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Paulus, Eduard [Editor]; Württemberg / Statistisch-Topographisches Bureau [Editor]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 60): Beschreibung des Oberamts Balingen: mit fünf Tabellen, einer geognostisch kolorirten Karte des Oberamts und drei lithographirten Ansichten — Stuttgart, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.12697#0412
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392

Ortsbeschreibung.

4. u. ä. 1588 Tag Allerheiligen starb der edel und fest
Karol von Sirgensteyn zn Marweiler d. G. g. Wappen: ein
mit einem Adler belegter Rechtsbalken.

Der Thurm enthält drei Glocken; die größte mit den Namen
der vier Evangelisten in Minuskeln und der Jahreszahl 1475;
die mittlere mit: 8. Nures. Nnttllsi. llluoos. 6t. llounne.
ornts. pro. nolli8. llonnnes. ^VuAnsr. Inspootor. in. Otois^-
ÜNZ6N (17. Jahrh.); die dritte von Kurtz in Reutlingen 1810.

Südlich von Kirche und Pfarrhaus, welche von der Stiftung
zu unterhalten, liegt schön und frei das Stauffenbergische Schloß.
Es verräth noch die Aulage eines ächten Wasserschlosfes: außen
umher ein gemauerter Grabeu, der einen qnadratischen an den
vier Ecken einst durch je einen Rundthurm gefaßten Vorgarten
umschließt, daun wieder ein breiter geiuauerter im Viereck umher
laufender Graben, der wie der äußere mit Wasser gefüllt werden
konnte und in dem das eigeutliche Schloß sich erhebt. Ueber
den ersten riugsum laufendeu balustradengekrönten gemauerten
Graben tritt man in den Vorgartcn, der rechts uud links mit
je einem auf dem Rumpfe eiues der Rundthürme stehenden Pa-
villon geschmückt ift, wovon eiuer eine Laube, der andere ge-
mauert eiu Polygon mit hohen Fensteru bildet, dessen Jnneres
vordem mit Fayeucefliesen in braun uud blau (wohl holländischer
oder französischer Arbeit) ausgekleidet war, vou denen uoch starke
Reste erhalteu: kleine Platten mit biblischen Darstellungen,
ziemlich roh; dagegen fchöne Ornamente, namentlich zwei gut
erhalteue Kaudelaber auf Eckpseileru. Das Schloß, zu deni
man auf einer über dem inneren auch von einer Balustrade be-
krönten Graben gebauten steineruen Brücke gelangt, ist stattlich,
dreistockig mit abgestuftem Walmendach und läuft nach hinten
in zwei Flügel aus. Seiue architektonifche Hauptzierde ein fchönes
Rundthor mit dorischer tlmrahmung: Seitenpilastern, Triglyphen-
fries, wappeutragender Attika und der Jahrszahl 1783; der
fchönste laudschaftliche Schmuck im hintern ausgedehnten, feinere
Obstsorten beherbergenden Garteu zu beiden Seiten sind 2 herr-
liche Liuden, nach der Tradition 430 Jahre alt, je 90 Fuß
hoch mit 80—90 Fuß Kronenweite, 10 —11 Fuß Stammdurch-
messer über dem Stumpen. Das Jnnere ist einfach modern;
unten rechts sind noch alte Gelafse, woruuter eiue Kapelle aus
Backsteineu mit Stuck im Frührenaissaucestil, ein kubifcher Raum
mit Pilastern und Blendarkaden, runden Lichtöffnungen, flacher
Decke, gegen Ost eine kleine Empore mit zwei Kreuzgewölben,
 
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