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Prähistorische Blätter — 6.1894

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Nr. 4
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Ausgrabungen und Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.32977#0088
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Ausgrabungen und Funde.

grosse thönerne Urne, in der sich die starken Knochen des ßeerdigten in
ein leinenes Tucli gehiillt vorfanden. Zwischen den Knochen lag ein sehr
hiibsches Messer, eine Pincette und eine Nadel mit schalenförmigem Kopfe,
alles aus Bronze. Nach der wahrscheiulichsten Annahme diente das Messer
zum ßasiren und die Pincette zum Herausziehen der Haare; beide vereint
bilden das stehende Inventar in den Gräbern am Ende der Bronzezeit, wo
der Leichenbrand auch hier zu Lande allgemein wird. Es liegt der Ge-
danke nahe, dass die Beigaben Geräthe waren, mit welchen dem Todten
vor seiner Verbrennung der letzte Dienst erwiesen wurde und welche mit
der Niederlegung bei den Resten des Bestatteten weiterem Gebrauch ent-
zogen werden sollten, eine Sitte, welche in der Mitgabe von Kämmen u. s. w.
in das Grab in einigen Gegenden bis zur Gegenwart dauert. — Welchem
Stamm die Bevölkerung angehörte, deren letzte und einzige Reste wir in
diesen Gräbern vor uns haben, entzieht sich bisher noch jeder Beurtheilung;
auch die Zeit können wir nur im Allgemeinen als die Mitte des vorchrist-
lichen Jahrtausends bestimmen.

Ganz anders sind die Grabstätten von Kl.-Warin. Dort fanden sich in
ebenem Boden fast unmittelbar unter der Oberfläche Graburnen von reichen
und schönen Formen dicht neben einander stehend (ausgegraben sind 45),
welche zwischen spärhchen Gebeinen kleinen Zierrath und Gegenstände
täglichen Gebrauclis enthielten. Hier lagen zusammen Spindelsteine und
bronzene oder knöcherne Nähnadeln, Mitgaben an die schaffende Hausfrau,
einmal nur ein Wetzstein, sonst Gewandnadeln (die sog. Fibeln) von Bronze
in höchst zierhcher Ausführung, meist zwei oder drei zusammen, kleine
Bronzebehänge, ferner Messer und Schliissel aus Eisen. Die Bronzen sind
Importgegenstände römischer Provenienz und bilden einen sicheren Führer
für die Zeitbestimmung. Danach fällt dieses Grabfeld in das erste nach-
christhche Jahrhundert, gehört also den echten alten Germanen an. Wenn
es uns schwer wird, unsere üblichen Vorstellungen von den kampflustigen
alten Deutschen mit dem fast überzierlichen Inhalt ihrer Gräber zu vereinen
(das Grabfeld von Kl.-Warin steht nicht allein, sondern stimmt mit anderen,
besonders aus der Gegend von Grevesmiihlen, z. B. Wotenitz und Jamel,
durchaus iiberein), so müssen wir eben unsere aus der schriftstellerischen
Tradition gebildeten Anschauungen nach diesen untrüglichen ürkunden,
welche der Boden bewahrt hat, berichtigen, nicht umgekehrt. Uebrigens
ist gerade die Gegend bei Warin und Briiel besonders reich an Zeugnissen
römischer Beeintlussung; am bekanutesten sind die prächtigen Skeletgräber
von Häven, ein anderes „Römergrab“ ist in Bibow aufgedeckt, ein noch
nicht ausgebeutetes Grabfeld steckt in einer Kiesgrube bei Warnow,
mehrere Glasperlen römischer Herkunft aus Damelow hat Herr von Storch
daselbst schon fiüher und einen Spindelstein in der Art derer vou Kl.-Warin
Herr John auf Buchholz unlängst dem Grossh Museum überwiesen. Der
Periode, welche dem römischen Einfluss voraufgeht, der sog. la Tene-Zeit,
gehören Grabstätten bei Gr.-Labenz an, von denen Fundstücke durch die
Freundlichkeit des Herrn von Langeu im vorigen Jahre in die Sammlung
gekommen sind. Beltz.

Reihengräber bei Schretzheim. Bericht von Jos. Kirch-
mann, cand. med. vet. (Schluss.)

7. Tag: Freitag den 25. August. Wir eröffneten heute zuerst Grab
XLVIL Dasselbe , 2,31m laug, lm breit, euthielt 1,30 m tief das stark
vermoderte Skelet, (1,88 nr) einer älteren Person ohne alleu Schmuck und
eonstige Beigaben. Unzufriedeu mit diesem Erfolge machten wir uns
 
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