denn er, der gute alte Weißkopf mit einem Förster-
bart und einem goldenen Herzen ward zu meinem
väterlichen Freunde.
Als ein in jener Zeit schon selten gewordener Ver-
treter alten Österreichertums, aufgewachsen in der Re-
sidenzstadt mit großer Vergangenheit und historischen
Reichtümern, erschien er wie ein Erbe tugendreicher
Geschlechter, der, fern von allen politischen Ralgereien,
nur die Schönheiten seiner Heimat kannte, zu allen
Stunden in Ernst und Scherz aus ihr stets das Beste
herauszuholen und zu genießen verstand, und immer so
viel, um davon auch anderen abzugeben. Erinnerungs-
reich glich er einem alten Pergamentbande, in dem
sich gut blättern ließ, und der auf jeder Seite aus-
führlich von entschwundenen Tagen zu berichten ver-
mochte. Als einer der jüngsten Führich-Schüler hatte
er vieles mit heraufgebracht und auch die strenge
Anschauung aufgenommen, daß man der Kunst wie
einem Heiligtum nur mit reinem Herzen nahen dürfe.
Von verwirrender Bücherweisheit nicht belastet oder
auf einseitige Bahnen gelenkt, lebte er seinem ihm
anvertrauten Kunstgut voll und ganz und teilte alle
seine aufgespeicherten Erfahrungsschätze bereitwillig
mit jedermann, indem er jedes einzelne durch die Art
seiner lebendigen Darstellung veranschaulichte, so daß
ihm die Augen der Zuhörer froh entgegenleuchteten.
Ihm verdankte ich die Führung auf dem langen Weg
eines komplizierten Musealdienstes, den liebevollen Um-
gang mit Kunstblättern und deren Erhaltung, denn in
ihm rieselte der Quell alter Künstlertradition, in ihm
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bart und einem goldenen Herzen ward zu meinem
väterlichen Freunde.
Als ein in jener Zeit schon selten gewordener Ver-
treter alten Österreichertums, aufgewachsen in der Re-
sidenzstadt mit großer Vergangenheit und historischen
Reichtümern, erschien er wie ein Erbe tugendreicher
Geschlechter, der, fern von allen politischen Ralgereien,
nur die Schönheiten seiner Heimat kannte, zu allen
Stunden in Ernst und Scherz aus ihr stets das Beste
herauszuholen und zu genießen verstand, und immer so
viel, um davon auch anderen abzugeben. Erinnerungs-
reich glich er einem alten Pergamentbande, in dem
sich gut blättern ließ, und der auf jeder Seite aus-
führlich von entschwundenen Tagen zu berichten ver-
mochte. Als einer der jüngsten Führich-Schüler hatte
er vieles mit heraufgebracht und auch die strenge
Anschauung aufgenommen, daß man der Kunst wie
einem Heiligtum nur mit reinem Herzen nahen dürfe.
Von verwirrender Bücherweisheit nicht belastet oder
auf einseitige Bahnen gelenkt, lebte er seinem ihm
anvertrauten Kunstgut voll und ganz und teilte alle
seine aufgespeicherten Erfahrungsschätze bereitwillig
mit jedermann, indem er jedes einzelne durch die Art
seiner lebendigen Darstellung veranschaulichte, so daß
ihm die Augen der Zuhörer froh entgegenleuchteten.
Ihm verdankte ich die Führung auf dem langen Weg
eines komplizierten Musealdienstes, den liebevollen Um-
gang mit Kunstblättern und deren Erhaltung, denn in
ihm rieselte der Quell alter Künstlertradition, in ihm
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