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Prähistorische Blätter — 6.1894

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Nr. 3
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Ausgrabungen und Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.32977#0070
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Ausgrabungen und Funde.

des Taunus mit diesen Ueberresten alten keltischen Ackerbaues bedeckt
sind. Selbstverständlich ist ihre Erhaltung eine durchaus verschiedene,
wie es die so häufig wechselnde Bobauung dieser eben so schönen wie
fruchtbaren Gelände mit sich bringen musste. Aber eines ist bereits klar,
dass sie kein fortlaufendes Ganzes bilden, sondern in einzelne grössere und
kieinere, je einer Ansiedlung entsprechende Gruppen zerfallen. Die Be-
schaffenheit ihrer Beete ist die gleiche, wie wir sie überall, und z. B. bei
den berühmten Hochäckeranlagen zwischen Ammer- und Staffelsee, vor-
finden; ihre Breite beträgt durchweg 10 Schritt, ihre stets bedeutende Länge
iet wechselnd, und dabei sind sie den Terrainverhältnissen in vorzüglicher
Weise angepasst. Die instruktivste Anlage der bisher im Taunus nach-
gewiesenen Hochäcker ist die oben erwähnte vom Chausseehaus; sie erfüllt
alle Bedingungen, w relche wir nach den typischen Mustern aus der Nähe
Münchens an diese Ueberbleibsel alter Kultur zu stellen haben. Nicht
nur haben wir dort am Südwest-, also am günstigst gelegenen Abhange des
Berges „Hohe Wurzel“ die langgestreckte, dem Terrain sich anpassende
Ackeranlage. — Dieselbe zeigt vielmehr auch noch den alten Weg. der
sie dereinst der Länge nach durchschnitt und heute noch die bekannte
Ausweichegabelung erkennen lässt; eine an ihrem oberen Ende resp. Anfang
befindliche, zum Theil steil abgeböschte Stelle lässt die frühere Ansiedlung
vermuthen, die wohl aus Blockhäusern bestanden haben mag (Martellen
fehlen) undwenigeMinutenvon den längstenAusläufernihrer
Beete liegt die kleine Nekropole, in welcher die vorgeschichtlichen
Ackerbauer ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Es ist dies eine kleine
Gruppe ziemlich niedriger Hügelgräber mit Bronzen der Hallstattzeit. Zu
alledem aber gehört, um das Bild einer damaligen Siedelung nach jedei'
Richtung zu vervollständigen, der leider sehr zerstörte Ringwall des „Schläfers-
kopfes“, einer Berghöhe, die sich dicht nebeu der Anlage erhebt und ebenso
durch ihre Lage einen weiten Ausblick nach einem nahenden Feinde, wie
hinter ihren Mauern im Kriegsfall sicheren Schutz für Menschen und Vieli
gewähi'te. Es ist äusserst interessant, hier alle die Bedingungen zusammen
zu finden, welche für die damaligen Landesbewohner notwendig waren, und
werden wohl nur wenige andere Plätze diese günstigen äusserst instruktiveu
Verhältnisse wieder finden lassen, da spätere Kulturen den oder jenen
Faktor gänzlich ausgewischt haben. Wohl aber dürfen wir schon lieute die
Forderung stellen: Wo Hügelgräber siud, sucht nach Hocli-
äckern und umgekehrt! w ro ihr prähistorische Steinwälle mit
Bronzen findet, sucht nach Beiden, denn alle diese drei Faktoren
gehören zu einander; sie gehören demselben Stamm und derselben Periode
an. Im Uebrigen steht eine eingehende Beschreibung dieser Taunus-Hoch-
äcker für den nächsten Annalenband des Nass. Alterthumsvereins iu Aus-
sicht. (Wir begrüssen mit aufriclitiger Freude diese wichtige Entdeckung
des verdienstvollen Direktors des Nassauiselien Alterthumsvereins uud sehen
dcr angekiindigten Beschreibung mit Spaummg entgegen.)

Wie Herr OskarVug in Halbendorf uns giitigst mittheilt, wurden
vor einiger Zeit südlich von Malkwitz an dcr aiteu Strasse, welche ehe-
mals der Weistritz folgend von Schweiduitz iiber Cauth nach Breslau
führte imd heute nur noch ein Landweg ist, auf einem etwa 2 m hoheu,
an einer Seite schroff abfallenden Hügel ein umfaugi'eicher vorgeschicht-
licher Fund gemacht, iiber den bisher nocli keiue Mittheiluug iu die Oeffeut-
lichkeit gelangte. Derselbe bofindet sich bei dem Finder Herrn Hauptlehrer
Hofbauer in Klein-Leubusch bei Lering. Herr Vug hat, den Fund besichtigt
und hebt daraus hervor: einen eiseruen Schildbuckel, einen dazu gehörigen
 
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