340
V ersteigerungen.
ein nacktes Engelkind, das auf einem Bett steht. Ein anderes guckt über
ihre Schulter, ein drittes hat den Kopf auf das Bett gelegt und schläft
süss. Dass eine Caritas gemeint sei, wie der Katalog behauptet, scheint
zweifelhaft, da die Kinder Flügel tragen. Das Figürliche im Bilde von
einem klaren Gelb beherrscht, leuchtet kräftig aus dem ganz dunklen
Grunde hervor. Das Gelb ist fast die einzige Farbe, nur in den Flügeln
der Engel kräftiges Roth und Blau. Die Attribution ist lächerlich. Oh
das sehr curiose Bild überhaupt italienisch ist? Wenn es dies wäre,
möchte ich auf eine spät-sienesiche (nach-sodomaische) Herkunft rathen.
(L. 2000.) — No. 51. Corn. Poelenburgh zug.: Die Hochzeit Bacchus’
und Ariadne’s. Von einem Künstler aus der Poelenburghgruppe, der aber
auch von Rubens beeinflusst erscheint. (L. 150.) — No. 52. Battista
Franco: Die Kreuztragung. Dieser Maler ist viel interessanter als.
Decorateur. Das ganz tüchtige Bild, in kühlem Ton gemalt, trägt die
Bezeichnung: BAP . FRAN . VEN . FAC . MDLII. — No. 54. D. Teniers
der Aelt. zug.: Bauern-Interieur. Gehört weder dem Aelteren, noch dem
jüngeren Teniers; ist aber ein gutes Bild in der Richtung Teniers-
Brouwer. Vielleicht von C. Saftleven. Das in leuchtenden Tönen
geistreich gemalte Stillleben mit Küchen-Utensilien konnte an ihn
erinnern. Der Grund tief dunkel, der Ton warm braun. (L. 260.) —
No. 57. Bildniss des Jan van Olden Barneveldt (geboren 1549, starb als
Märtyrer für die Freiheit Holland’s auf dem Schaffott den 13. Mai 1619).u)
Interessantes Bildniss. Merkwürdig durch das lebhaft Kirschroth auf den
Wangen, welches auch in den Schatten der sonst leuchtend gelblichen
Carnation durchschimmert. Erzielte unbegreiflicher Weise nur L. 62. —
No. 63. Raffaello Sanzio oder Raffaello Fiammingo zug.: Grosser
farbiger Carton mit dem Einzug Noah’s in die Arche. Als Vorlage für
einen Arazzo gemalt. Von einem italisirenden Vlamländer. (L. 1200.) —
No. 68. P. Neefs der Aelterezug.: Der Dom von Antwerpen (?). Scheint
mir nicht ganz auf der Höhe Neefs’ zu stehen. (L. 600.) — No. 83. Fra
Bartolommeo di San Marco zug.: S. Giovanni Evangelista. Der Evan-
gelist (in Lebensgrösse) sitzt im Profil, ein Buch auf dem Knie haltend, und
wendet sein schönes, jugendliches Antlitz gegen den Beschauer. Das Bild
gehört weder dem Fra Bartolommeo noch seiner Zeit an. Es ist gegen
anderthalbhundert Jahre später von einem anderen Florentiner gemalt.
Es ist sonderbar, dass man, selbst in einem Auctionskatalog, Fra
Bartolommeo mit •— Carlo Dolci verwechseln kann. Das Bild gehört
nämlich augenscheinlich diesem letzteren und kann zu seinen reinest em-
pfundenen Werken gerechnet werden. (L. 555.) Emil Jacobsen.
einer Küche“; das andere No. 28 „Trinkende und musizirende Bauern“ dar. Sie
werden „Scuola fiamminga“ genannt, wenn sie auch beide bezeichnet sind, und
zwar in einer ganz ähnlichen Weise, wie das Bild der Galerie Manfrin. Die
Signaturen etwas versunken, aber doch noch deutlich lesbar. Nach der Art der
Bezeichnung dürften alle drei aus seiner späteren Zeit sein.
u) Nicht geboren 1559 und gestorben 1017, wie der Katalog angiebt.
Druck von Albert Damcke, Berlin SW. 12.
