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0. Walter, Antiken bericht aus Smyrna.
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werden, daß die dortigen Ruinen keineswegs
aus mykenischer, wohl auch nicht aus ar-
chaischer Zeit stammen, also keiner Zufluchts-
burg für die Bevölkerung Altsmyrnas ange-
hören, sondern wie auch andere in der Nähe
gelegene Burgen (z. B. G. Weber, Le mont
Sipylos et ses monuments 25; Carte du
Sipylos E) Außenwerke oder Kastelle zur Be-
herrschung der nach Smyrna führenden Wege
waren (die Felsenburgen von Ada-Tepe und
Akdsche-Kaja, Weber, Athen. Mitt. X 1S85
212 ff. und 215 mit Anm. 1, kenne ich
nicht). Daß die Anlage sehr wohl auch aus
hellenistischer Zeit herrühren kann, lehrt z. B.
ein Vergleich mit der lysimachischen Stadt-
mauer von Ephesos; vgl. z. B. Jahreshefte XV
1912 191 f. Abb. 145 und insbesondere die Tor-
anlage 199'f. Abb. 149 mit der Skizze bei
Weber pl. I ,,Porte de l'Acropole" (Perrot-
Chipiez, Histoire de l'art V 47 Abb. 13), die
allerdings anderes beweisen will. Daß auch
die westlich davon etwa auf halber Höhe
gelegene sogenannte Felswarte mit den hinauf-
führenden Treppenanlagen (Weber a. a. O.,
A und p. 12 f.; Perrot-Chipiez 44 Abb. 10)
nichts anderes als eine Grabanlage ist (wofür
sie auch Conze, Jahrbuch XIX 1899 Anzeiger
16 und J. Keil, Jahreshefte XI 1908 Beiblatt
161 halten), die sehr wohl auch aus römischer
Zeit stammen kann, zeigen die sicheren
Parallelen, die sich so vielfach in Kleinasien
finden. Inschriftlich ist uns für derartige ,,in
den lebendigen, anstehenden Fels gearbeitete
Grabanlagen (Sarkophage)" durch CIG 3777
die Bezeichnung (pur/] TruaXog überliefert, vgl.
dazu Br. Keil, Hermes XLIII 1908 540 ff. und
J. Keil-Premerstein, Bericht über eine dritte
Reise in Lydien 78; der Gegensatz zur
(putY] TToaXog ist die ebenda genannte e7TEt.CiXVXT;7].
Auch die einfachen Mauerzüge, die sich etwas
tiefer, wo die beiden kleinen Treppen enden,
verfolgen lassen, sehen keineswegs sehr alt aus.
Die zu den alten Grabanlagen auf dem
südöstlich des Kastells tiefer gelegenen Plateau
und Abhang gehörende Stadt ist sicher nicht
hier oben, sondern auf dem halbinselartigen
Vorsprung, wo heute Bairakly liegt, und auf
dem inselartig aufragenden Hügel mit Wein-
bergen und zwei kleinen Häusern (im Besitze
der Brüder Dimitrios und Ilias Petrochilos in
Burnowa) zu suchen; vgl. auf der Terrainskizze
bei Curtius, Beiträge zur Geschichte und Topo-
graphie Kleinasiens Pl. IV und darnach Perrot-
Chipiez 43 Abb. 9 die mit ,,Hadji Moudjor"
bezeichnete Gegend. Dort vermutete Conze
(Jahrbuch XIX 1899 Anzeiger 15 f.) Altsmyrna
und bereits Prokesch von Osten hat, von
Fauvel geleitet, die alte Stadt dort gefunden.
Da seine Ausführungen darüber (Jahrbücher
der Literatur LXVIII 1834 Anzeigeblatt 55 f.)
nicht leicht zugänglich sind, ist es vielleicht
angezeigt, sie hier zu wiederholen:
,,Nach der neuen Stadt also kommt ein
Golf, sagt Strabo (XIV 646), und an diesem
lag die alte Smyrna; und siehe, gerade wo
heut zu Tage die äußersten Gebäude der neuen
Stadt stehen, wendet die Küste fast unter
einem rechten Winkel nach Ost und bildet
die innere Bay von Smyrna, die eine halbe
Stunde lang und fast ebenso breit ist. Fährt
man in derselben, so hat man zur Rechten
die Schiffwerften der heutigen Smyrner, zur
Linken den kahlen, sonnenverbrannten Zweig
des Sipylus, der nach der Ebene des Hermus
ausläuft, und im Hintergründe vor sich die
Lände von Burnabat. Zwischen dieser und
dem Gestade zur Linken, am letzten Winkel
der Bucht, hebt sich ein kleiner Hügel, der
sich schon dadurch auszeichnet, daß er grüner
als seine Umgebung ist; daran steht ein
Tschiftlik des Kiatib-Oglu. Diese Stelle ist
etwa 20 Stadien von der Smyrna Alexanders
und Strabos entfernt. Dort stand die alte
Smyrna.
Ich wurde dahin zuerst von dem wür-
digen Greise Fauvel im April 1825 geführt,
der.dort eine Spur uralter Mauer
gefunden hatte, und mich einlud, mit ihm
derselben nachzugehen. Wir fanden dieselbe
bald und folgten ihr rings um den oben er-
wähnten freystehenden länglichen Hügel, der
an der Nordseite mit einem aus Granitblöcken
zusammengetragenen Haufen gekrönt ist.
Eine Menge Stücke von Ziegeln der ältesten
Art und ebensolcher Vasentrümmer, darunter
von denen, die man phönizische nennt, liegen
im Felde verstreut; die Ummauerung ist
cyklopisch. Der Hügel hat aber nicht über
500 Schritte längeren Durchmessers; wir
schlossen daraus, daß er nur einen besonders
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0. Walter, Antiken bericht aus Smyrna.
