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Repertorium für Kunstwissenschaft — 1.1875

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Das Wohlthäterbuch des Frauenwerkes in Strassburg, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.61801#0273

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Das Wohlthäterbuch des Frauenwerkes in Strassburg.

Das für die Baugeschichte des Strassburger Münsters wichtige Wohlthäter-
buch oder über dativus im Frauenhaus-Archive wurde schon mehrfach
benutzt, namentlich von Schneegans (Revue d’Alsace, Strassburg 1836 und
Colmar 1852), der es nach längerer Vergessenheit wieder aufgefunden. An
einem zusammenhängenden Studium dieser Quelle hat es aber bisher noch
gefehlt. Einige Resultate, die ein solches geliefert, habe ich bereits in
meiner »Geschichte der deutschen Kunst im Elsass« mitgetheilt, jetzt lasse
ich den grössten Theil meiner Auszüge im Zusammenhänge und unter Hervor-
hebung der wichtigsten Ergebnisse, die man aus dem Buche ziehen kann,
folgen. Wenn noch andere Publicationen aus dem reichen Urkundenschatze
des Frauenhaus-Archives in Strassburg erfolgen, wie das kürzlich verheissen
worden ist, so wird sich dann offenbar weiteres Material ergeben, welches das
jetzt Gebotene ergänzt.
Das Wohlthäterbuch ist ein Manuscript auf Pergament mit 363 numerirten
Blättern, denen zwei nicht numerirte vorhergehen und fünf folgen. Es ent-
hält die Eintragungen von Geschenken, welche dem Werke unserer lieben
Frau gemacht wurden, meist in Form eines Vermächtnisses, durch welches ein
Anniversarium der Geschenkgeber eingesetzt ward, an dem man für ihre Seele
betete. Die Schenkungen sind nach dem Kalender eingetragen, am Todestage
des Gebers, denn auf das Datum seines Ablebens kam es für die Abhaltung
des Anniversariums an. An jedem einzelnen Tage sind die Vermächtnisse
nach der Reihenfolge, in welcher sie eingesetzt wurden, notirt. Mitunter kom-
men auch Schenkungen bei Lebzeiten vor. Die Anniversarien waren, wie aus
dem Texte mehrfach hervorgeht, an den Altar der heiligen Jungfrau unter dem
Lettner, den sogenannten Frügealtar, geknüpft. Da es nur auf das Kalender-
datum ankam, sind leider die Jahreszahlen in der Regel nicht genannt; erst
seit der Mitte des 15. Jahrhunderts werden sie häufiger hinzugefügt, vor dieser
Zeit wurden sie nur in einzelnen Fällen ausnahmsweise eingetragen. Aber
aus der Kritik der Handschriften, aus den einzelnen vorkommenden Jahres-
 
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