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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 21.-22.1922-1924

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Schrader, Hans: Die Anordnung des äginetischen Westgiebels
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.33680#0093

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Die Anordnung des äginetischen Westgiebels.

Die von Furtwängler in seinem großen Werke über den Aphaiatempel
(Ägina, das Heiligtum der Aphaia, 1906) ausführlich begründeten Vorschläge zur
Anordnung der beiden Giebelgruppen des Tempels beherrschen, trotz mancher
ablehnender Stimmen, immer noch die Vorstellung von diesen Kompositionen. Unter
den Archäologen ist wohl, wie Wolters einmal bemerkt hat, der Eindruck vor-
wiegend, daß es schwer sei, die festgefügte Kette der Furtwänglerschen Schluß-
folgerungen zu zerreißen. Mir schien immer — ich muß es bekennen — auf diese
vermeintlich feste Kette der Satz zuzutreffen, daß viele schwache Gründe nicht
einen starken ausmachen. So habe ich seit dem Erscheinen jenes Werkes für den
Westgiebel, dessen weitaus günstigerer Erhaltungszustand eher eine Lösung der
Kompositionsfrage zu ermöglichen scheint als der so lückenhaft auf uns gekommene
Ostgiebel, eine von Furtwängler völlig abweichende Anordnung erwogen und auf
dem Papier mir anschaulich zu machen versucht. Aber erst die Aufstellung der alten
Städelschen Abgüsse der Ägineten in dem neuen Frankfurter Universitätsinstitut gab
die Möglichkeit und den Anlaß einer Nachprüfung mit Hilfe der Gipse. Meine These
hat, wie ich glaube, diese Probe bestanden, und so möchte ich meinen Anordnungs-
vorschlag in Kürze darlegen, ohne die Originale nachgeprüft zu haben. Ich ver-
zichte auf diese Nachprüfung, weil für eine Durchprobung der Kompositionsmöglich-
keiten ohnehin nur die beweglichen Abgüsse in Betracht kommen, andere, nur
vor den Originalen zu lösende Fragen, wie die Bewertung der Verwitterungsspuren
für die Komposition und die Deutung der Plinthenbettungen auf den Giebelgeisa,
so überaus heikel sind, daß sie einen Fortschritt, wenn überhaupt, so gewiß nur
geduldiger, immer wiederholter Beobachtung versprechen, wie sie eigentlich nur dem am
Orte Lebenden möglich ist. Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß es von dieser Seite
an einer Nachprüfung meiner Vermutung nicht fehlen werde.
Eine auf Tatsachen gegründete Sicherheit ist von Furtwängler nicht erreicht
worden — im Gegenteil: ein wichtiger Befund spricht entschieden gegen seine Grup-
pierung der Westgiebelfiguren: die Bettungen für die Figurenplinthen auf den wag-
rechten Giebelgeisa. Diese Geisa sind sehr unvollständig erhalten und in ihrer Reihen-
folge nicht gesichert. Auch die Fundorte, soweit sie überhaupt feststehen, geben

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