V ersteigerungen.
ein nacktes Engelkind, das auf einem Bett steht. Ein anderes guckt über
ihre Schulter, ein drittes hat den Kopf auf das Bett gelegt und schläft
süss. Dass eine Caritas gemeint sei, wie der Katalog behauptet, scheint
zweifelhaft, da die Kinder Flügel tragen. Das Figürliche im Bilde von
einem klaren Gelb beherrscht, leuchtet kräftig aus dem ganz dunklen
Grunde hervor. Das Gelb ist fast die einzige Farbe, nur in den Flügeln
der Engel kräftiges Roth und Blau. Die Attribution ist lächerlich. Oh
das sehr curiose Bild überhaupt italienisch ist? Wenn es dies wäre,
möchte ich auf eine spät-sienesiche (nach-sodomaische) Herkunft rathen.
(L. 2000.) — No. 51. Corn. Poelenburgh zug.: Die Hochzeit Bacchus’
und Ariadne’s. Von einem Künstler aus der Poelenburghgruppe, der aber
auch von Rubens beeinflusst erscheint. (L. 150.) — No. 52. Battista
Franco: Die Kreuztragung. Dieser Maler ist viel interessanter als.
Decorateur. Das ganz tüchtige Bild, in kühlem Ton gemalt, trägt die
Bezeichnung: BAP . FRAN . VEN . FAC . MDLII. — No. 54. D. Teniers
der Aelt. zug.: Bauern-Interieur. Gehört weder dem Aelteren, noch dem
jüngeren Teniers; ist aber ein gutes Bild in der Richtung Teniers-
Brouwer. Vielleicht von C. Saftleven. Das in leuchtenden Tönen
geistreich gemalte Stillleben mit Küchen-Utensilien konnte an ihn
erinnern. Der Grund tief dunkel, der Ton warm braun. (L. 260.) —
No. 57. Bildniss des Jan van Olden Barneveldt (geboren 1549, starb als
Märtyrer für die Freiheit Holland’s auf dem Schaffott den 13. Mai 1619).u)
Interessantes Bildniss. Merkwürdig durch das lebhaft Kirschroth auf den
Wangen, welches auch in den Schatten der sonst leuchtend gelblichen
Carnation durchschimmert. Erzielte unbegreiflicher Weise nur L. 62. —
No. 63. Raffaello Sanzio oder Raffaello Fiammingo zug.: Grosser
farbiger Carton mit dem Einzug Noah’s in die Arche. Als Vorlage für
einen Arazzo gemalt. Von einem italisirenden Vlamländer. (L. 1200.) —
No. 68. P. Neefs der Aelterezug.: Der Dom von Antwerpen (?). Scheint
mir nicht ganz auf der Höhe Neefs’ zu stehen. (L. 600.) — No. 83. Fra
Bartolommeo di San Marco zug.: S. Giovanni Evangelista. Der Evan-
gelist (in Lebensgrösse) sitzt im Profil, ein Buch auf dem Knie haltend, und
wendet sein schönes, jugendliches Antlitz gegen den Beschauer. Das Bild
gehört weder dem Fra Bartolommeo noch seiner Zeit an. Es ist gegen
anderthalbhundert Jahre später von einem anderen Florentiner gemalt.
Es ist sonderbar, dass man, selbst in einem Auctionskatalog, Fra
Bartolommeo mit •— Carlo Dolci verwechseln kann. Das Bild gehört
nämlich augenscheinlich diesem letzteren und kann zu seinen reinest em-
pfundenen Werken gerechnet werden. (L. 555.) Emil Jacobsen.
einer Küche“; das andere No. 28 „Trinkende und musizirende Bauern“ dar. Sie
werden „Scuola fiamminga“ genannt, wenn sie auch beide bezeichnet sind, und
zwar in einer ganz ähnlichen Weise, wie das Bild der Galerie Manfrin. Die
Signaturen etwas versunken, aber doch noch deutlich lesbar. Nach der Art der
Bezeichnung dürften alle drei aus seiner späteren Zeit sein.
u) Nicht geboren 1559 und gestorben 1017, wie der Katalog angiebt.
Druck von Albert Damcke, Berlin SW. 12.