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Repertorium für Kunstwissenschaft — 20.1897

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Daun, Berthold: Noch etwas über Adam Krafft
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https://doi.org/10.11588/diglit.68267#0385

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Noch etwas über Adam Krafft.

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Nachtheil hervorruft, dass sich die Figuren, aus einiger Entfernung ge-
sehen, weniger deutlich davon abheben. Für diesen Mangel entschädigen
aber die empfindungsvollen Gestalten, von denen jede individuell gefasst
ist. Alles athmet und lebt, empfindet Trauer und Schmerz, jeder nach
seiner Weise, und endlich was die Composition, die im Allgemeinen von
vornherein gegeben ist, betrifft, so erscheinen hier die hergebrachten
Motive wie zum ersten Mal geschaffen.
Von dem malerischen Princip ging Adam Krafft in seinen folgenden
Werken aber wieder langsam zurück. Die drei Reliefs am Lorenzer
Sacramentshäuschen vereinen die Vorliebe für das Malerische mit plastischer
Einfachheit, man muss zugeben, in glücklicher Weise. Am schönsten zeigt
das „der Abschied Christi von seiner Mutter“, der, was die Wiedergabe
natürlicher Empfindung anlangt, unter den Krafft’schen Werken an erster
Stelle genannt zu werden verdient. Der grösstentheils architektonische
Hintergrund und der freie Ausblick auf eine mit Bäumen und Häusern
geschmückte Landschaft beeinträchtigen die ruhige Wirkung des Reliefs
nicht;' die Gestalten treten fast so hervor, als wären sie auf glattem
Grunde befestigt. Mit Erfolg sind malerische Hilfsmittel auf das Relief
übertragen, was im Schreyer’sehen Grabmal misslungen war. Die Gewan-
dung ist im Vergleich zu den harten Brüchen auf jenem Grabdenkmal
überraschend klar, und der Meister nähert sich wieder der flächenhaften
Behandlung der Gewänder auf den Stationen, nur dass an Stelle weiter
Bausche und sichtbarer Vertiefungen weich gerundetes Gefält ohne tiefe
Einschnitte tritt. Dieser Auffassungsweise, wie sie sich in diesem Relief
uns darbietet, bleibt Krafft in seinen Steinbildern, denn so darf man seine
Reliefs nennen, treu.
In reicherem Masse kehrt die malerische Art im Pergenstörffer’schen
Grabmal wieder. In dem theilweise knittrigen Gefält sind eckige Brüche
vermieden. In der Rebeck’schen Grabtafel besteht die Gewandung aus
schweren, dicken Stoffen, deren Falten mit einer gewissen Breite, vielleicht
zu reich und bauschig, aber abgesehen von der unmöglichen über das
rechte Bein hochgeschobenen Falte, im Ganzen klar an Motiven gegeben
sind. Etwas gemässigter tritt diese Gewandung in dem aus Freifiguren
bestehenden Landauer’schen Grabmal auf, doch sind dem Meister nie
wieder die klaren und zugleich malerischen Gewänder gelungen, wie sie
sich auf dem Lorenzer Relief darbieten. Maria’s Gewandung auf dem
Relief mit der Anbetung des Christuskindes in der Adlerstrasse nähert sich
ihnen, während das Relief mit der Erdrosselung der Beatrix an einem
Pfeiler der Lorenzkirche, wenn es Krafft angehört, der Gewandung nach
zu schliessen, in die Zeit des Schreyer’schen Grabmals fällt. Nach 1486
muss es entstanden sein, wie das darauf befindliche vereinigte Wappen
der Muffel und Imhoff bestätigt.
 
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