärmere Schul-
kinder das Dorf und trageu eiu Kreuz auf einem Stecken und singen dazu:
Kehret eure Küchle um,
Daß au ei's au mei Spießle koinm.
Jn Winterliugen war und ist theils uoch Sitte, daß die
ledigen Bursche im Wirthshaus scherzweise die Gemeindeämter einsetzen
und deren Amtshandlungen iu harmloser Weise nachahmen mit allerlei
Bezug auf die im Ort vorgekommeneu Dinge. Jn Erlaheim wird
hie nnd da noch das Narrengericht gehalteu.
Karfreitag wird als großer Festtag kirchlich begangen und der
Gottesdienst am zahlreichsten besucht, daneben ist er der Haupttag des
Aberglaubens. Allgemeiu wird gebuttert uud der Karfreitagsbutter so
lang als möglich aufgehoben, weil er heilsam ist für allerlei Schäden.
Karfreitagseier halten das ganze Jahr, läßt mau sie ausbrüten, so
geben sie schöne Hennen, die alle Jahre die Federn ändern. (Vgl.
Meier, Sagen 388.) Jn Endingen und sonst werden sie das ganze
Jahr aufg-ehoben uud am folgeuden Gründonnerstag gegessen. Ju
Balingen, Fstmnmern, Dürrwangeu werdeu an diesim Tage Brüche
kleiner Kinder in der Art geheilt, daß die Palheu das bruchleidende
Kind Nachts 12 Uhr in den Wald hinausnehmen, allda eine kleine
Eiche der Länge nach spalten und das Kind dreimal unter Nen-
nuug der 3 höchsteu Namen durch den Spalt zieheu, das erstemal
gegeu Morgen, sodann wird der Spalt gehörig verbunden und wie
die Eiche ivieder zusammenwächst, so heilt dann der Bruch von selbst;
hie und da wird auch eine Weide gespalten. Die xnglische Krankheit
wird bei Kindern in Frommern in der Karfreitagsnacht zu heilen ver-
sucht mit Kuabenkraut, das uubeschrieeu vom Garten geholt werden
muß und dem Kinde in den 3 höchsten Namen 3 Nächte hindurch auf