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Pauli, Gustav; Hamburger Kunsthalle
Führer durch die Galerie der Kunsthalle zu Hamburg (1): Die neueren Meister — Hamburg: Verlag der "Freunde der Kunsthalle" e.V. zu Hamburg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.53297#0178

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nisse eines stark begabten Jünglings, der in bescheidenen
Landschaftsbildern der heimatlichen Erde seine Huldi*
gung darbringt. Dann zieht er, getrieben von der echt
germanischen Wanderlust nach dem sonnigen Süden,
nachdem ein Studienaufenthalt in Paris wirkungslos an
ihm abgeglitten war.
In Rom entdeckt er für sich den klassischen Stil der
Landschaft, angeregt von Franz*Dreber, bestärkt und
erleuchtet durch Poussin. Eine Strecke weit wagt er sich
in dieser Richtung vor, dann aber bricht elementarisch
die deutsche Lust zum Fabulieren aus ihm hervor und
zugleich eine barbarische Lebensfreude. Er erobert nun
den Süden ein zweites Mal auf seine Art und bevölkert
die Gestade des Mittelmeeres, die Campagna und die
Haine Toscanas mit einem Schwarm nordischer Fabel*
wesen. Mit unbekümmerter Laune schafft er sich eine
ganze große Welt, farbenglühend, bisweilen barbarisch
bunt, das Reich einer neuen Romantik. Er gebietet hier als
ein Zauberer, wie Gottfried Keller von ihm gesagt hat:
Seit du bei uns eingezogen
Und dein leichtes Haus gebaut,
Schauen wir der Iris Bogen,
Wenn der heilste Himmel blaut.
Seh’n die Fülle der Gesichte
Dich im Reigentanz umzieh’n.
Seh’n die Knospen, Blüten, Früchte,
Rastlos deiner Hand entflieh’n ...
Das Publikum war verblüfft, die Akademie bekreuzte
sich, die Jugend indessen drängte sich begierig hinzu, und
als sie herangewachsen war, hatte Bocklin gesiegt. Den
vor kurzem noch Verkannten und Verspotteten umtönte
schließlich brausender Beifall und er genoß einer Volks*
tümlichkeit wie kein anderer Künstler seiner Zeit.

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