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Repertorium für Kunstwissenschaft — 20.1897

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Wölfflin, Heinrich; Burckhardt, Jacob [Honoree]: Jakob Burckhardt: geb. in Basel 25. Mai 1818, gest. daselbst 8. August 1897
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https://doi.org/10.11588/diglit.68267#0353

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Jakob Burckhardt
geb. in Basel 25. Mai 1818, gest. daselbst 8. August 1897.
Wenige Gelehrte haben J. Burckhardt persönlich gekannt.
Man wusste, dass er schwer zugänglich sei und dass es unangenehme
Szenen gab, wenn man ihn zu Hause oder im Colleg überraschen
wollte. Er schien gegen Fremde eine misstrauische Abneigung zu
hegen und den nähern Umgang mit Fachgenossen hielt er princi-
piell für nicht wünschbar. Wer nun aber doch auf die eine oder an-
dere Weise Zutritt bekam, der fand einen Mann von einfacher Freund-
lichkeit, immer mittheilsam und anregend und ohne eine Spur von
den Allüren des berühmten Mannes. Und so reservirt sich B. im
Allgemeinen nach auswärts verhielt, in seiner Vaterstadt war er eine
ganz öffentliche Persönlichkeit. Es machte ihm Vergnügen, im Winter
ein gemischtes Publicum mit Vorträgen zu unterhalten (gewöhnlich
waren es deren drei), an der Universität steigerte er sein Pensum
bis auf zehn wöchentliche Stunden und daneben hat er Jahrzehnte
lang an den obersten Klassen des Gymnasiums Geschichtsunterricht
ertheilt und gerade dieses Lehramt gab ihm so viel Befriedigung,
dass er nur sehr ungern davon zurücktrat. Kein Wunder, dass jeder-
mann in der Stadt eine Beziehung zu ihm hatte und dass der alte
„Kebi“ (Jakob) eine Art Stadtheiliger von Basel geworden war.
B. stammte aus einem Pfarrhaus und fing selbst ursprünglich
mit der Theologie an. Nach vier Semestern ging er zur Geschichte
über und bezog gleichzeitig die Universität Berlin, wo mehr als Ranke
die Persönlichkeit Franz Kugler’s ihm bedeutsam wurde. Ihm gestand
er den besten Theil seiner Bildung zu verdanken und in herzlicher
Freundschaft hat er ihm später den Cicerone gewidmet. In Ranke’s
Seminar entstand die Doctordissertation (quaestiones aliquot Caroli
Martelli historiam illustrantes, 1843), aber an Kugler’s Arbeiten hat
der Kunsthistoriker Burckhardt sich grossgezogen. Er besorgte als
junger Doctor die zweite Auflage des „Handbuchs der Kunst-

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