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Repertorium für Kunstwissenschaft — 1.1875

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Bergau, Rudolf: Ist das Sakramentshäuschen zu Schwabach ein Werk des Adam Krafft?: R. Bergau
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https://doi.org/10.11588/diglit.61801#0415

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R. Bergan: Ist das Sakramentshäuschen zu Schwabach etc.

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Ist das Sakramentshäuschen zu Schwabach ein Werk des
Adam Krafft?
Alte, noch heute lebendige Traditionen, welche bisher nur in seltenen
Fällen durch eine wissenschaftliche Kritik in ihre richtigen Grenzen gewiesen
sind, schreiben fast alle irgendwie bedeutenden Kunstwerke aus dem Anfang
des sechzehnten Jahrhunderts in Nürnberg und Umgegend den berühmten
Künstlern Albrecht Dürer, Adam Krafft, Veit Stosz und Peter Vischer zu. So
viel diese trefflichen Männer auch geschaffen, so geht die grosse Anzahl alles
dessen, was die ihre Verdienste dankbar anerkennende Nachwelt ihnen zu-
schreibt, doch weit über ihre Kräfte, ja die Kräfte eines Menschen überhaupt,
hinaus. Ausserdem würden die Künstler, und besonders der grösste unter
ihnen, A. Dürer, mit dessen Namen wirklich Unfug getrieben wird, sich oft
wenig geschmeichelt fühlen, wegen ihrer angeblichen Autorschaft von Werken,
welche, wenngleich zuweilen recht gut, doch weit unter ihnen stehen. Diese
Sucht, alle hervorragenden Kunstwerke der bezeichneten Periode mit den ge-
nannten , berühmten Namen in Zusammenhang zu bringen, beruht nicht nur
auf einem Mangel an. Kunstkritik, sondern auch auf einer nur unvollständigen
Kenntniss der Kunstzustände jener Zeit überhaupt, und ihr wahrer Grund ist
oft genug nur Gewinnsucht.
Die genannten Männer waren im Anfänge des sechzehnten Jahrhunderts
nicht die einzigen bedeutenden Künstler, welche in den betreffenden Fächern
arbeiteten, sondern sie bildeten nur die äussersten Spitzen einer grossen An-
zahl anderer, oft nahezu ebenso bedeutender, oder doch nicht viel geringerer
Künstler, deren Namen uns durch Zufall und weil die genannten grossen
Meister durch ihren Glanz alle andern verdunkelten, uns nicht erhalten sind,
oder wenn erhalten, bis jetzt nicht mit den vorhandenen Werken in Zusammen-
hang gebracht werden konnten.
Die hohe Bedeutung Nürnbergs in künstlerischer Beziehung am Ende
des fünfzehnten und im Anfänge des sechzehnten Jahrhunderts beruht eben
auf der grossen Anzahl im höchsten Grade durchgebildeter Handwerker,
welche zum Theil zu Künstlern höhern oder geringem Grades sich empor-
gearbeitet hatten. Die Wahrheit dieser Ansicht wird nicht nur durch die
Menge von Künstlernamen, welche v. Murr und Baader aus Urkunden gezogen
haben, sondern vorzüglich auch durch die unendliche Fülle von Nürnberger
Kunstwerken aller Art bewiesen, die freilich nui’ zum kleinern Theil in Nürn-
berg selbst noch vorhanden, zum allergrössten Theil aber über alle Länder
der gebildeten Welt zerstreut sind, so dass kaum eine namhafte Kunstsamm-
lung vorhanden sein dürfte, welche keine nürnberger Arbeiten aufzuweisen
hat, zum Theil aber auch bereits zerstört sind und durch Unverstand oder
bösen Willen leider auch in unsern Tagen noch oft genug zerstört werden.
Dass wir von vielen vortrefflichen Werken der bezeichneten Kunstperiode
die Urheber nicht mehr angeben können, liegt zum Theil auch an der Be-
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