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Repertorium für Kunstwissenschaft — 1.1875

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Janitschek, Hubert: Zur Charakteristik der palermitanischen Malerei der Renaissance-Zeit, 1, Antonio Crescenzo und seine Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.61801#0380

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Janitschek: Zur Charakteristik

zu den Toscanern in die Schule gegangen ist. Dies könnte man als
Erklärungshilfe bringen, warum der Name Grescenzo mit dem Trionfo
in Verbindung gebracht worden; die Hauptsache wird aber hier immer
sein, dass es die Tradition liebt, Bedeutendes jedoch Unbestimmtes an
ihr geläufige Namen anzuknüpfen. Die Zeit der Entstehung des Trionfo
wird man füglich in den Anfang der zweiten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts setzen können. Selbst zugegeben, dass das Ultimo Giudizio
bald nach 1440 entstand, so bedingt ein gewisser Zusammenhang des
Inhaltes noch nicht den Parallelismus der Zeit. Eine systematische
Darstellung der Tragödie der »letzten Dinge« war hier gewiss nicht
vorbedacht, da Pietro Novelli erst 1634 das Paradies malte; selbst die
architektonische Gorrespondenz hatte man nicht im Auge, da das eine
der beiden grossen Werke die Südwand, das andere aber die Ostwand
deckte.
Das zeitlich nächste Werk, das man dem Antonio Grescenzo zu-
zueignen geneigt, ist eine Darstellung Mariens im Tempel aus dem
Jahr 1466. Es ist verloren oder zerstört. Mongitore beschreibt es so:
»Das Bild stellte dar die Präsentation der Jungfrau im Tempel. Rechts
sah man erhöht einen Porticus, in welchem musicirende Engel sich
befanden; links stand ein Tempel, zu welchem eine Treppe von 15 Stufen
emporführte. Vor der Pforte desselben stand der ehrwürdige Simeon,
am Fusse der Treppe Joachim mit Anna und auf der Mitte der Treppe
Maria in glänzend weissem Gewände. Ueber dem Bilde erhob sich ein
grosses Kreuz mit der Gestalt des Erlösers. Die vier Endpunkte des
Kreuzes hatten die Form von vier Lilien; auch sie enthielten Darstel-
lungen. Oben sah man den Ewigen Vater, mit der rechten Hand seg-
nend, in der linken ein Buch haltend, wo geschrieben stand: Ich bin
das Alpha und Omega. Weiter hinab befand sich ein Pelikan, als
Symbol der Erlösung. Unten erblickte man Christus mit Dornen ge-
krönt, im Purpurkleide, in der Hand das Rohr haltend. Rechts war
die schmerzhafte Jungfrau, links Johannes zu sehen. Auch auf der
Kehrseite war die Tafel bemalt. Und zwar befand sich, entsprechend
der Präsentation, das offene Grab Christi mit den Wächtern, und ent-
sprechend dem Gekreuzigten, das Bild des auferstandenen Heilands; an
den 4 Endpunkten aber waren die Symbole der vier Evangelisten dar-
gestellt 24)«.
Diese »Darstellung der Jungfrau im Tempel« wurde auf Anord-
nung des Erzbischofs von Palermo Nicolaus Puyades im Jahre 1466

24) Mongitore, Storia sagra &. Ms. Qq. E 3—11 (9 vol.) vol. III pag. 240 ff.
 
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