464
Ortsbeschreibung.
und Uhrmncher L-chaudt iu Onstmettiugeu eiue astroucuuische
Uhr verfertigte, die als ausgesprocheues Kunstwerk uoch heute iu
mich mit 3 Guldeu, die sie ohue meiu Wissen nusammeugelegt hatteu
und schickteu mir den Ausspruch Pauli: Predige das Wort — halte
au, es sei zrr rechter Zeit oder zur Unzeit u. 2 Tim. 4, 2. Auch die
ledigeu Weibsleute schickteu mir etwas. Dies muuterte mich sehr auf;
ich predigte alsdanu in deu Feiertagen uoch eiu paar Mal . . . Wäh-
reud ich in Tübingcu iu deu Grholuugsstuuden meiue nrathematischeu
Keuutnisse zu erweiteru suchte, befliß ich mich mit bekauutem Schaudt
iu den Ferieu, die ich bei meiuem Vater zubrachte, meiue Jdeen zu
kleineu Maschiueu auszuarbeiteu, die ich mir auf der Akademie iu eiu-
fameu Stundeu gebildet hatte. Wir fertigteu gemeiuschaftlich Souuen-
uhreu uud Sprachröhreu, schlifseu Gläser, setzteu Tubeu zusammeu uud
triebeu uoch andere Arbeiten . . . Als meiu Vater vou Oustmettiugeu
uach Ostdorf riersetzt wurde, mußte ich ihm beim Autritte seiues Amtes
Dienste leisteu. Hier verbesserte ich eiue allgemeiue Souueuuhr, die
mau ohne Maguetuadel braucheu kounte, eutwarf eine leichte uud dauer-
hafte Art von Kircheuuhreu, gerieth bei meinem Nachdeuken über die
Ersiuduug der Meeresläuge in der Folge auf Verbesseruug der Tascheu-
uhren, wie weit dereu Geuauigkeit zu treiben uud wie die Peudeluhreu
zu verbessern seieu, führte sie auch im Kleineu aus und ersand eiue
bequeme Hauswage. Nachdem ich mich hier eine Zeit laug aufgehalteu
hatte, erhielt ich eineu Befehl, in Thieringeu, Baliuger Oberamts, Vi-
kariatsdienfte für den damaligeu kranken Pfarrer, N. Pommer, zu
verseheu. Nach Verlauf eiues Vierteljahrs starb meiu Psarrer, und
da die Gemeiude unterthänigst um mich als Pfarrvikarius bat, so be-
kam ich eineu Befehl vou dem herzogl. Cousistorium, das Amt bis zum
Aufzuge des neueu Pfarrers zu versehen. Ich blieb also da uud ge-
uoß in meiuem halbjährigeu Auteuthalte iu Thieriugeu von der ganzeu
Gemeiude so viele Liebe, daß ich wünschte, beständig da bleibeu zu
dürfen. Arme Leute verspracheu mir, ihre besten Kleider aufzuopfern,
bemittelte Leute boten gegen 10 Thaler an, wenu mau machcu könnte,
daß ich deu Pfarrdiensl bekäme. Allein ich wehrte ihnen solches mit
Ernst und rieth ihneu au den herzogl. Befehl abzuwarteu. Kaum
war ich vou meinem Vikariate abgezogen, so vernahm ich, daß der
Herr Pfarrer in Oustmettiugen gestorbeu sei. Da ich nun vor etlicheu
Jahren viele Liebe von der ganzen Gemeinde Onstmettingen genossen,
auch eine besondere Aufmerksamkeit auf meine damaligeu Predigteu
beobachtet hatte, so beschloß ich aus Liebe zu der gesammten Onstmet-
tiuger Gemeinde einen Versuch zu machen, ob es nicht der Wille des
höchsteu Gottes sein möchte, mich hierhin als Pfarrer zu führeu. Ich
wartete etliche Tage, bis ich von dem Tode des Herrn Pfarrers gewiß
überzeugt war, betete zu Gott, daß er diese Sache nach seiuem Willeu
leuken möchte, und schickte ein kleines Memorial uach Stuttgart. Kaum
war es angelangt, so wurde das Dekret meiner Austellung in drei
Stunden ausgefertigt, daß ich mich über die sichtbareu Beweise der
Güte uud Gröhe Gottes wundern mußte . . . Der Antritt meines
Amtes wurde mir gleich sauer gemacht, indem der damalige Vikarius
die Gemeiude wider mich aufgehetzt hatte, so daß ich mit vielem Miß-
Ortsbeschreibung.
