Zur Topographie von Ovilava (Wels in Oberösterreich).
Ließen bisher die zahlreichen römischen
Fundstücke des städtischen Museums im
Vereine mit der dürftigen antiken Überlie-
ferung nur ganz allgemeine Schlüsse bezüglich
Lage und Bedeutung von Ovilava zu, so
konnten durch eine Reihe von Beobachtungen
im Terrain und Grabungen seit dem Jahre
1917 Anhaltspunkte gewonnen werden, welche
die römische Stadtanlage nunmehr in wesent-
licnen Einzelheiten festlegen. Ich gebe im
folgenden, unterstützt durch die werktätige
Mithilfe des Gymn.-Prof. Karl Wolf, die
Resultate unserer mehr als dreijährigen
Arbeit und ordne sie nach Feststellungen
an der Stadtbefestigung, im Stadtinnern und
der unmittelbaren Umgebung. Eine Liste der
Sigillata-Töpferstempel und eine Topographie
der bisherigen Funde bilden den Abschluß.
Für die Durchsicht des Manuskriptes und die
freundliche Beratung sage ich Dr. Rudolf
Egger verbindlichsten Dank.
1. DIE STADTBEFESTIGUNG.
Aus Anlaß der Aufdeckung vcn römischen
Grabsteilen im März 1917 an der Dr.-Franz-
Groß-Straße (Absatz 3 dieses Berichtes) und
der hiedurch angeregten genaueren topographi-
schen Festlegung der beiden schon längst be-
kannten großen Gräberfelder konnte ich in dem
dazwischen liegenden Gebiete eine wallartige
Erhebung feststellen, welche im Norden, Westen
und Osten mit aller Deutlichkeit zu verfolgen
ist, während sie im Süden weniger klare
Spuren hinterlassen hat (vgl. Abb. 149). Im
Norden zieht sich dieser Wall längs der
Schubertstraße hin. Er war seinerzeit mit
einer Allee bepflanzt und führte nach dem
nahgelegenen Posthofe den Namen Postallee.
In seiner Fortsetzung nach Westen läuft er
an einer Häusergruppe vorbei, welche zu-
gleich mit dem Posthofe wegen ihrer Tiefen-
lage hinter dem Wall ,,Grabenhof" heißt. Auf
dem anschließenden Wallstück liegt der nörd-
liche Ast des Kreuzweges und die Kalvarien-
bergkirche. Westlich der Kirche biegt der
Wall auf dem Grunde des Maurermeisters
Gössl in weiter Rundung nach Süden um und
folgt dann der Bernardin- und Feldgasse. Im
südlichen Teil der Gasse wurde er bei An-
legung der Maria-Theresia-Straße eingeebnet,
dessen Fortsetzung ist jedoch südlich von der
Maria-Theresia-Straße bis zum Mühlbache
deutlich erkennbar, und es liegt auf seinem
Rücken die kleine Putzpräparatefabrik Veyl
(Abb. 149 Nr. 45), von der später noch die Rede
sein wird. Der östliche Flügel ist durch das
trotz Abgrabung der Schubertstraße noch
erkennbare Bogenstück nächst der Bahn-
übersetzung gegeben. Er verläuft deutlich
sichtbar von dieser Stelle nach Süden durch
den Ammergarten (Abb. 149 Nr. 20), weiterhin
östlich hinter der Bismarckstraße, dann an
der Roseggerstraße und hierauf durch Gärten
bis zur Herrengasse. Der weitere Zug des
Walles an dem östlichen Aste der modernen
Ringstraße, ist nicht mehr erkennbar, jedoch
taucht er wieder als ein mächtiges Gebilde
an der Ostseite des Burggartens auf.
(Abb. 149 Nr. 58—59)-
A. Nordmauer. Grabungen an der
Schubertstraße (1917).
Daß die beschriebene Umwallung tat-
sächlich mit der antiken Befestigung zusammen-
hängt, wurde zuerst in der Schubertstraße
durch einen quer darüber gezogenen Graben
erwiesen. Durch liebenswürdiges Entgegen-
kommen desBürgermeisters K.Schulz erhielt ich
zwei städtische Arbeiter beigestellt und konnte
dort den Wall durchstechen (Abb. 150—152.)
Schon am zweiten Tage zeigte sich beiläufig im
Niveau der danebenliegenden Straße in M. H.
318*15"' mächtiges Mauerwerk, nach Süden zu
harter Kalkguß, an der Gegenseite aus Konglo-
Jahreshefte des österr. archäoi. Institutes Bd. XXI, XXII Beiblatt.
