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Prähistorische Blätter — 6.1894

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Nr. 6
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https://doi.org/10.11588/diglit.32977#0143
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Litteratur.

95

Im vorliegenden Buche stellt sich der Verfasser die Aufgabe, die Re-
sultate der zahlreichen prähistorischen Einzelforschungnn in Nordamerika
zusammenzufassen und uns ein möglichst knappes und klares Bild der ge-
sammten Urgeschichte jenes weiten Länderraumes darzuhioten. Diese Auf-
gabe wurde auch völlig gelöst und ist es besonders die leichte Uebersicht-
lichkeit des Stoffes, welcbe lobend hervorgehoben werden muss. Dieselbe
würde noch besonders gewinnen, wenn die zahlreichen Begrtindungen,
welche Schmidt für seine Schliisse vorbringt, mehr zusammengedrängt und
präcisirt wären; auch würden manche Wiederholungen leicht zu vermeiden
gewesen sein. Jedenfalls ist dem Verfasser sehr zu danken, dass er uns
das Verständniss für die. urgeschichtlichen Epochen Nordamerikas durch
zahlreiche Analoga aus der alten Welt wesentlich näher bringt und er-
leichtert. In Anbetracht der Wichtigkeit des Werkes lassen wir dessen
Inhalt in kurzen Ziigen folgen.

Der erste Theil behandelt die Frage nach den ältesten Spuren
des Menschen in Nordamerika. Nach einem Excurs über die
amerikanische Eiszeit und deren mit der europäischen verwandte, aber
grossartigere Erscheinungsformen werden diejenigen Funde aufgezählt und
durchgepriift, in welchen der Mensch mit Diluvialthieren zusammen er-
scheint oder iu Diluvialschichten durch Fragmente seines Körpers oder
durch Erzeugnisse seiner Hand nachweisbar ist. Dabei kommt der Ver-
fasser zu dem Schluss, dass sich viele wirklich diluviale Menschenspuren
unter den citirten Funden erkennen lassen. Aber in noch weit entlegenere
Zeiträume führt uns der Verfasser beim Verfolgen der Spuren des nord-
amerikanischen Menschen. Zahlreiche Funde von menschlichen Knochen
und Artefakten aus Schichten, welche dem Tertiär zuzuschreiben sind,
lehren uns, dass auch schon in jener so fernen Epoche der Mensch in Nord-
amerika lebte. Von besonderem Gewicht sind nach Schmidt zahlreiche
Funde von Meoschenknochen und Artefacten, welche unter den ungestörten
vulkanischen Aschen- und Lavaschichten Californiens zu Tage treten uud
in’s Pliocän zu setzen sind. Dies sind die bis jetzt ältesten Spuren vom
Menschen!

Eine Untersuchung über die prähistorischen Kupfergeräthe
Nordamerikas bildet den zweiten, sehr interessanten Abschnitt des Werkes.
Zunächst erhalten wir Aufschlüsse über allgemeine Fragen, als da sind:
Vertheilung der Kupfergegenstände iiber das behandelte Gebiet nach ihrer
Art und in Hinsicht auf Häufigkeit, Arten der Auffindung, Erhaltungsgrad
und manche allgemeine Charakteristika, von denen als besonders wichtig
die folgenden erscheinen: Die Kunst des Gusses und Löthens fehlt, aus-
schliesslich wird fast chemisch reines Kupfer verarbeitet. Mit Hülfe einer
Zweigliederung lässt sich das reiche Material leicht und sicher überblicken.
Zuvörderst müssen unverarbeitete Kupfermassen genannt werden,
nämlich „unregelmässige, iundliche der Drift entstammende Stücke“, weiters
„grössere aus alten Bergbauten stanlmende Massen“ mit deutlichen Spuren
von Bearbeitung und schliesslich „kleinere, davon abgehauene Stücke“.
Dann folgt die reiche Auswah] bearbeiteter Geräthe, die sich 1) aus
Waffen und Werkzeugen und 2) aus Schmuckgegenständen rekrutiren und
zahlreiche Berührungspunkte mit manchen europäischen Stücken aufweisen.
Die Waffen und Werkzeuge ordnet Schmidt in Lanzen- und Pfeilspitzen,
Beile, Messer, Pfriemen und Nadeln. Den drei erstgenannten Arten ist die
zweifache Befestigungsweise des Objektes an den Schaft gemeinsam, dass
nämlich dcr Gegenstand entweder mit einer Schaftrinne versehen uud dazu
eingerichtet ist, den Stiel aufzunehmen oder dass die Rinue fehlt und bei
den Lanzen- uud Pfeilspitzen durch einen Dorn oder Zunge ersetzt wird,
 
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