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Repertorium für Kunstwissenschaft — 1.1875

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Janitschek, Hubert: Zur Charakteristik der palermitanischen Malerei der Renaissance-Zeit, 1, Antonio Crescenzo und seine Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.61801#0370

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356

Janitschek: Zur Charakteristik

men5). Erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts scheint der Einfluss
Giotto’s, wahrscheinlich von Neapel her, nach Palermo gedrungen zu
sein. Zwei Krönungen Marien’s (dasselbe Thema erscheint noch öfter
wiederholt) legen davon Zeugniss ab. Beide zeigen einen nicht unbe-
deutenden Schönheitssinn im Contour; in Bezug auf Farbe besitzen sie
die kränkliche Reinheit giottesker Tafelmalerei6). Neben dem giottesken
Einfluss muss auch dem sienesischen eine kleine Stelle . eingeräumt wer-
den. Aus dem Jahre 1402 befindet sich ein Triptychon im Museo
(Nr. 859), das von einem Nicolao di Magio aus Siena herrührt7). Das
Bild ist von höchst untergeordnetem Werthe. Ein Jacopo Michele,
detto Gerardo da Pisa malte für die Arciconfraternitä della Nunciata
ein Triptychon mit ganz bedenklichen byzantinischen Reminiscenzen.
Allerdings braucht bei dieser Gelegenheit di Marzo nicht gerade die
Fremden für das Rückschrittliche in der sizilianischen resp. palermi-
tanischen Malerei verantwortlich zu machen; ich werde später darauf
hinzuweisen haben, dass noch in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahr-
hunderts eingeborne Künstler, auf welche die Localforscher stolz sind,
sich solcher Reminiscenzen nicht zu entschlagen vermögen.
In solchen Gleisen findet man die schwache künstlerische Thätig-
keit in Palermo fast bis gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts. Da
begegnet uns plötzlich ein Künstler, der mit einem Male eben so sehr
den Bannkreis heimischer Traditionen, als die coloristische Beschränkt-
heit seiner giottesken Vorgänger verlässt, und bei dem sich einem hohen
Schönheitsgefühl Fülle wahren Lebens und — wie man zu schliessen
berechtigt ist — eine hohe dramatische Kraft des Ausdruckes zugesellt;
dessen Einfluss dann, wenngleich nur in Wenigen, fortwirkt, bis eine
noch mächtigere Erregung wieder vom Festlande herkommt und die
Talentvollsten in ihrem Schaffen bestimmt.
5) Milanesi fand einige darauf bezügliche Urkunden; ich gestehe, dass
Di Marzo selbst es war, der mir hiervon zuerst persönliche Mittheilung machte.—
Camulium, das Camoglio des Leandro Alberti (Descrizione d’Italia, ed. Venezia
1561) heute Gamogli, ca. 14 ital. Milien von Genua entfernt.
6) Beide im Museo Nr. 79 und 82. Das Eine gezeichnet 1400, Maria von
vollem Oval. Hohe Stirne. Nase ohne Winkel von der Stirne abzweigend. Nasen-
rücken kräftig. Augenrücken stark gewölbt, Augenöffnung gross, mandelförmig.
Haar röthlich blond. Die assistirenden Engel erinnern mit ihren ausgebogenen Ge-
stalten, dem aufgehöhten hektischen Roth des Incarnats der Wangen und auch in
Folge eines gewissen holden Liebreizes an die Weise Fra Angelico’s.
7) Die Inschrift, in jüngster Zeit durch Wegbruch eines Flügels der Predella
beschädigt, lautete: A. D. M . GGGG . II.
Hoc . op. fieri fec. dns. Petr.
de Biluidiri . canonicus . panormitan .
p. man. Nicolai di Magio . de . Senis.
 
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