Zu den eiischen Bildwerken der Aphrodite.
Im Heiligtum der Aphrodite zu Elis standen nach Pausanias (VI, 25, I) zwei
Statuen der Göttin, von denen die eine mit dem Beinamen Urania, ein Goldelfenbein-
bild des Phidias, als Kultbild im Inneren des Tempels aufgestellt war, während die
andere, Aphrodite Pandemos, ein Bronzewerk des Skopas sich im Temenos auf einem
besonderen Postament erhob. Von der Urania ließ sich bisher noch kein gesicherter
Nachklang nachweisen, dagegen ist die Pandemos auf eiischen Stadtmünzen der
Kaiserzeit nachgebildet worden, so daß man eine ungefähre Vorstellung von dem
Aussehen dieses Bildwerks gewinnen kann. Im folgenden mache ich aus dem Wiener
Kunstbesitz zwei Denkmäler bekannt, die trotz ihrer schlechten Erhaltung und künst-
lerischen Anspruchslosigkeit irgendwie mit diesen beiden Meisterwerken zusammen-
zuhängen scheinen.
I.
Als besonders kennzeichnend für die Aphrodite des Phidias wird von Pausanias
angegeben, daß sie den einen Fuß auf eine Schildkröte aufgestützt zeigte. Da weder
in der literarischen noch bildlichen Überlieferung über Aphrodite eine derartige Ver-
bindung mit der Schildkröte sonst nachzuweisen ist^), scheint das Motiv offenbar
nur der eiischen Kultstatue eigentümlich gewesen zu sein und man wird, wenn in
unserem Statuenvorrat ein Werk mit diesem charakteristischen Motiv auftaucht,
mit einer gewissen Berechtigung zuerst an die Aphrodite des Phidias denken dürfen.
Die bekannte Berliner Gewandstatue aus der Zeit der Parthenongiebel (Br. Br. Taf. 537)
kann ohne bestätigende Repliken dafür wohl nicht herangezogen werden, denn trotz
der zuletzt von Frickenhaus (Arch. Jahrbuch XXVIII, 1913, S. 363 ff.) angeführten
Gründe läßt die völlig moderne Ergänzung des linken Fußes mit der Schildkröte
nur die Möglichkeit einer näheren Beziehung zu. Dagegen gibt es bereits zwei Statuetten,
die einerseits das für die elische Aphrodite überlieferte Standmotiv erhalten zeigen,
1) v. Kekule, Über eine weibi. Gewandstatue
usw. S. II; Frickenhaus, Arch. Jahrb. XXVIII,
1913, S. 363; Über die Bedeutung der Schildkröte
unter den Stützfiguren archaischer Bronzespiegel
vgl. Praschniker, Österr. Jahreshefte XV, 1912,
S. 250. Die Schildkröte unter dem rechten Knie
einer Replik der kauernden Aphrodite in Madrid
(E. V. 1339) ist eine Zutat des Kopisten.
Im Heiligtum der Aphrodite zu Elis standen nach Pausanias (VI, 25, I) zwei
Statuen der Göttin, von denen die eine mit dem Beinamen Urania, ein Goldelfenbein-
bild des Phidias, als Kultbild im Inneren des Tempels aufgestellt war, während die
andere, Aphrodite Pandemos, ein Bronzewerk des Skopas sich im Temenos auf einem
besonderen Postament erhob. Von der Urania ließ sich bisher noch kein gesicherter
Nachklang nachweisen, dagegen ist die Pandemos auf eiischen Stadtmünzen der
Kaiserzeit nachgebildet worden, so daß man eine ungefähre Vorstellung von dem
Aussehen dieses Bildwerks gewinnen kann. Im folgenden mache ich aus dem Wiener
Kunstbesitz zwei Denkmäler bekannt, die trotz ihrer schlechten Erhaltung und künst-
lerischen Anspruchslosigkeit irgendwie mit diesen beiden Meisterwerken zusammen-
zuhängen scheinen.
I.
Als besonders kennzeichnend für die Aphrodite des Phidias wird von Pausanias
angegeben, daß sie den einen Fuß auf eine Schildkröte aufgestützt zeigte. Da weder
in der literarischen noch bildlichen Überlieferung über Aphrodite eine derartige Ver-
bindung mit der Schildkröte sonst nachzuweisen ist^), scheint das Motiv offenbar
nur der eiischen Kultstatue eigentümlich gewesen zu sein und man wird, wenn in
unserem Statuenvorrat ein Werk mit diesem charakteristischen Motiv auftaucht,
mit einer gewissen Berechtigung zuerst an die Aphrodite des Phidias denken dürfen.
Die bekannte Berliner Gewandstatue aus der Zeit der Parthenongiebel (Br. Br. Taf. 537)
kann ohne bestätigende Repliken dafür wohl nicht herangezogen werden, denn trotz
der zuletzt von Frickenhaus (Arch. Jahrbuch XXVIII, 1913, S. 363 ff.) angeführten
Gründe läßt die völlig moderne Ergänzung des linken Fußes mit der Schildkröte
nur die Möglichkeit einer näheren Beziehung zu. Dagegen gibt es bereits zwei Statuetten,
die einerseits das für die elische Aphrodite überlieferte Standmotiv erhalten zeigen,
1) v. Kekule, Über eine weibi. Gewandstatue
usw. S. II; Frickenhaus, Arch. Jahrb. XXVIII,
1913, S. 363; Über die Bedeutung der Schildkröte
unter den Stützfiguren archaischer Bronzespiegel
vgl. Praschniker, Österr. Jahreshefte XV, 1912,
S. 250. Die Schildkröte unter dem rechten Knie
einer Replik der kauernden Aphrodite in Madrid
(E. V. 1339) ist eine Zutat des Kopisten.