5o$
Adolf Wilhelm, Diodor über Lissos
510
II. Zu Fluvius Frigidus. Schmid
vernachlässigt den grundsätzlichen Unter-
schied zwischen der Bestimmung des Limes,
mit geringen Besatzungskräften feindliche
Einfälle aufzuhalten und der natürlichen
Aufgabe der Feldarmee, den Gegner nicht
einfach aufzuhalten, sondern entscheidend
Wien.
niederzuwerfen. Ersteres geschah natürlich
in der Limeslinie, für letzteres mußte ein der
antiken Schlachtentaktik entsprechendes of-
fenes Schlachtfeld gesucht werden. Oder gibt
es eine einzige große Entscheidungsschlacht,
die in der Limeslinie geschlagen
wurde ?
GEORG VEITH
Diodor über Lissos.
In ihrer Behandlung der antiken Nach-
richten über Lissos, das heutige Alessio, haben
C. Praschniker und A. Schober, Archäologische
Forschungen in Albanien und Montenegro,
Schriften der Balkankommission, Antiquar.
Abt., Heft VIII, S. 10, 14 f., 20 f., den Schluß
des 13. Kapitels in Diodors XV. Buch als ein-
heitlich und zur Gänze auf Lissos bezüglich
betrachtet und ihm unbedenklich entnommen,
daß Dionysios I. von Syrakus die von ihm
gegründete Stadt mit einer Befestigung, die
durch ihren Umfang die Befestigungen aller
griechischen Städte übertraf, ausgestattet,
am Anapos große Gymnasien angelegt, den
Göttern Tempel erbaut und alles, was zur
Hebung und zum Ruhme der Stadt beitragen
konnte, getan habe. Da Polybios und Livius
bei Lissos keinen Fluß erwähnen und ,,die
spätere Hauptmündung des Drin bei Alessio
im Altertum nicht vorhanden war", sei der
Anapos ,,offenbar ein die südliche Zadrima
vor der Laufänderung des Drin entwässernder
Fluß". Indes ist der Name Anapos wohl
bekannt als der Name des Flusses, der sich
in den großen Hafen von Syrakus ergießt;
da auch die Worte zu Anfang des dritten
Abschnittes des 13. Kapitels: ex
(nämlich der Stadt Lissos) ouv oppxb^evog
A:ovuc:o<; mit dem in den Handschriften
unmittelbar folgenden Satze: o)(oXyjV 3yov
xaTecxeoaae ved)p^ &axoa:ox$ Tpryjpecx xod
te%o$ 7Tep:eßaXe xoXe^ TY^xxotAo TO [isys^og
Mccs TtoXst yevec&aL Tov TrepfßoXov p-ey^tov
Td)V TToXeov - xcrcecxeuKce Se xa:
yU}Jt,V3CXX 7Tap& TOV A.V3X0V TtOTK^OV x*cX.
nicht zu vereinigen sind, haben die Heraus-
geber mit Recht nach ALOVuc:o$ eine Lücke
angenommen; Fr. Vogels Bemerkung: ,deest
cum multis nomen Syracusarum' haben Prasch-
niker und Schober übersehen. Schon der
Übergang: ex 1:3617]$ oüv cpp,(bp.evo$ nach
dem Satze: 0UT0$ y&p (nämlich Dionysios)
dxotXLRV dxeoTxXxtbg tov Aop:3v 06 7tolXo:$
xpoTepov e*cec:v exnxdx; TYjV x6X:v TYjV
ovop,3^op,evyjV A:ooov zeigt an, daß Diodor
mit seinem Berichte über die Gründung von
Lissos zu Ende ist; alles Folgende, anknüpfend
an den Bericht XV 6, 1: X3i:& 5e 2xxeX:av
A:ov6a:o$ 5 T&v Eupaxoaxov i;6p3VVo$ duoXe-
Xu[ieVOp T(bv TtpOpKapXTjOO'AOUg 7CoXe[AH)V (seit
dem Frieden des Jahres 392 v. Chr.) xoXXvjV
stpyjV7]V X3: c)(oX7]V s^e, bezieht sich auf
Syrakus. Die Nachricht über die Anlage von
200 Schiffshäusern haben Praschniker und
Schober für Lissos nicht verwertet; nach
Caesar war Lissos Seehafen (Seite 17).
Wohl aber haben sie den Platz für die
Gymnasien zu ermitteln gesucht. Der Um-
fang der Befestigungen von Syrakus, nach
Strabo VI 2, 4 nicht weniger als 180 Stadien,
rechtfertigt Diodors Aussage: (ü0Tsyevaad'3:
TtoXs: *cov xep:ßoXov p-eytccov *c6)v 'EXX7jv:5o)v
TtoXsow; bei aller Anerkennung für die An-
sehnlichkeit der Befestigungen von Lissos
konnten Praschniker und Schober doch nicht
umhin zuzugeben (S. 15), daß ,,gar manche
griechische Städte noch weit mächtigere
Ummauerungen aufzuweisen haben". Nach K.
