Erzherzog Ferdinand von Tirol als Arcliitect.
Mit einem Rückblick auf die Kunstbestrebungen der Habsburger in Tirol.
Historiker und Kunsthistoriker berichten übereinstimmend, Georg
Podiebrad habe um 1459 im Thiergarten bei Prag, am nordwestlichen
Abhange des Weissen Berges ein Schloss erbaut, dem er zur Erinne-
rung an seine erste Gemahlin, Kunigunde von Sternberg, die auf-
fallende Form eines sechsstrahligen Sternes geben liess.
Bei aller Achtung vor der Galanterie Podiebrad’s gegen seine erste
Gemahlin wird man jedoch schon durch die Form des Grundrisses zu
dem Schlosse auf den kaum zu bewältigenden Zweifel gebracht, ob in
der Mitte des 15. Jahrhunderts eine solche architectonische Schrulle
überhaupt möglich ist.
Es ist mir nicht bekannt, auf welche Urkunden oder urkund-
liche Andeutungen der angeblich Podiebrad’sehe »Stern« sich gründetx),
wohl aber stehen mir Actenstücke zu Gebote, welche nicht bloss die
Unmöglichkeit constatiren, dass jener merkwürdige Bau dem 15. Jahr-
hundert angehöre, sondern auch direct den Baumeister nennen, welcher
den Plan zum Lusthause Stern bei Prag erfunden und gezeichnet hat.
Es ist dies kein anderer als Erzherzog Ferdinand von Oesterreich,
Sohn Kaiser Ferdinands L, einst Statthalter in Böhmen, später regieren-
der Landesfürst von Tirol und Schöpfer der berühmten Ambraser
Sammlung.
Schon Ferdinand I. war, wie urkundlich nachgewiesen werden
könnte, ein gründlicher Kenner von Bauten* 2). Es geht dies nament-
lich aus seinen Unterredungen und Abmachungen mit dem Baumeister
h Lotz, Kunsttopographie Deutschlands, II, 391, beruft sich auf Mertens. Gon-
servator Wocel in Prag und Dr. Corn. Schäffner lassen ebenfalls K. Georg Podiebrad
den Erbauer des Schlosses sein. Mitth. der Gentr.-Comm. 1867 S. V. 1868 S. XGI.
2) Statth.-Arch. Innsbruck, Kop.-Bücher 1550 u. f.
Mit einem Rückblick auf die Kunstbestrebungen der Habsburger in Tirol.
Historiker und Kunsthistoriker berichten übereinstimmend, Georg
Podiebrad habe um 1459 im Thiergarten bei Prag, am nordwestlichen
Abhange des Weissen Berges ein Schloss erbaut, dem er zur Erinne-
rung an seine erste Gemahlin, Kunigunde von Sternberg, die auf-
fallende Form eines sechsstrahligen Sternes geben liess.
Bei aller Achtung vor der Galanterie Podiebrad’s gegen seine erste
Gemahlin wird man jedoch schon durch die Form des Grundrisses zu
dem Schlosse auf den kaum zu bewältigenden Zweifel gebracht, ob in
der Mitte des 15. Jahrhunderts eine solche architectonische Schrulle
überhaupt möglich ist.
Es ist mir nicht bekannt, auf welche Urkunden oder urkund-
liche Andeutungen der angeblich Podiebrad’sehe »Stern« sich gründetx),
wohl aber stehen mir Actenstücke zu Gebote, welche nicht bloss die
Unmöglichkeit constatiren, dass jener merkwürdige Bau dem 15. Jahr-
hundert angehöre, sondern auch direct den Baumeister nennen, welcher
den Plan zum Lusthause Stern bei Prag erfunden und gezeichnet hat.
Es ist dies kein anderer als Erzherzog Ferdinand von Oesterreich,
Sohn Kaiser Ferdinands L, einst Statthalter in Böhmen, später regieren-
der Landesfürst von Tirol und Schöpfer der berühmten Ambraser
Sammlung.
Schon Ferdinand I. war, wie urkundlich nachgewiesen werden
könnte, ein gründlicher Kenner von Bauten* 2). Es geht dies nament-
lich aus seinen Unterredungen und Abmachungen mit dem Baumeister
h Lotz, Kunsttopographie Deutschlands, II, 391, beruft sich auf Mertens. Gon-
servator Wocel in Prag und Dr. Corn. Schäffner lassen ebenfalls K. Georg Podiebrad
den Erbauer des Schlosses sein. Mitth. der Gentr.-Comm. 1867 S. V. 1868 S. XGI.
2) Statth.-Arch. Innsbruck, Kop.-Bücher 1550 u. f.