Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Prähistorische Blätter — 7.1895

DOI Heft:
Heft Nr. 3
DOI Artikel:
Ausgrabungen und Funde
DOI Artikel:
Litteratur
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32434#0068
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
48

Ausgrabungen und Funde.

Ausgrabungen und Funde.
Der unermüdliche und glückliche Forscher Professor W. M. Flinders
re tri e hat bei seinem letzten Aufenthalte in Aegypten wieder eine sehr
wichtige Entdeckung gemacht, von der er die Güte hatte, uns kurz nach-
folgendes mitzutheilen:
Bei den Ausgrabungen zwischen Ballas und Negadeh, ungefähr 30
engl. Meilen nördlich von Theben, wurden die Ueberreste einer Stadt,
welche Flinders Petrie für das von Juvenal erwähnte Nubt hält, blossgelegt
und dabei wichtige Funde gemacht. Aber ganz überraschend war es für
die Forscher, als man nicht weit von dieser auf eine andere Stadt und
auf eine Anzahl von Friedhöfen stiess, die einer bisher in Aegypten unbe-
kannten Rasse angehören. Die mit allergrösster Vorsicht geöffneten Gräber
erreichen die Zahl von 2000; jeder Gegenstand, der sich in denselben vor-
fand , wurde genau in seiner Lage verzeichnet. Das Resultat der Aus-
grabungen war ein ganz überraschendes: es wurde weder ein Scarabao
mit Cartouchen oder Hieroglyphen, noch irgend ein aegyptischer Gegen-
stand gefunden. Die Leichen waren nicht mumiüzirt, sondern bestattet
und zwar so, dass die Knie nach den Armen gebogen waren; die Richtung
des Gesichtes ging stets nach Vesten, mit dem Kopfe nach Süden. Die
Grösse der gefundenen Skelete ist beträchtlich: bis zu 1,80m. Die Gräber
dieser neuen Rasse erstrecken sich in einer Ausdehnung von 100 engl.
Meilen. Wichtig ist für den Charakter der bisher unbekannten Bevölkerung,
dass cannibalischo Sitten geherrscht haben und dass die Schrift unbekannt
war. Dagegen fanden sich in den Gräbern vortrefflich gearbeitete Thon-
gefässe, von denen die foth und schwarz gefärbten das Staunen der Forscher
erregten. Die Formen sind gefällig, aber die Drehscheibe noch unbekannt.
Einige Gräber enthielten nur 6, andere 20—50 und wieder andere 80 Go-
fässe. Das weitere Grabinventar besteht aus Feuerstein-, Kupfergeräthon
etc. Sowohl diese Gegenstände als auch die Thongefässe beweisen, dass
das neue Volk sehr begabt war, denn diese Erzeugnisse stehen thoils auf
gleicher Stufe mit denen der Aegypter, tbeils übertreffen sie dieselben.
Flinders Petrie neigt sich der Ansicht zu, dass es Lybier gewesen
seien, welche die betreffende Stadt gründeten und unweit davon ihre Todten
bestatteten. Die Zeit der Besiedelung verlegt der Gelehrte zwischen die
VII. und IX. Dynastie, das ist ist also ungefähr 3000 Jahre v. Chr. G.
In dem Reihengräberfeld von Schwabmünchen, das in der Lehm-
grube des Bürgermeisters und Ziegeleibesitzers Kemptor liegt und aus dem
schon seit etwa 30 Jahren fortwährend Funde anfallen, wurde kürzlich ein
Pferdeskelett ohne weitere Beigabe ausgegraben. Das Pferd lag auf der
rechten Seite, den Kopf im Osten, die Beine stark an den Leib gezogen.
Das sorgfältig; in den feinen gelblichen Lehm geschachtete Grab niass in
der Länge 2,40 m, in der Breite 60 cm und in der Tiefe 42 cm.
Uebrigens scheint der südliche Theil des Friedhofes zu Ende zu gehen,
da die Gräber, die sonst in einer Reihe zu 16—18 lagen, nur mehr zu
4—5 sich an einander reihen. V. 8.

Litteratur
Aryo. Zeitschrift für krainische Landeskunde. Herausgegeben von Prof.
Alfons Müllner. Laibach, 1894. Nr. 12. Ruth. u. a.: ,,Reiseskizzen aus
Italien". (Schluss.) Von A. Müllner. — „Die räthselhaften Fallen vom
Laibacher Moor." Von demselben.
 
Annotationen