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Prähistorische Blätter — 6.1894

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Nr. 2
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Pollinger, Johann: Hügelgräber bei Schamhaupten in der Oberpfalz
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https://doi.org/10.11588/diglit.32977#0030
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Hiigelgräber bei Schamhaupten in der Oberpfalz.

Hügel öffnen. Hier fand sich bereits in einer Tiefe von
10 cm der Boden und ein Seitenstück eines Gefässes,
unmittelbar darunter in horizontaler Lage ein einsclmeidiges
Hiebmesser aus Eisen.

Die beiden Gefässtücke sind aus schwarzem Thone und
an beiden Seiten mit einem röthlichen Anstriche versehen.
Sie sind gut 1 cm stark und schwach gebrannt. Der ßoden
hat einen Durchmesser von 12 cm. Die ursprüngliche Form
des Gefässes lässt sich nicht mehr genau bestimmen, wahr-
scheinlich dlirfte sie schüsselartig gewesen sein.

Das Hiebmesser (Tafel III, Fig. 1), das eine bedeutende
Kunstfertigkeit cles Herstellers verrät, ist mit dem Griffe
32 cm, olme diesen 22 cm lang, die gebogene Klinge am
Griffe 5 cm breit, das Blatt dünn, der JRüeken stark. Der
Griff war mit Holz oder Horn bedeckt, welche Stoffe durch
zwei Nieten und zwei Spangen am Fisen befestigt waren.
Aus dem Holzabdrucke an der Klinge lässt sich auf eine
hölzerne Scheide schliessen.

ln einer weiteren Tiefe von ea. 60 cm lagen zwei von
der Schwere des darüber lastenden Materials zerdrückte Ge-
fässe, umgeben von faust- bis kopfgrossen Steinen. Beide
waren aus rothem Thone und hatten an der Innen- und
Aussenseite einen schwarzgrauen Ueberzug. Sie waren mit
gleicher Erde, womit die ITügel aufgescbüttet, gefüllt. Doch
zeigtcn sich in sie eingesprengt weissgraue Flecken, jedeu-
falls Aschenreste. Während sich das eine Gefäss nicht mehr
rekonstruieren liess, gelang die Zusammenstellung des anderen
aus seinen Scherben vollständig (Tafel IH, Fig. 2.). Es hat
am Boden 8 cm, am oberen, nach auswärts gebogenen Rande
17,5 cm Durclnnesser ; seine Höhe beträgt 11 cm, die Dicke
der Wandungen an 4—5 mm. Es ist von gefälliger, schüssel-
artiger Form. Verzierungen, abgesehen von einer am Rand-
ansatze horizontal um das Gefäss laufenden vertieften Linie,
fehlen. Der ganze Hügel ist aus lockerer, von Steinchen
gereinigter heimischer Erde aufgebaut. Nirgends zeigte
sich eine Brandstelle, wie auch kaum merkliche Kohlen-
teilchen zum Vorscheine kamen.

Hocherfreut von dem Resultate der Durchforschung
dieses Hügels und fest überzeugt, dass auch die übrigen
Hügel Gräber seien, schritt ich zur Oeffnung eines zweiten,
östlich gelegenen. Bestand der vorige Hiigel aus ganz
lockerer Erde, so war diese hier fest und speckig. Fs bot
in einer Tiefe von 50 cm viele regellos gelagerte, vollständig
 
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