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Paulus, Eduard [Editor]; Württemberg / Statistisch-Topographisches Bureau [Editor]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 60): Beschreibung des Oberamts Balingen: mit fünf Tabellen, einer geognostisch kolorirten Karte des Oberamts und drei lithographirten Ansichten — Stuttgart, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.12697#0312
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Balingen.

293

plötzlich in einem der engsten Winkel der Stadt ein heftiges
Feuer aus, der Wind trieb die Flammen auch in entlegenere
Straßen und so wnrden entferntere Häuser oft srüher einge-
äschert, als solche, welche dem Ursprnng des Feuers näher lagen.
Am sog. Oelberg schlossen die Flannnen gleichsam einen Kreis,
so daß einige Bürger, welche sich nicht zur rechten Zeit retten
konnten, ihren Ausgang unter der Stadtmauer durch das Wasser
suchen mnßten. Die Häuser am Markt brannten vorne und
hinten, weshalb man anch bei ihnen keine Löschversuche machte,
sondern nur die Hänser diesseits des Bachs mit der Kirche und
dem Rathhaus zn retten suchte. Endlich wandte sich das Fener
nach seinem Ausgangspunkte znrück nnd wnrde man desselben
hier, wo es keine Nahrung mehr sand, Meister. Das Dekanat-
haus, die geistliche Verwaltung, die Heiligenvogtei und zwei herr-
schaftliche Fruchtkästen mit mehreren 100 Schesseln Frucht ver-
brannten, überhaupt wurden von 210 Hänsern nur 40 gerettet
und 272 Familien mit dem Verlust des größten Theils ihrer
Habe obdachlos (vergl. Pregizer, Gottgeheiligte Poesie 1724
S. 574 sf.). Die Stadt erhielt beim Wiederaufbau ein schönes
Aussehen, so daß sie in den Reisen eines Kurländers als eine
der wohlgebautesten Landstädte des Herzogthums geschildert wird,
deren Einwohner anch nm ihrer starken Gewerbe willen in
nngemein guten Vermögensumständen sich besinden. Der letzte große
Brand, durch einen Blitzstrahl entstanden, welcher vom 30. Jnni
Mittags 1 Uhr unausgesetzt bis 1. Juli Mittags 12 Ilhr 1809
wüthete, verzehrte bei einem Zusammentreffen derunglücklichsten Um-
stände sast die ganze Stadt; war auch ein Menschenleben nicht zu
beklagen, so lagen doch 335 Gebäude in Asche und betrug der
Schaden an solchen 321400 fl., an Mobiliarverlust 123802 sl.
Es blieben nnr 55 Gebäude stehen. (Eine ailsführliche Beschrei-
bung des Brandes s. Amts- und Zntelligenzblatt sür den Ober-
amtsbezirk Valingen 1864 Nr. 19. 21. 23. 24. 25.) — Jm
I. 1601 war hier ein heftiges Erdbeben, bei welchem der Kirch-
thurm stark hin und her schwankte und im I. 1610/1611 star-
ben bei 500 Personen an der Pest (Rebstock). — Ausenthalte
des deutschen Reichsoberhaupts dahier sind nur weuige bekannt.
K. Sigmund zog in der 4. Woche Jannars 1431 von Con-
stanz über Rottweil, Balingen, Tübingen nach Nürnberg und
K. Maximilian I. war am 23.—25. August 1504 allhier, bei
welcher Gelegenheit er den Abt Gerhard von Alpirsbach mit dem
Blutbann in dessen neu erworbener Herrschast Loßburg belehnte
 
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