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Repertorium für Kunstwissenschaft — 1.1875

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Janitschek, Hubert: Zur Charakteristik der palermitanischen Malerei der Renaissance-Zeit, 1, Antonio Crescenzo und seine Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.61801#0372

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358

Janitschek: Zur Charakteristik

lermo gewesen. Früh scheint Antonio nach dem italienischen Festlande
gekommen zu sein; kann er nun dort auch nicht — schon aus chrono-
logischen Gründen nicht — ein Schüler Masaccio’s 9) gewesen sein, so
mag er immerhin Toscana besucht, hier sein Auge für Form und Farbe
geübt und in Pisa die Begeisterung für die monumentale Gomposition
geschöpft haben. Zurückgekehrt, wagte er sich dann bald an die grosse
Gomposition des »Ultimo Giudizio«, die sich einst an der Ostwand des
Hofes des Ospedale Grande befand. Dieser Bau wurde schon im Jahre
1330 von einem Gomes Mathseus Sclafanus im Wetteifer mit einem
Grafen Ghiaramonte von Modica erbaut — wie die Inschrift sagt —
in der Frist eines Jahres 10). Im Jahre 1440 wurde dann der Palazzo
Sclafani, der damals den Vicekönig Siziliens zum Eigenthümer hatte,
von dem Magistrate der Stadt Palermo für 150 Unzen (ob Gold oder
Silber wird nicht gesagt) erworben und zum Asyle für Arme und
Kranke bestimmt. Hospitale novum et grande wird es aber genannt
»quod et structurae magnitudine et pulchritudine loci caeteris Halise
Xenodochiis nihil invidet« *). An eine systematische malerische Aus-
schmückung der Hofarkaden scheint man nicht gedacht zu haben. Das
»Ultimo Giudizio« befand sich an der Ostwand; der Trionfo befindet
sich an der Südwand; im Jahre 1634 malte dann Pietro Novelli an
die Nordwand eine Darstellung des Paradieses. Nach 1440 also ist
das Ultimo Giudizio zu setzen. Es scheint der Zerstörung nicht lange
Stand gehalten zu haben; eine genaue Beschreibung desselben ist nir-
gends zu finden; schon in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts be-
richtet Gascini folgendes: Dieses Gemälde (das jüngste Gericht), welches
ca. 1440 entstand, dann in Folge von Feuchtigkeit sehr verdarb, wurde
in moderner Zeit zum Theile restaurirt; besser erhalten blieb der obere
9) Nach di Marzo hat Gallo in seinem Elogio storico di Pietro Novelli, 3. ed.
Palermo 1830 pag. 25 in nota diese Meinung ausgesprochen. Die Gründe, die Gallo
hiefür angiebt, die Beweise, womit er seine Behauptung stützt, kenne ich leider
nicht. In der seconda ediz. v- 1828, die mir zu Gebote stand, fand ich diese Mei-
nung nicht. Pag. 31 findet sich nur eine Erwähnung der Hauptwerke des Antonio
Crescenzo mit Gitirung des Baronius u. s. w.
10) Heber das Architektonische beider Bauten — Palazzo Sclafani und Palazzo
Ghiaramonti, — Springer, o. c. S. 26. Das Historische bei Facelli, De rebus
Siculis Decades Duae. Panormi 1560. Lib. VIII. p. 175.
*) Fazelli an vorerwähnter Stelle. Das auf die Gründung resp. Einrichtung
des Hospitals bezügliche päpstliche Breve bei Manganante, Sacro Teatro Paler-
mitano. 5 vol. Ms. der Nazionale (in Palermo) Signatur: qq D 11—15. vol. III, a fol.
938 ff. Auch Ranzano, der sein Werk eben »De auctore et primordiis ac progressu
felicis urbis Panormi« in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts schrieb, gedenkt
des Hospitals, ohne aber eine Malerei des Hofes zu erwähnen. Ed. di Marzo, Pa-
lermo 1864, pag. 79 ff.
 
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