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werden, daß die dortigen Ruinen keineswegs
aus mykenischer, wohl auch nicht aus ar-
chaischer Zeit stammen, also keiner Zufluchts-
burg für die Bevölkerung Altsmyrnas ange-
hören, sondern wie auch andere in der Nähe
gelegene Burgen (z. B. G. Weber, Le mont
Sipylos et ses monuments 25; Carte du
Sipylos E) Außenwerke oder Kastelle zur Be-
herrschung der nach Smyrna führenden Wege
waren (die Felsenburgen von Ada-Tepe und
Akdsche-Kaja, Weber, Athen. Mitt. X 1S85
212 ff. und 215 mit Anm. 1, kenne ich
nicht). Daß die Anlage sehr wohl auch aus
hellenistischer Zeit herrühren kann, lehrt z. B.
ein Vergleich mit der lysimachischen Stadt-
mauer von Ephesos; vgl. z. B. Jahreshefte XV
1912 191 f. Abb. 145 und insbesondere die Tor-
anlage 199'f. Abb. 149 mit der Skizze bei
Weber pl. I ,,Porte de l'Acropole" (Perrot-
Chipiez, Histoire de l'art V 47 Abb. 13), die
allerdings anderes beweisen will. Daß auch
die westlich davon etwa auf halber Höhe
gelegene sogenannte Felswarte mit den hinauf-
führenden Treppenanlagen (Weber a. a. O.,
A und p. 12 f.; Perrot-Chipiez 44 Abb. 10)
nichts anderes als eine Grabanlage ist (wofür
sie auch Conze, Jahrbuch XIX 1899 Anzeiger
16 und J. Keil, Jahreshefte XI 1908 Beiblatt
161 halten), die sehr wohl auch aus römischer
Zeit stammen kann, zeigen die sicheren
Parallelen, die sich so vielfach in Kleinasien
finden. Inschriftlich ist uns für derartige ,,in
den lebendigen, anstehenden Fels gearbeitete
Grabanlagen (Sarkophage)" durch CIG 3777
die Bezeichnung (pur/] TruaXog überliefert, vgl.
dazu Br. Keil, Hermes XLIII 1908 540 ff. und
J. Keil-Premerstein, Bericht über eine dritte
Reise in Lydien 78; der Gegensatz zur
(putY] TToaXog ist die ebenda genannte e7TEt.CiXVXT;7].
Auch die einfachen Mauerzüge, die sich etwas
tiefer, wo die beiden kleinen Treppen enden,
verfolgen lassen, sehen keineswegs sehr alt aus.
Die zu den alten Grabanlagen auf dem
südöstlich des Kastells tiefer gelegenen Plateau
und Abhang gehörende Stadt ist sicher nicht
hier oben, sondern auf dem halbinselartigen
Vorsprung, wo heute Bairakly liegt, und auf
dem inselartig aufragenden Hügel mit Wein-
bergen und zwei kleinen Häusern (im Besitze
der Brüder Dimitrios und Ilias Petrochilos in
Burnowa) zu suchen; vgl. auf der Terrainskizze
bei Curtius, Beiträge zur Geschichte und Topo-
graphie Kleinasiens Pl. IV und darnach Perrot-
Chipiez 43 Abb. 9 die mit ,,Hadji Moudjor"
bezeichnete Gegend. Dort vermutete Conze
(Jahrbuch XIX 1899 Anzeiger 15 f.) Altsmyrna
und bereits Prokesch von Osten hat, von
Fauvel geleitet, die alte Stadt dort gefunden.
Da seine Ausführungen darüber (Jahrbücher
der Literatur LXVIII 1834 Anzeigeblatt 55 f.)
nicht leicht zugänglich sind, ist es vielleicht
angezeigt, sie hier zu wiederholen:
,,Nach der neuen Stadt also kommt ein
Golf, sagt Strabo (XIV 646), und an diesem
lag die alte Smyrna; und siehe, gerade wo
heut zu Tage die äußersten Gebäude der neuen
Stadt stehen, wendet die Küste fast unter
einem rechten Winkel nach Ost und bildet
die innere Bay von Smyrna, die eine halbe
Stunde lang und fast ebenso breit ist. Fährt
man in derselben, so hat man zur Rechten
die Schiffwerften der heutigen Smyrner, zur
Linken den kahlen, sonnenverbrannten Zweig
des Sipylus, der nach der Ebene des Hermus
ausläuft, und im Hintergründe vor sich die
Lände von Burnabat. Zwischen dieser und
dem Gestade zur Linken, am letzten Winkel
der Bucht, hebt sich ein kleiner Hügel, der
sich schon dadurch auszeichnet, daß er grüner
als seine Umgebung ist; daran steht ein
Tschiftlik des Kiatib-Oglu. Diese Stelle ist
etwa 20 Stadien von der Smyrna Alexanders
und Strabos entfernt. Dort stand die alte
Smyrna.
Ich wurde dahin zuerst von dem wür-
digen Greise Fauvel im April 1825 geführt,
der.dort eine Spur uralter Mauer
gefunden hatte, und mich einlud, mit ihm
derselben nachzugehen. Wir fanden dieselbe
bald und folgten ihr rings um den oben er-
wähnten freystehenden länglichen Hügel, der
an der Nordseite mit einem aus Granitblöcken
zusammengetragenen Haufen gekrönt ist.
Eine Menge Stücke von Ziegeln der ältesten
Art und ebensolcher Vasentrümmer, darunter
von denen, die man phönizische nennt, liegen
im Felde verstreut; die Ummauerung ist
cyklopisch. Der Hügel hat aber nicht über
500 Schritte längeren Durchmessers; wir
schlossen daraus, daß er nur einen besonders
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