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Ließen bisher die zahlreichen römischen
Fundstücke des städtischen Museums im
Vereine mit der dürftigen antiken Überlie-
ferung nur ganz allgemeine Schlüsse bezüglich
Lage und Bedeutung von Ovilava zu, so
konnten durch eine Reihe von Beobachtungen
im Terrain und Grabungen seit dem Jahre
1917 Anhaltspunkte gewonnen werden, welche
die römische Stadtanlage nunmehr in wesent-
licnen Einzelheiten festlegen. Ich gebe im
folgenden, unterstützt durch die werktätige
Mithilfe des Gymn.-Prof. Karl Wolf, die
Resultate unserer mehr als dreijährigen
Arbeit und ordne sie nach Feststellungen
an der Stadtbefestigung, im Stadtinnern und
der unmittelbaren Umgebung. Eine Liste der
Sigillata-Töpferstempel und eine Topographie
der bisherigen Funde bilden den Abschluß.
Für die Durchsicht des Manuskriptes und die
freundliche Beratung sage ich Dr. Rudolf
Egger verbindlichsten Dank.
1. DIE STADTBEFESTIGUNG.
Aus Anlaß der Aufdeckung vcn römischen
Grabsteilen im März 1917 an der Dr.-Franz-
Groß-Straße (Absatz 3 dieses Berichtes) und
der hiedurch angeregten genaueren topographi-
schen Festlegung der beiden schon längst be-
kannten großen Gräberfelder konnte ich in dem
dazwischen liegenden Gebiete eine wallartige
Erhebung feststellen, welche im Norden, Westen
und Osten mit aller Deutlichkeit zu verfolgen
ist, während sie im Süden weniger klare
Spuren hinterlassen hat (vgl. Abb. 149). Im
Norden zieht sich dieser Wall längs der
Schubertstraße hin. Er war seinerzeit mit
einer Allee bepflanzt und führte nach dem
nahgelegenen Posthofe den Namen Postallee.
In seiner Fortsetzung nach Westen läuft er
an einer Häusergruppe vorbei, welche zu-
gleich mit dem Posthofe wegen ihrer Tiefen-
lage hinter dem Wall ,,Grabenhof" heißt. Auf
dem anschließenden Wallstück liegt der nörd-
liche Ast des Kreuzweges und die Kalvarien-
bergkirche. Westlich der Kirche biegt der
Wall auf dem Grunde des Maurermeisters
Gössl in weiter Rundung nach Süden um und
folgt dann der Bernardin- und Feldgasse. Im
südlichen Teil der Gasse wurde er bei An-
legung der Maria-Theresia-Straße eingeebnet,
dessen Fortsetzung ist jedoch südlich von der
Maria-Theresia-Straße bis zum Mühlbache
deutlich erkennbar, und es liegt auf seinem
Rücken die kleine Putzpräparatefabrik Veyl
(Abb. 149 Nr. 45), von der später noch die Rede
sein wird. Der östliche Flügel ist durch das
trotz Abgrabung der Schubertstraße noch
erkennbare Bogenstück nächst der Bahn-
übersetzung gegeben. Er verläuft deutlich
sichtbar von dieser Stelle nach Süden durch
den Ammergarten (Abb. 149 Nr. 20), weiterhin
östlich hinter der Bismarckstraße, dann an
der Roseggerstraße und hierauf durch Gärten
bis zur Herrengasse. Der weitere Zug des
Walles an dem östlichen Aste der modernen
Ringstraße, ist nicht mehr erkennbar, jedoch
taucht er wieder als ein mächtiges Gebilde
an der Ostseite des Burggartens auf.
(Abb. 149 Nr. 58—59)-
A. Nordmauer. Grabungen an der
Schubertstraße (1917).
Daß die beschriebene Umwallung tat-
sächlich mit der antiken Befestigung zusammen-
hängt, wurde zuerst in der Schubertstraße
durch einen quer darüber gezogenen Graben
erwiesen. Durch liebenswürdiges Entgegen-
kommen desBürgermeisters K.Schulz erhielt ich
zwei städtische Arbeiter beigestellt und konnte
dort den Wall durchstechen (Abb. 150—152.)
Schon am zweiten Tage zeigte sich beiläufig im
Niveau der danebenliegenden Straße in M. H.
318*15"' mächtiges Mauerwerk, nach Süden zu
harter Kalkguß, an der Gegenseite aus Konglo-
Jahreshefte des österr. archäoi. Institutes Bd. XXI, XXII Beiblatt.
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