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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 21.-22.1922-1924

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Veith, Georg: Metulum und Fluvius Frigidus
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https://doi.org/10.11588/diglit.33680#0509

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481

Metulum und Fluvius Frigidus.

482

Cakovac ein neues römisches Munici-
pium entwickelte, dessen Vorhandensein archäo-
logisch bezeugt ist und das den Namen der
alten Japodenstadt ebenso angenommen haben
kann wie das römische Karthago den des nicht
nur zerstörten, sondern auch offiziell ver-
fluchten punischen.
Ebenso wenig überzeugt mich der Ein-
wand, den Schmid gegen den Vinicicaberg
vom Standpunkte des heutigen Zustandes er-
hebt; ich möchte auch bezweifeln, daß er das
fragliche Gelände selbst gesehen hat. Vor
allem ist es ganz unzulässig, aus dem Zu-
stand, daß auf dem Gipfelplateau keine Wall-
spur sichtbar ist, zu schließen, daß es ,,wegen
der hohen und steilen Hänge von keinem
Wall umgeben" war. Freilich konnte man sich
in diesem Falle manche Arbeit sparen, die
bei flachem Zugang nötig war; Appian spricht
aber auch nicht von einem Stein- oder Erdwall,
sondern von einer ,,Mauer", die von den
Römern beschädigt und sodann, nach ihrer
Räumung durch die Japoden, niedergebrannt
wurde. Dies läßt durchaus die Vorstellung
einer starken Palissadenmauer zu, für die der
erwiesene Holzreichtum des Landes das nötige
Material leicht lieferte. — Daß der Platz sehr
fest war und es überdies an sehr ausgiebiger
künstlicher Nachhilfe nicht gefehlt hat,
beweist der von mir Sp. 34 beschriebene,
5—15 Meter breite ebene Wallgang, der sich
längs der ganzen Südseite des Berges hinzieht
und eine ganz kolossale Erdbewegung zur
Voraussetzung hat. Es ist richtig, daß auf
der Vinicica jene gewaltigen Erd- und Stein-
wälle, die wir bei St. Michael bewundern,
fehlen; aber in jeder anderen Hinsicht,
insbesondere in der Ausdehnung und in der
beherrschenden Lage, ist die Festung der
Vinicica weitaus imposanter; und das Fehlen
der Wallspuren hat ja Schmid selbst aus
der Höhe und Steilheit der Hänge genügend
erklärt.
Ehe ich die weiteren Gegengründe
Schmids, die sich nunmehr auf das strategisch-
geographische Gebiet wenden, weiter verfolge,
möchte ich des Zusammenhanges halber
zunächst auf seine, der Terrainkonfiguration
entnommenen Beweise, die er für St. Michael
anführt, eingehen.

Schmid glaubt, die beiden Hügel Appians
im ,,Kaculj" und dem nordwestlich anschlie-
ßenden sogenannten ,,Waffenhügel" wieder-
zufinden. Soweit ich aus dem Zusammenhänge
entnehme, identifiziert er den ersteren mit
der Ober-, den letzteren, ,,etwas niedrigeren"
und, nebenbei bemerkt, viel kleineren Hügel
mit der Unterstadt. Hier kann ich nur wieder-
holen, was ich schon in meiner Arbeit betont
habe, Schmid aber ignoriert hat: der ,.Waffen-
hügel" ist erstens für den bloßen Anblick so
gut wie gleich hoch wie der Kaculj, — dasselbe
gilt übrigens für den angeblich höheren
dritten Hügel ,,Zluberski vrh" — und zweitens
so klein, daß er höchstens einen vorgeschobe-
nen Annex der Stadtbefestigung, niemals aber
einen ganzen Stadtteil, eine Art City, gebildet
haben kann; neben dem von Appian erwähnten
Rathaus wäre für sonstige Wohnstätten dort
kaum mehr Raum gewesen. Aus diesem Grun-
de entspricht das Gradiste von St. Michael
tatsächlich weit weniger der Beschreibung
Appians wie der Vinicicaberg.
Nun zur geographisch-strategischen Seite
der Frage.
Schmid geht von der Ansicht aus, daß
die ,,Japoden jenseits der Alpen", deren
Hauptstadt Metulum war, eben in der frag-
lichen Gegend um Adelsberg-Prevald-Landol,
also nordwestlich des Krainer Schnee-
berges, in dem er den 8pog Appians
erblickt, zu suchen seien; er beruft sich dabei
auf das ,,deutliche Zeugnis" bei Strabo VII 5,
2 und 4, p. 314. Gerade hier liegt der Fehler,
denn Strabo ist es, der das Gegenteil erweist.
In demselben Kapitel bezeugt er zunächst, daß
Nauportus (Cber-Laibach) eine Stadt der
Taurisker, Tergeste (Triest) eine der Karner
war. Es müßte sich also nach Schmids Vor-
stellung das Gebiet der Japoden, wenn es bis
St. Michael gereicht hätte, keilförmig zwischen
jene beiden Völkerschaften hineingeschoben
haben. Indes Strabo gibt diese Gebietsverhält-
nisse noch deutlicher. Er sagt zunächst:
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Und anschließend erwähnt er den Weg von
Tergeste ,,&& Tyj$ "Oxp^" — also nicht längs
 
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