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Repertorium für Kunstwissenschaft — 20.1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.68267#0425

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Ausstellungen.

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„1110. Maria, von Joseph angebetet. Altniederländisch
um 1470. (Verwandt dem Meister der Himmelfahrt Mariä.)“
Das vortreffliche, im Ganzen wohl erhaltene Täfelchen, das der
obere Theil, die obere Hälfte, eines Bildes ist, rührt ohne jeden Zweifel
von dem Meister der Himmelfahrt Mariae her und ist vielleicht die feinste
von ihm bekannt gewordene Arbeit. Die etwas kleinliche, knollige Formen-
behandlung, die übergrossen Köpfe, das eigenthümlich Aengstliche und
Beschränkte im Ausdruck, sowie die fliegenden Engel, die auf der einen
Brüsseler Himmelfahrt ähnlich vorkommen, endlich die Formen der Hinter-
grundlandschaft lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass die schöne
Tafel, die erst „van Eyck“ und dann „Goes“ hiess, endlich den richtigen
Namen empfangen hat. Wundervoll und des van der Goes beinahe würdig
sind die über dem gesegneten Leibe verschränkten Hände der Maria. Das
übrigens auch ikonographisch merkwürdige Stück stammt aus den Samm-
lungen Liel (Berlin), Gsell und Posonyi (Wien) und war in Wien 1873, in
Leipzig 1889 ausgestellt.
„1111. Portrait eines jungen Mannes. Halbfigur. Hans
Memling.“
Unter den vielen Bildnissen, die wir von Memling besitzen, ist dieses
Portrait durch die liebenswürdige und zarte Persönlichkeit des Dargestellten
ausgezeichnet. Die Färbung ist freilich ein wenig stumpf und eintönig,
die Modellirung etwas flau. Die Farbe zeigt keinen rechten Körper. Mag
sein, dass eine Restaurirung die Tafel nicht ganz heil gelassen hat. Sehr
interessant ist das Profil des Rahmens, der mit dem Bilde aus einem
Stück ist. Herr Felix hatte auch dieses Bild schon 1889 in Leipzig aus-
gestellt.
„1112. Selbstportrait Dürer’s im Jahre 1493 . . .“
Die kurze Geschichte dieses berühmten Portraits, von dem die
„Kunstgeschichtliche Gesellschaft für photographische Publicationen“ neu-
lich einen guten Lichtdruck herausgegeben hat, ist ebenso wohl bekannt,
wie der fragwürdige Zustand des ausnahmsweise auf Pergament gemalten
Bildes. So wenig die ölige, trüb gelbliche Oberfläche den Eindruck des
Ursprünglichen giebt, so muss doch anerkannt werden, dass die Restau-
rirung, die vielleicht die bekannte, im Leipziger Museum bewahrte Copie
zum Muster nahm, die charaktervollen Linien im Wesentlichen unange-
tastet gelassen hat. (Leipziger Ausstellung von 1889.)
„1113. Christus als salvator mundi . . . Nach Ueberliefe-
rung das letzte Werk Dürer’s. Neuerdings dem Jaeopo de’Bar-
bari zugeschrieben.“
Das Gemälde kam aus dem Besitz der Familien Imhoff und Haller, es
ging dann durch die Hände verschiedener Kunsthändler und durch mehrere
Restauratorenateliers, ehe es zu Posonyi gelangte, von dem es Felix erwarb.
Deutlich ist es in dem ältesten Imhoff-Inventar bezeichnet als „unvollendet,
von der Hand Dürer’s“, erst in einem späteren Inventar taucht der Zusatz
auf „Dürer’s letztes Werk“ — offenbar nichts als eine willkürliche Be-
 
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