und Uhrmncher L-chaudt iu Onstmettiugeu eiue astroucuuische
Uhr verfertigte, die als ausgesprocheues Kunstwerk uoch heute iu
mich mit 3 Guldeu, die sie ohue meiu Wissen nusammeugelegt hatteu
und schickteu mir den Ausspruch Pauli: Predige das Wort — halte
au, es sei zrr rechter Zeit oder zur Unzeit u. 2 Tim. 4, 2. Auch die
ledigeu Weibsleute schickteu mir etwas. Dies muuterte mich sehr auf;
ich predigte alsdanu in deu Feiertagen uoch eiu paar Mal . . . Wäh-
reud ich in Tübingcu iu deu Grholuugsstuuden meiue nrathematischeu
Keuutnisse zu erweiteru suchte, befliß ich mich mit bekauutem Schaudt
iu den Ferieu, die ich bei meiuem Vater zubrachte, meiue Jdeen zu
kleineu Maschiueu auszuarbeiteu, die ich mir auf der Akademie iu eiu-
fameu Stundeu gebildet hatte. Wir fertigteu gemeiuschaftlich Souuen-
uhreu uud Sprachröhreu, schlifseu Gläser, setzteu Tubeu zusammeu uud
triebeu uoch andere Arbeiten . . . Als meiu Vater vou Oustmettiugeu
uach Ostdorf riersetzt wurde, mußte ich ihm beim Autritte seiues Amtes
Dienste leisteu. Hier verbesserte ich eiue allgemeiue Souueuuhr, die
mau ohne Maguetuadel braucheu kounte, eutwarf eine leichte uud dauer-
hafte Art von Kircheuuhreu, gerieth bei meinem Nachdeuken über die
Ersiuduug der Meeresläuge in der Folge auf Verbesseruug der Tascheu-
uhren, wie weit dereu Geuauigkeit zu treiben uud wie die Peudeluhreu
zu verbessern seieu, führte sie auch im Kleineu aus und ersand eiue
bequeme Hauswage. Nachdem ich mich hier eine Zeit laug aufgehalteu
hatte, erhielt ich eineu Befehl, in Thieringeu, Baliuger Oberamts, Vi-
kariatsdienfte für den damaligeu kranken Pfarrer, N. Pommer, zu
verseheu. Nach Verlauf eiues Vierteljahrs starb meiu Psarrer, und
da die Gemeiude unterthänigst um mich als Pfarrvikarius bat, so be-
kam ich eineu Befehl vou dem herzogl. Cousistorium, das Amt bis zum
Aufzuge des neueu Pfarrers zu versehen. Ich blieb also da uud ge-
uoß in meiuem halbjährigeu Auteuthalte iu Thieriugeu von der ganzeu
Gemeiude so viele Liebe, daß ich wünschte, beständig da bleibeu zu
dürfen. Arme Leute verspracheu mir, ihre besten Kleider aufzuopfern,
bemittelte Leute boten gegen 10 Thaler an, wenu mau machcu könnte,
daß ich deu Pfarrdiensl bekäme. Allein ich wehrte ihnen solches mit
Ernst und rieth ihneu au den herzogl. Befehl abzuwarteu. Kaum
war ich vou meinem Vikariate abgezogen, so vernahm ich, daß der
Herr Pfarrer in Oustmettiugen gestorbeu sei. Da ich nun vor etlicheu
Jahren viele Liebe von der ganzen Gemeinde Onstmettingen genossen,
auch eine besondere Aufmerksamkeit auf meine damaligeu Predigteu
beobachtet hatte, so beschloß ich aus Liebe zu der gesammten Onstmet-
tiuger Gemeinde einen Versuch zu machen, ob es nicht der Wille des
höchsteu Gottes sein möchte, mich hierhin als Pfarrer zu führeu. Ich
wartete etliche Tage, bis ich von dem Tode des Herrn Pfarrers gewiß
überzeugt war, betete zu Gott, daß er diese Sache nach seiuem Willeu
leuken möchte, und schickte ein kleines Memorial uach Stuttgart. Kaum
war es angelangt, so wurde das Dekret meiner Austellung in drei
Stunden ausgefertigt, daß ich mich über die sichtbareu Beweise der
Güte uud Gröhe Gottes wundern mußte . . . Der Antritt meines
Amtes wurde mir gleich sauer gemacht, indem der damalige Vikarius
die Gemeiude wider mich aufgehetzt hatte, so daß ich mit vielem Miß-