J. Beloch, Gr. G.^ III 1, 118 f. ist übrigens
„bei Diodor statt des überlieferten A:cov
(13, 4) oder A:cc7] (14, 2) Issa zu lesen oder
doch zu verstehen".
Wien. ADOLF WILHELM
33'
Adolf Wilhelm, Diodor über Lissos
510
II. Zu Fluvius Frigidus. Schmid
vernachlässigt den grundsätzlichen Unter-
schied zwischen der Bestimmung des Limes,
mit geringen Besatzungskräften feindliche
Einfälle aufzuhalten und der natürlichen
Aufgabe der Feldarmee, den Gegner nicht
einfach aufzuhalten, sondern entscheidend
Wien.
niederzuwerfen. Ersteres geschah natürlich
in der Limeslinie, für letzteres mußte ein der
antiken Schlachtentaktik entsprechendes of-
fenes Schlachtfeld gesucht werden. Oder gibt
es eine einzige große Entscheidungsschlacht,
die in der Limeslinie geschlagen
wurde ?
GEORG VEITH
Diodor über Lissos.
In ihrer Behandlung der antiken Nach-
richten über Lissos, das heutige Alessio, haben
C. Praschniker und A. Schober, Archäologische
Forschungen in Albanien und Montenegro,
Schriften der Balkankommission, Antiquar.
Abt., Heft VIII, S. 10, 14 f., 20 f., den Schluß
des 13. Kapitels in Diodors XV. Buch als ein-
heitlich und zur Gänze auf Lissos bezüglich
betrachtet und ihm unbedenklich entnommen,
daß Dionysios I. von Syrakus die von ihm
gegründete Stadt mit einer Befestigung, die
durch ihren Umfang die Befestigungen aller
griechischen Städte übertraf, ausgestattet,
am Anapos große Gymnasien angelegt, den
Göttern Tempel erbaut und alles, was zur
Hebung und zum Ruhme der Stadt beitragen
konnte, getan habe. Da Polybios und Livius
bei Lissos keinen Fluß erwähnen und ,,die
spätere Hauptmündung des Drin bei Alessio
im Altertum nicht vorhanden war", sei der
Anapos ,,offenbar ein die südliche Zadrima
vor der Laufänderung des Drin entwässernder
Fluß". Indes ist der Name Anapos wohl
bekannt als der Name des Flusses, der sich
in den großen Hafen von Syrakus ergießt;
da auch die Worte zu Anfang des dritten
Abschnittes des 13. Kapitels: ex
(nämlich der Stadt Lissos) ouv oppxb^evog
A:ovuc:o<; mit dem in den Handschriften
unmittelbar folgenden Satze: o)(oXyjV 3yov
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nicht zu vereinigen sind, haben die Heraus-
geber mit Recht nach ALOVuc:o$ eine Lücke
angenommen; Fr. Vogels Bemerkung: ,deest
cum multis nomen Syracusarum' haben Prasch-
niker und Schober übersehen. Schon der
Übergang: ex 1:3617]$ oüv cpp,(bp.evo$ nach
dem Satze: 0UT0$ y&p (nämlich Dionysios)
dxotXLRV dxeoTxXxtbg tov Aop:3v 06 7tolXo:$
xpoTepov e*cec:v exnxdx; TYjV x6X:v TYjV
ovop,3^op,evyjV A:ooov zeigt an, daß Diodor
mit seinem Berichte über die Gründung von
Lissos zu Ende ist; alles Folgende, anknüpfend
an den Bericht XV 6, 1: X3i:& 5e 2xxeX:av
A:ov6a:o$ 5 T&v Eupaxoaxov i;6p3VVo$ duoXe-
Xu[ieVOp T(bv TtpOpKapXTjOO'AOUg 7CoXe[AH)V (seit
dem Frieden des Jahres 392 v. Chr.) xoXXvjV
stpyjV7]V X3: c)(oX7]V s^e, bezieht sich auf
Syrakus. Die Nachricht über die Anlage von
200 Schiffshäusern haben Praschniker und
Schober für Lissos nicht verwertet; nach
Caesar war Lissos Seehafen (Seite 17).
Wohl aber haben sie den Platz für die
Gymnasien zu ermitteln gesucht. Der Um-
fang der Befestigungen von Syrakus, nach
Strabo VI 2, 4 nicht weniger als 180 Stadien,
rechtfertigt Diodors Aussage: (ü0Tsyevaad'3:
TtoXs: *cov xep:ßoXov p-eytccov *c6)v 'EXX7jv:5o)v
TtoXsow; bei aller Anerkennung für die An-
sehnlichkeit der Befestigungen von Lissos
konnten Praschniker und Schober doch nicht
umhin zuzugeben (S. 15), daß ,,gar manche
griechische Städte noch weit mächtigere
Ummauerungen aufzuweisen haben". Nach K.
J. Beloch, Gr. G.^ III 1, 118 f. ist übrigens
„bei Diodor statt des überlieferten A:cov
(13, 4) oder A:cc7] (14, 2) Issa zu lesen oder
doch zu verstehen".
Wien. ADOLF WILHELM
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