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Repertorium für Kunstwissenschaft — 20.1897

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Dodgson, Campbell: Zum Holzschnittwerk Erhard Schön's und Peter Flötner's
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https://doi.org/10.11588/diglit.68267#0218

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Zum Holzschnittwerke Erhard Schön’s und
Peter Flötner’s.
Von Campbell Dodgson.
Heller (Leben und Werke Dürer’s No. 2091) beschreibt ausführlich
und genau einen schönen anonymen Holzschnitt: Johann Teuschlein von
Frickenhausen, Prediger in Rothenburg a. d. Tauber, überreicht dem Bischof
von Würzburg seinen Index zu den Werken des heil. Augustin; oben steht
Maria mit dem Kinde zwischen S. Kilian und 8. Lorenz. Der Index wurde
1517 in Nürnberg von F. Peypus für J. Koberger gedruckt. Den Titel um-
rahmt die bekannte Bordüre mit der Taufe Christi, B. app. 30. Der frag-
liche Holzschnitt (H. 165. Br. 146 mm) steht auf der Rückseite des Titels;
der Text oben und unten ist mit beweglichen Typen gedruckt. Auch Passa-
vant (III. s. 191, No. 203b.) erwähnt das Blatt, mit der Bemerkung, es
sei im Stile von H. 8. Beham. Mit Beham hat es sicher nichts zu thun.
Mir scheint es vielmehr ein charakteristisches Werk des E. Schön zu sein,
dessen Illustrationen zum Hortulus Animae Peypus im selben Jahr, 1517, für
Koberger druckte. Das Blatt hat viel Aehnliehkeit mit Schön’s Haupt-
werk, dem Rosenkranz (Pass. 35). Der Gesichtstypus der Jungfrau kommt
im Engelkreise innerhalb des Rosenkranzes wiederholt vor. Er ist auch
mit der heil. Katharina und mit dem das Schweisstuch links tragenden
Engel zu vergleichen. Das stark betonte Auge ist besonders charakteristisch.
Die langen, schlanken Finger, ohne Andeutung der Gelenke oder Nägel,
sind weiter zu beachten. Der Nimbus des Kindes durchkreuzt auf eigen-
thümliche Weise die seine Mutter umstrahlende Glorie. Aehnliches kommt
auf dem Rosenkränze und auf der 8. Anna Selbdritt des Hortulus (B. 24)
vor. Die Gesichter des heil. Lorenz, des bischöflichen Kaplan es und des
knieenden Doctors sind für Schön geradezu typisch, und gleiche Züge sind
unter den Engeln und Heiligen des Rosenkranzes leicht aufzuweisen.
Beiläufig sei bemerkt, dass die Passionswerkzeuge tragenden Engel
links und rechts von der Taufe Christi auf der umstehenden Titelbordüre
von der Radirung Dürer’s (B. 26) von 1516 mit wenigen Veränderungen ent-
lehnt sind, während das halbdrapirte Todesskelett der linken Seitenleiste
an eine ähnliche Figur im Gebetbuch Kaiser Maximilians von 1515 erinnert.
 
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