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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 21.-22.1922-1924

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Groag, Edmund: Prosopographische Beiträge
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https://doi.org/10.11588/diglit.33680#0485

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433

Prosopographische Beiträge.

434

zutreffen, war eine Tante Nervas, Rubellia
Bassa, die Tochter der Iulia, der Tochter des
Drusus Caesar, der Enkelin des Tiberius und
Adoptivurenkelin des Augustus^). Diese Ver-
wandtschaft mit der regierenden Familie mag
vielleicht mitbestimmend gewesen sein, als
Nero den jungen Nerva — der ihm doch
niemals, wie z. B. Plautus, ein gefährlicher
Rivale werden konnte — nach der Entdeckung
der Pisonischen Verschwörung im Jahre 6g
so ungewöhnlich auszeichnete, dem designier-
ten Prätor (der wohl Mitglied des Gerichts-
hofes gewesen war^?) die Triumphalornamente
verlieh und seine Standbilder nicht allein auf
dem Forum, sondern auch im Kaiserpalast
aufstellen ließ^). Bei dem Nimbus, der die
domus Caesarum in den Augen der
Römer dieser Zeit noch immer und trotz allem
umgab (und der selbst bei einem Tacitus
und Iuvenal unverkennbar zum Ausdruck
kommt^9) und namentlich bei der (wenngleich
von manchen unwillig empfundenen) Ehrer-
bietung, die man dem zum Gotte erhobenen
Begründer des Kaiserreiches und des Reichs-
friedens zollte, wäre es gar nicht unmöglich,
daß bei Nervas Erhebung auch dieses Moment
eine Rolle gespielt habe^°). Jedenfalls gehörten

hieß, und schließt daraus auf Verwandtschaft der
Salvii Othones mit den Cocceii Nervae, was aller-
dings kaum von Bedeutung wäre.
-6) Auch von ihr galt demnach, was von
(ihren Brüdern) Plautus und Blandus gesagt wird:
per /naiernam oriyincm pari ac Nero yracZa a cZZao
Augasio (Tac. ann. XIII 19); cui noZhZZZag per
mairem ea: 7uZZa /amiZia (XIV 22); ciarifueiine aoi
Drasi (XIV 57); iamc.s aZZo Drasoram sZemmaZe
usw. (Iuv. VIII 40).
27) Vgl. Hohl, RE Suppl. III 385.
2S) Tac. ann. XV 72 vgl. A. Stein, RE IV 134.
25) Zum Beleg genüge es, auf Tac. ann. IV 3
aZgae iiia, caZ aaancaZas AayagZas, socer ?'i&erias,
ea? Draso Zi&eri, segne ac maiores ei posieros mnni-
cipaZi aeZuZZero /oeda&aZ und auf die oben ange-
führte Iuvenalstelle oder auf Iuv. VI 115 (respice
rioaZes cZioornm usw.) hinzuweisen.
3°) Es ist nicht ohne Bedeutung, daß Vespa-
sian und Domitian Nerva zum Kollegen im Konsulat
wählten (71 u. 90 v. Chr.), ersterer sogar als ein-

Rubellia Bassa, Octavius Laenas (IV) — der
Vater des Konsuls Laenas Pontianus; dieser
selbst wird, da er wohl sao anno zum Kon-
sulat gelangte, gerade um diese Zeit zur
Welt gekommen sein — und endlich Nerva
in den Tagen des Unterganges der Flavier
zu der gewiß nur sehr kleinen Zahl von Vor-
nehmen, die sich der Verwandtschaft mit
dem ersten Kaiserhause Roms rühmen konn-
ten (Rubellius Bandus [IV] muß geraume
Zeit vorher gestorben sein, da Iuvenal VIII
71 sagt gaern no&is /ama -saper&am ZradZZ).
Die Octavii Laenates sind wohl die Verwandten
Nervas, die dieser, wie Dio (Xiph.) berichtet,
überging, als er Traian zu seinem Sohn erkor3*).
Für das römische Reich war es ein Glück,
daß statt eines Octavius Laenas, in dessen
Adern das ,,göttliche" Blut eines Tiberius,
eines Drusus, einer Livia und Antonia Augusta
rollte, der Provinziale M. Ulpius Traianus von
Nerva zum Sohn und Nachfolger ausersehen
wurde32), aber wenn der greise Imperator sich
dazu entschlossen hat, so war dabei gewiß
die Erwägung für ihn maßgebend, daß die
Adoption eines Verwandten das Reich aber-
mals in blutige Wirren gestürzt und doch zu-
gleich seinem Nachfolger den Untergang ge-

ziger Privatmann, dem diese Ehre zuteil wurde.
Vielleicht darf man hier auch an die Worte Dios
(LXVII 13, 3) erinnern: (bei Xiphihn) tov
Nspooxv 'ijXD-ov (dte Verschworenen), ensd3Y] xxt
soY^vsoixtog xxl äTtteLxsotxtog ^v xcd Ttpoostt xxl
äxtvSbvsoos &<xßX7]&=!.g 07t' txoTpoXÖYMv cet. (und bei
Zonaras XI 20 p. 62 f. Dind.) ^ 5' -gyspovtst elg
Nspabxv pstyjvsxto, <xv8px xod ebYeveo'tx'tov xxt
STttStXSOTXTOV .... fjX&ov oov S7Ü tov NepoÖKV* og
xatpoXcrMV g^ [j.oyctpX7]3St cpTiCtXVTMV [Uxpoo 8td)XeT0
%v. Es sei ferner darauf hingewiesen, daß Nerva
der letzte war, dessen Asche nach Senatsbeschluß
im Mausoleum der Julier beigesetzt wurde (Epit.
de Caes. 12, 12 vgl. Jordan, Topogn d St. Rom
II 436. Kornemann Mausol. d. Aug. 3 ff.).
3*) Kxtrot ooYysvMV too Nspoox SvtMv ttvtöv.
00 Y&p ^MV XOLVMV OÜOVyjptXg O XV7]p t^V
ooYYevstxv Ttpoettpyjosv LXVIII 4, 1.
32) Über die Vorgänge bei dieser Adoption vgc
Arthur Stein, RE IV 139 ff.
 
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