JOHANNES DUMICHEN
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ihm Anfangs entgegenstellten, miter harten Kâmpfen ein reiches Wissen in der eben
wiedcr erstanclenen Agyptologie zu eigen zu machen. Dann aber liess die immer
gewaltiger anwachsende Begeisterung und damit gepaart die klare Erkenntniss, dass
der Fortschritt der Agyptologie vor allem von der Erschliessung nouer Quellen zu
erwarten soi, den Plan zu seiner ersten Reise in ihm reifen. Es war ein Plan, so
abenteuerlich und weit ausschauend, wie er nur in déni Geiste eines Romantikers
geboren werden konnte. Was aber damais seine Zeitgenossen fur phantastisch und
unausfùhrba'r hielten, das bat die himmelstUrmende Kraft seines reinen Idealismus
glùcklich verwirklicht. Mit den knappen Mitteln fiir nur einen Winter ausgerùstet,
deren grôsserer Teil, wie mir der Verstorbene erzâhlte, fur die Reisevorbereitungen
verwendet werden musste, bat sich cler kuhne Reisencle dr-ei voile Jahre in dem
Pharaonenreiche zu behaupten gewusst. Wohl bat der selbstlose Mann den grôssten
Teil seines nicht eben grossen Privatvermôgens fur dièse Reise geopfert, aber auch so
wird uns dièse erste Expédition, welche ihn tief in den Sudan hineinfùhrte, ein Râtsel
bleiben. Vor allem trug nun Dùmighen Sorge, die grossen Resultate seiner Reise so
bald als môglieh zum Gemeingut der Wissenschaft zu machen, nicht am wenigsten
aber zeigte sich seine Selbstlosigkeit darin, dass er semem Lehrer Brugsch gieich nach
seiner Heimkehr seine gefullten Mappen fur das im Erscheinen begrifïene Wôrterbuch
zu unbeschrânktester Verfùgung stellte.
Aber nicht nur die Verôffentichung sondern auch die Verarbeitung dieser Materialien
verdanken wir dem Meister. Ist es doch neben Brugsch vor allem Dûmtchen gewesen,
welcher die jungsten hieroglvphischen Inschriften zum Reden gebracht hat; insbeson-
dere fur die anigmatischen Texte ist er eine unbestrittene Autoritat géblieben.
Die Folo-en der Cd^ermenschlichen Anstrengungen, welche sich der unermùdliche
Forscher im Dienste unsrer Wissenschaft zumutete, sincl leider nicht ausgeblieben,
demi das Schicksal, welches cler Agyptologie eine so hervorragencle Kraft schenkte,
hat ihm die Krônung seines Werkes nicht gegônnt. Schon seit Jahren machte sich in
dem fruher so krâftigen Kôrper eine s'tarke Abspannung gel tend, welche ihn mehr und
mehr in der Arbeit behinderte. So kam es; dass eine Reihe von grôsseren schon seit
langer Zeit geplanten Werken — ich erwâhne « die Nomen ^Egyptens », die Ubersetzung
der im Recueil de Monuments verôlïentlichten geographischen Texte und den « Grab-
palast des Patuamenap », — unvollendet géblieben sind. Aber wenn dem teuren
Meister auch die Schaffenskraft m den letzten Jahren oft versagte, die hingebende
Begeisterung fur seine Wissenschaft is in ihm bis zum letzten Atemzuge nicht erloschen.
Galt doch dem Lande seiner Liebe und Sehnsucht noch sein letztes langeres Gesprâch
mit mir, als er mUde in dem Lehnstuhl sass, in welchem er von Tag zu Tag vergebens
von einem schôneren Morgen trâumte. Geracle in dieser reinen Begeisterung fur unsre
Wissenschaft, in dem idealen Zuge seines ganzen eigenartigen Schafîens, wird Diuni-
chen uns allen ein leuchtendes Vorbild bleiben.
Sein Andenken aber glaube ich am schônsten und wUrcligsten clurch das unver-
gangliche Denkmal zu eliren, welches sich cler Meister selbst geschaff'en hat. Wir
werden es in Ehren halten.
