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Repertorium für Kunstwissenschaft — 1.1875

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Janitschek, Hubert: Zur Charakteristik der palermitanischen Malerei der Renaissance-Zeit, 1, Antonio Crescenzo und seine Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.61801#0367

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Zur Charakteristik der palermitanischen Malerei der
Renaissance-Zeit.
I. Antonio Crescenzo und seine Schule.
Solange die territoriale Abgeschlossenheit Siziliens vom Festlande
verbunden war mit einem selbstständigen kräftigen politischen Dasein,
zeigt die Insel trotz der Heterogeneität der Bevölkerungs-Elemente ein
selbstständiges und dabei so rühriges künstlerisches Leben, dass sie das
italienische Festland hierin nicht nur erreicht, sondern weit überflügelt.
Das gilt nicht blos von der Architektur, sondern auch von der Sculptur
und MalereiJ). Man zähle doch nur die Reihe malerischer Gedanken
zusammen, die man allein in den Mosaiken der Palatina, der Dome
von Monreale und Gefalu antrifft, und vergleiche damit das Resultat
des in dieser Beziehung und aus derselben Periode auf dem Festlande
Vorfindigen * 2); oder man versenke sich in die Betrachtung der Kapitäl-

Illustrirt durch Bild und Schrift wurde diese Periode genugsam; strenge
historische Forschung muss sich ihren Denkmalen erst zuwenden. Für die mittel-
alterliche Kunst Palermo’s ist in dieser Beziehung ein bedeutsamer Anfang
A. Springer’s gründliche Monographie: Die mittelalterliche Kunst in Palermo. Bonn,
1869. 4°.
2) In der Streitfrage, ob diese Mosaiken vornehmlich byzantinischen oder ein-
heimischen Händen zuzuweisen, sei es mir gestattet, folgende Meinung auszusprechen:
Die rasche Aufeinanderfolge der Bauten, welche zu schmücken waren (Gefalu 1131,
Palatina 1140, Monreale 1174), lässt es nicht zu, all’ diese Arbeit fremden griechi-
schen Händen zuzuweisen; es müssten da ganze Ströme von Mosaicisten nach Sizilien
gewandert sein, was die Chronisten gewiss nicht verschwiegen hätten. Wohl wird
man annehmen müssen, dass Roger II., als er die Palatina und Gefalu mit Mosaiken
schmücken liess, Mosaicisten aus Griechenland berief, welche die auf der Insel in
Vergessenheit gerathene Kunst wieder zu neuem Aufschwünge bringen sollten. Diese
fanden dann an dem einheimischen sarazenischen Elemente, das für alle technischen
Fertigkeiten hohe Begabung zeigte, tüchtige Hilfsarbeiter und mehr als dies — für’s
Ornamentale selbstständig schaffende Kräfte. Das einheimische normannische Ele-
ment aber, das gewiss gleichfalls zu dieser Arbeit gezogen wurde, belebte mit seiner
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