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Prähistorische Blätter — 7.1895

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Heft Nr. 1
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Ausgrabungen und Funde
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https://doi.org/10.11588/diglit.32434#0024
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10

Litteratur.

ist ein Bronzeschwert mit starker Klinge und flacher Griffzunge; der Griff,
aus Horn oder Knochen gearbeitet, ist zum Theil erhalten , ebenso die
Scheide aus dünnem Holze mit Lederüberzug. Zu Füssen stand ein wohl-
geformtes Thongefäss mit rundlichem Leibe und breitem Halse, wohl zur
Mitgabe von Speisen dienend. — Unter dem Todtenbaume befanden sich
auf dem unberührten Boden an zwei Stollen Haufen verbrannter Knochen,
zum Theil von Menschen, zum Theil nach sachkundigem Urtheil von einem
kleineren Thiere, vielleicht Hunde; es sind offenbar die Reste eines Todten-
opfers. Auf dem Sarge lagen einige schwere Granitgeschiebe zum Befest-
igen des Deckels, und überall fanden sich Spähne von Birkenrinde, welche
sich wunderbar erhalten hat. Ueber dem Sarge wurde dann ein flacher Stein-
hagel gewölbt und der hohe Erdkegel aufgeschichtet. Das aufgegrabene Grab
nimmt die Mitte des Hügels ein; zu allen Seiten sind Nebengräber beob-
achtet, welche für künftige Ausgrabungen noch reiche Ausbeute versprechen.
Das Blengower Grab gehört nach seiner Anlage und Ausstattung in
eine der ältesten Perioden der Bronzezeit und kann auf ein Alter von
2800 bis 3000 Jahren Anspruch machen.
In das Ende dieser Periode fällt ein Fund von Gersdorf (R. A.
Bukow), welchen wir der Freundlichkeit der Frau von Plessen, geb.
Pauly, auf Friedrichsdorf verdanken. Die Grabgebräuche sind im Laufe
der Bronzezeit ganz andere geworden : die stolzen Grabbauten verschwinden ;
der Todte wird verbrannt, seine Gebeine werden in eine Urne gesammelt,
irgend ein, meist kleinerer Gegenstand mit hineingelegt, und dann wird die
Urne in den Sand gegraben und durch einige Steine geschützt. So entstehen
die sogenannten Urnenfelder. Die Gorsdorfer Urne war braun, einfach, rund-
lich, zugedeckt mit einer flachen, feiner gearbeiteten Schale. Zwischen den
Knochen lag ein starker Bronze ring mit angegossener Oese, wie er in
dieser Form zum ersten Male in Mecklenburg auftritt, nachdem er ander-
wärts, z. B. in Schleswig-Holstein, schon oft beobachtet nnd von Fräulein
J. Mestorf in Kiel in seiner chronologischen Bedeutung erkannt ist. Der
Ring, wahrscheinlich ein Schnalienring zur Befestigung des Gewandes , ge-
hört in den Uebergang der Bronze- in die Eisenzeit, die sogenannte ältere
la Tcne-Periode, und ist für diese Zeit, wo das beliebte Hilfsmitel der Fibel,
auf unserem Gebiete wenigstens, fast ganz fehlt, eine wichtige Leitform.
Zeitlich wird der Gersdorfer Fund etwa um das Jahr 350 vor Christi
Geb. fallen. (Schluss folgt.)

Litteratur.
Anzeiger des germanischen Nationaimuseums. 1894. No-
vember und Dezember. Enth. 8. 104, 105 vorgeschichtliche Fundberichte.
Hryo. Zeitschrift für krainische Landeskunde. 1894. Nro. 10. Enth. u. a.:
„Reiseskizzen aus Italien". Von A. Müllner. (Fortsetzg.) — „Die Gradisce
bei Teinach am Bacher." Mit Taf. XI?, 1 — 3. Von demselben.
Dieselbe. 1894. Nro. 11. Enth. u. a.: „Reiseskizzen aus Italien" Von
A. Müiiner. (Fortsetzg ) — „Eine heidnische Opferstätte am Bacher in
Steiermark." Mit Taf. XV, 1—9. — „Das Gradisce „Attilov Kocian"
bei Kapellen." Mit Taf. XVI. Von demselben. — „Prähistorische Fundo
im Sagorer Thale." Dazu Taf. XVI, 14. Von demselben.
ßayg, ßwoM <%e. Antiquites frankestrouvees en Boheme.
Mit zahlreichen Textabbildungen. (Extrait du „Bulletin Monumental.
Anne 1894" Oaen, Henri Delesqnes.)
Derselbe. I/artchez les barbares. Mit Textabbildungen (Extrait
de „l'Anthropologie. T. I, Nr. 4." Paris, G. Masson.)
 
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