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Repertorium für Kunstwissenschaft — 20.1897

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Joseph, David: Die Fresken der Leugemeete in Gent
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https://doi.org/10.11588/diglit.68267#0305

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Die Fresken der Leugemeete in Gent.
Von Prof. Dr. D. Joseph.
Im Jahre 1846 deckte Felix De Vigne in einer alten Capelle, die
heute Brauereizwecken dient, und die in der Rue de la Porte de Bruges
der alten Kunststadt Gent gelegen ist, Fresken auf. Künstler und Kunst-
freunde waren sich bald fast allgemein darüber einig, dass hier die kost-
barsten Documente hinsichtlich des Studiums der Anfänge der historischen
Malerei, der Waffen, der militairischen Taktik und der Organisation der
Bürgerwehr des Mittelalters vorlägen und die Genter betrachteten dies
Werk als ein Bild ihrer glanzvollen Vergangenheit. Die Fresken sind
leider vollkommen zu Grunde gegangen, da ihnen Licht und Luft in Folge
der anderweitigen Bestimmung der alten Capelle entzogen worden waren,
doch sind wir über dieselben genügend unterrichtet. Der Entdecker De
Vigne selbst veröffentlichte im Jahre 1847 ein Werk unter dem Titel:
Recherches historiques sur les costumes civil et militaires des gildes et
des corporations de metiers, sodann befinden sich prächtige Nachzeich-
nungen, die unter der Leitung des Barons Bethune d’Ydewalle ausgeführt
worden sind, im Archäologischen Museum der Stadt Gent.
Trotz des Verlustes des Originals lassen nun diese Quellen eine
durchaus gerechte Würdigung zu, und die Beurtheilung auf Grund dieser
Basis kann mit demselben Werthe geschehen, als ob dieselbe vor dem
Original unternommen worden wäre. Jan van Malderghem, ein
tüchtiger Historiker und Subarchivar der Stadt Brüssel, hat nun den meines
Erachtens absolut durchschlagenden Versuch gemacht, die Authenticität
der Fresken zu bestreiten, seine' Abhandlung, der ich im Wesentlichen
folge, befindet sich unter dem Titel Les Fresques de la Leugemeete
in den Annales de la Societe d’Archeologie de Bruxelles Tome XI.
2e liv. 1897.
Wenn man sich die tiefgegründete Liebe der Genter jener Zeit zu
den Werken der Vorfahren vorstellt, einer Liebe, die sich oft genug in
dem Stadtbuch kund giebt, so muss man sich darüber wundern, dass die
Aufdeckung jener Fresken im Jahre 1846 auch nicht den geringsten
Enthusiasmus entfesselte. Wie soll man diesen Indifferentismus ver-
stehen? Das officielle Organ der damaligen Genter Archäologen: Le
 
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