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Repertorium für Kunstwissenschaft — 20.1897

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Sauer, Bruno: Die Randreliefe an Filarete's Bronzethür von St. Peter
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https://doi.org/10.11588/diglit.68267#0013

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Die Randreliefe an Filarete’s Bronzethür von St. Peter.
Von Bruno Sauer.
Zu den interessantesten Stellen in Filarete’s weitschweifigem Tractat
über die Baukunst gehören die, welche uns den Architecten als Decorateur
zeigen. Den fürstlichen Palast in Sforzinda, den märchenhaften Königs-
sitz des Zogalia, das Denkmal für diesen fingirten Ahnen der Sforza, das
Haus der Tugend und des Lasters, das Haus des Architecten „Onitoan“,
sie alle denkt sich dieser eifrige Bewunderer der Antike mit Bildwerken
verschwenderisch ausgestattet, deren Stoff ihm zumeist Sage und Fabel
des heidnischen Alterthums liefern. Aber wir sind nicht nur auf dieses
kunsttheoretisch-poetische Geschreibsel angewiesen; wir besitzen daneben
eine umfangreiche und durchaus nicht unbedeutende künstlerische Leistung
Filarete’s, die ungefähr ein halbes Menschenalter schon vollendet dastand,
als der alternde Künstler zur Feder griff. Die Bronzethür der alten Peters-
basilica, die Paul V. dem Neubau einfügen liess, giebt erst die volle Er-
läuterung zu den langen Aufzählungen dankbarer Darstellungsstoffe, die
der Tractat enthält. Wiederholt ist der reiche Reliefschmuck dieser Thüren
gezeichnet und besprochen worden und hat zuletzt durch Filarete’s
Biographen v. Oettingen1) eine sorgsame Würdigung erfahren. Was aber
noch fehlt, ist eine kritische Prüfung des Originals in denjenigen Theilen,
die dem Auge des Beschauers zum Theil entrückt und vom Künstler
selbst trotz aller Liebe und Sorgfalt, die er ihnen angedeihen liess, als
Nebenwerk gekennzeichnet sind: das sind die winzigen Darstellungen
antiker Stoffe, die in wunderlichem Widerspruch gegen die heilige Be-
stimmung der Thür in deren breitem Rahmen, theils in seiner reichen
Akanthusranke, theils zwischen dieser und den glatten Rändern angebracht
sind. Da die Publicationen vielfach einen ganz falschen Begriff von diesen
Bildchen geben2), so schien mir eine genaue Beschreibung dieser Rand-
1) Ant. Averlino genannt Filarete, S. 6 ff., wo ältere Litteratur zu finden ist.
2) Die beste ist die von Valentini, Basiliea Vaticana I 20 (Gesammtansicht),
24 (Detail: unteres Ende des rechten Flügels); davon abhängig Letarouilly, le
Vatlcan et la basilique de St. Pierre I 54, 55 und zum Theil eine Zeichnung
Tosi’s, von der Photographien früher im römischen Kunsthandel waren. Ich ver-
danke die Kenntniss einer solchen der Freundlichkeit v. Oettingen’s, dessen Be-
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