Die Quellen der Biographie des Antonello da Messina.
Von G. Gronau.
Die unmittelbare Veranlassung zur Abfassung der folgenden Erörter-
ungen bot ein Aufsatz von A. von Wurzbacb in No. 19 der Kunstchronik
dieses Jahres.
Göthe macht einmal die Bemerkung: „Man muss das Wahre immer
wiederholen, weil auch der Irrthum um uns her immer wieder gepredigt
wird.“ Mit diesem unbestreitbaren Satz möge man es entschuldigen
wenn ich genöthigt bin, schon öfter Gesagtes abermals vorzubringen. Die
Hoffnung, Einiges schärfer zu fassen als die, welche zuvor das gleiche
Thema behandelt haben1), sowie den einen und andern Fehler ausmerzen
zu können, giebt mir dazu den Muth.
Die Quellen, aus denen wir Nachrichten über das Leben des Anto-
nello schöpfen können, fliessen spärlich genug. Wir wollen streng zwischen
den primären und den secundären Quellen scheiden. Zu den ersten ge-
hören a) die Urkunden und b) die (authentischen) Inschriften auf Bildern
Antonello’s; zu den letztem die Zeugnisse der Schriftsteller.
I. Primäre Quellen.
a) Urkunden. Bis jetzt sind nur zwei Documente zu Tage ge-
kommen, welche mit Sicherheit sich auf Antoneilobeziehen2). Am 9. März
1476 schreibt Galeazzo Sforza an Leonardo Botta, Gesandten in Venedig:
da sein Hofmaler gestorben, sähe er sich nach einem andern um. Nun
hätte sein Bruder, der Herzog von Bari, ein Portrait von der Hand eines
sicilianischen Malers (una figura cavata dal naturale per uno pictore ceci-
liano), der in jener Stadt — d. h. in Venedig — ansässig wäre, mitge-
bracht, das ihm sehr gefiele. Der Gesandte möchte nach Empfang des
Schreibens sich an den mailändischen Kaufmann Aloysio Cagnola wenden,
der mit dem Maler genau bekannt wäre, diesen zu sich kommen lassen
!) Hier ist vor Allem Gio. Morelli zu nennen, der erste, welcher Vasari’s
Biographie einer klaren, exacten Kritik unterzog.
2) Publiciert von L. Beltrami im Areh. stör, dell’ arte t. VII (1894) p. 56/7;
das erste Dok. schon in Boll. stör, della Svizzera Ital. 1884 p. 79. Beide im Auszug
Beltrami, Castello di Milano p. 356.
Von G. Gronau.
Die unmittelbare Veranlassung zur Abfassung der folgenden Erörter-
ungen bot ein Aufsatz von A. von Wurzbacb in No. 19 der Kunstchronik
dieses Jahres.
Göthe macht einmal die Bemerkung: „Man muss das Wahre immer
wiederholen, weil auch der Irrthum um uns her immer wieder gepredigt
wird.“ Mit diesem unbestreitbaren Satz möge man es entschuldigen
wenn ich genöthigt bin, schon öfter Gesagtes abermals vorzubringen. Die
Hoffnung, Einiges schärfer zu fassen als die, welche zuvor das gleiche
Thema behandelt haben1), sowie den einen und andern Fehler ausmerzen
zu können, giebt mir dazu den Muth.
Die Quellen, aus denen wir Nachrichten über das Leben des Anto-
nello schöpfen können, fliessen spärlich genug. Wir wollen streng zwischen
den primären und den secundären Quellen scheiden. Zu den ersten ge-
hören a) die Urkunden und b) die (authentischen) Inschriften auf Bildern
Antonello’s; zu den letztem die Zeugnisse der Schriftsteller.
I. Primäre Quellen.
a) Urkunden. Bis jetzt sind nur zwei Documente zu Tage ge-
kommen, welche mit Sicherheit sich auf Antoneilobeziehen2). Am 9. März
1476 schreibt Galeazzo Sforza an Leonardo Botta, Gesandten in Venedig:
da sein Hofmaler gestorben, sähe er sich nach einem andern um. Nun
hätte sein Bruder, der Herzog von Bari, ein Portrait von der Hand eines
sicilianischen Malers (una figura cavata dal naturale per uno pictore ceci-
liano), der in jener Stadt — d. h. in Venedig — ansässig wäre, mitge-
bracht, das ihm sehr gefiele. Der Gesandte möchte nach Empfang des
Schreibens sich an den mailändischen Kaufmann Aloysio Cagnola wenden,
der mit dem Maler genau bekannt wäre, diesen zu sich kommen lassen
!) Hier ist vor Allem Gio. Morelli zu nennen, der erste, welcher Vasari’s
Biographie einer klaren, exacten Kritik unterzog.
2) Publiciert von L. Beltrami im Areh. stör, dell’ arte t. VII (1894) p. 56/7;
das erste Dok. schon in Boll. stör, della Svizzera Ital. 1884 p. 79. Beide im Auszug
Beltrami, Castello di Milano p. 356.