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Repertorium für Kunstwissenschaft — 1.1875

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Janitschek, Hubert: Zur Charakteristik der palermitanischen Malerei der Renaissance-Zeit, 1, Antonio Crescenzo und seine Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.61801#0384

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Janitschek: Zur Charakteristik

cenzo’s Einfluss wirkt nun in der palermitanischen Malerei so lange
fort, bis ein anderer gewaltigerer Impuls, das raphaelische Spasimo, zu
noch höherer Kräfteentfaltung in Form und Colorit antreibt. Doch
ergreift dieser Einfluss Antonio’s nicht das ganze künstlerische Leben;
selbst in Mitgliedern der Familie Crescenzo’s bleibt die heimische Tra-
dition stärker, als das Beispiel des genialen Verwandten. Schon die
Conversazione, die ich nannte, mochte jener Richtung angehören; das
stärkste Beispiel hiefür aber ist jener Antonello Crescenzo, dessen Thätig-
keit in die ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts fällt. Er copirte
u. A. das Raphael’sche Spasimo (Museo Nr. 365); es trägt die Zeich-
nung : Antonell’ Crescenciu’ Pi'sit
A. D. M. 5. 38.
Es ist eine Verballhornung Raphael’s durch byzantinische Manier; von
den Raphael’schen Typen ist kaum mehr etwas zu erkennen; fast noch
schlimmer ist die coloristische Behandlung. Aufgehöhte weisse Lichter,
grünlich-stumpfe Fleischschatten, — die Farbe im Ganzen kalt, dumpf,
todt3 x)! —
Von Jenen dagegen, welche die Richtung Antonio Crescenzo’s
verfolgen, ist in erster Linie Tommaso de Vigilia als sein directer
Schüler zu nennen. — Wie ich erwähnte, wollte man sein Porträt auf
dem Trionfo-Gemälde in der Mannesgestalt mit der Palette in der Hand
erkennen. Wie ich jenem Antonio Crescenzo alle Mitwirkung an dem

S. 182. Gestehen muss ich, dass mir der Name Thomas Grescentius niemals unter
die Augen gekommen ist. Eine Verwechslung kann doch hier nicht stattfinden mit
dem Schüler des Antonio Crescenzo, Thomas de Vigilia. — Es ist jammerschade,
dass das Material, welches Schulz für die Kunstgeschichte Siziliens sammelte, un-
edirt geblieben.
31) Nichtsdestoweniger hat dieser Antonello Crescenzo ein grosses Ansehen in
der Stadt genossen. Nicht nur, dass er an der Decoration der Tribüne des Doms
beschäftigt war, wiederholt wurde er officiell herbeigerufen, ein künstlerisches Gut-
achten abzugeben. Aus mehreren Documenten erhellt dies.
In dem ersten, dat. Die XXI mensis augusti III. Ind. 1530, giebt er zugleich
mit Mario de Laurito, Giovanni Gili und Antonello Gagini ein Gutachten über ein
von Vincenzo de Pania gemaltes Bild.
Das zweite Document, dat. Die V. mensis Ottobris IV. Ind. 1530, ist in der-
selben Angelegenheit abgefasst.
Ein drittes Document endlich, dat. XXVIII. mensis mai Ind. 1532, bringt ein
von ihm und Giovanni Gili abgegebenes Gutachten über ein Werk des Antonio
Gagini.
In den Registern des Notars Giov. Franc. La Panithera, Archivio. dei notari
defunti vol. in data 1530—1538. Mitgetheilt auch von di Marzo, Anhang zu o. c.
III. Darüber auch: di Marzo: Memorie storiche di Antonello Gagini im Archivio stör,
ital. Ser. III. tom. VIII. pars II. pag. 70 & nota.
 
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