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ihm Anfangs entgegenstellten, miter harten Kâmpfen ein reiches Wissen in der eben
wiedcr erstanclenen Agyptologie zu eigen zu machen. Dann aber liess die immer
gewaltiger anwachsende Begeisterung und damit gepaart die klare Erkenntniss, dass
der Fortschritt der Agyptologie vor allem von der Erschliessung nouer Quellen zu
erwarten soi, den Plan zu seiner ersten Reise in ihm reifen. Es war ein Plan, so
abenteuerlich und weit ausschauend, wie er nur in déni Geiste eines Romantikers
geboren werden konnte. Was aber damais seine Zeitgenossen fur phantastisch und
unausfùhrba'r hielten, das bat die himmelstUrmende Kraft seines reinen Idealismus
glùcklich verwirklicht. Mit den knappen Mitteln fiir nur einen Winter ausgerùstet,
deren grôsserer Teil, wie mir der Verstorbene erzâhlte, fur die Reisevorbereitungen
verwendet werden musste, bat sich cler kuhne Reisencle dr-ei voile Jahre in dem
Pharaonenreiche zu behaupten gewusst. Wohl bat der selbstlose Mann den grôssten
Teil seines nicht eben grossen Privatvermôgens fur dièse Reise geopfert, aber auch so
wird uns dièse erste Expédition, welche ihn tief in den Sudan hineinfùhrte, ein Râtsel
bleiben. Vor allem trug nun Dùmighen Sorge, die grossen Resultate seiner Reise so
bald als môglieh zum Gemeingut der Wissenschaft zu machen, nicht am wenigsten
aber zeigte sich seine Selbstlosigkeit darin, dass er semem Lehrer Brugsch gieich nach
seiner Heimkehr seine gefullten Mappen fur das im Erscheinen begrifïene Wôrterbuch
zu unbeschrânktester Verfùgung stellte.
Aber nicht nur die Verôffentichung sondern auch die Verarbeitung dieser Materialien
verdanken wir dem Meister. Ist es doch neben Brugsch vor allem Dûmtchen gewesen,
welcher die jungsten hieroglvphischen Inschriften zum Reden gebracht hat; insbeson-
dere fur die anigmatischen Texte ist er eine unbestrittene Autoritat géblieben.
Die Folo-en der Cd^ermenschlichen Anstrengungen, welche sich der unermùdliche
Forscher im Dienste unsrer Wissenschaft zumutete, sincl leider nicht ausgeblieben,
demi das Schicksal, welches cler Agyptologie eine so hervorragencle Kraft schenkte,
hat ihm die Krônung seines Werkes nicht gegônnt. Schon seit Jahren machte sich in
dem fruher so krâftigen Kôrper eine s'tarke Abspannung gel tend, welche ihn mehr und
mehr in der Arbeit behinderte. So kam es; dass eine Reihe von grôsseren schon seit
langer Zeit geplanten Werken — ich erwâhne « die Nomen ^Egyptens », die Ubersetzung
der im Recueil de Monuments verôlïentlichten geographischen Texte und den « Grab-
palast des Patuamenap », — unvollendet géblieben sind. Aber wenn dem teuren
Meister auch die Schaffenskraft m den letzten Jahren oft versagte, die hingebende
Begeisterung fur seine Wissenschaft is in ihm bis zum letzten Atemzuge nicht erloschen.
Galt doch dem Lande seiner Liebe und Sehnsucht noch sein letztes langeres Gesprâch
mit mir, als er mUde in dem Lehnstuhl sass, in welchem er von Tag zu Tag vergebens
von einem schôneren Morgen trâumte. Geracle in dieser reinen Begeisterung fur unsre
Wissenschaft, in dem idealen Zuge seines ganzen eigenartigen Schafîens, wird Diuni-
chen uns allen ein leuchtendes Vorbild bleiben.
Sein Andenken aber glaube ich am schônsten und wUrcligsten clurch das unver-
gangliche Denkmal zu eliren, welches sich cler Meister selbst geschaff'en hat. Wir
werden es in Ehren halten.