führe. Mit dem ruhigen Verweilen vor einem Original-
blatte fühlte man sich dem Schöpfer nahe. Man sah
ihm über die Schulter, beobachtete den Verlauf seines
Federzuges mit all den Umgestaltungen und Ver-
besserungen, das flüchtige Hin werfen erster Gedanken,
und das liebevolle Ausfuhren geklärter Formen. Mit
Andacht glitt das Auge über die Papierfläche, auf der
einst die Hand des Künstlers geruht hatte. Man fühlte
den Hauch und das erhabene Schweigen einer ringenden
Arbeitsstunde. Jede Mappe bot neue Erlebnisse, jeder
Tag neue Entdeckungen.
Dieser vertraute Verkehr zunächst mit den Haupt-
meistern führte von selbst über die engen Grenzen
ihrer Schulgebiete hinaus und suchte Anschluß und
Vergleich mit benachbarten Stämmen und schließlich
mit anderen Nationen. In ihrem gegenseitigen Verhalten
von individueller Freiheit oder freiwillig übernommener
Abhängigkeit ergab sich ein wundersam buntes Bild
völkischer Eigenschaften, lokaler Eigenart, die sich
mischten und befruchteten, immer von dem Bestreben
geleitet, ihrer Kunstweise eigene Altäre zu errichten.
Die äußere Erscheinung der menschlichen Körper-
formen allein bot in ihrer Gesamtheit ein scheinbar
unübersehbares Feld von Kunstblüten, alle hervorge-
gangen in dem Ringen um Wahrheit und Schönheit,
aber dennoch verschieden gestaltet in dem Drange
persönlicher, zeitlicher und kultureller Kräfte. Und
ebenso die Kämpfe um Raum und Fläche, um Licht
und Schatten, um Glanz und Farbe, immer wieder
aufgegriffen, umgebildet bis zur Erschöpfung, um im
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blatte fühlte man sich dem Schöpfer nahe. Man sah
ihm über die Schulter, beobachtete den Verlauf seines
Federzuges mit all den Umgestaltungen und Ver-
besserungen, das flüchtige Hin werfen erster Gedanken,
und das liebevolle Ausfuhren geklärter Formen. Mit
Andacht glitt das Auge über die Papierfläche, auf der
einst die Hand des Künstlers geruht hatte. Man fühlte
den Hauch und das erhabene Schweigen einer ringenden
Arbeitsstunde. Jede Mappe bot neue Erlebnisse, jeder
Tag neue Entdeckungen.
Dieser vertraute Verkehr zunächst mit den Haupt-
meistern führte von selbst über die engen Grenzen
ihrer Schulgebiete hinaus und suchte Anschluß und
Vergleich mit benachbarten Stämmen und schließlich
mit anderen Nationen. In ihrem gegenseitigen Verhalten
von individueller Freiheit oder freiwillig übernommener
Abhängigkeit ergab sich ein wundersam buntes Bild
völkischer Eigenschaften, lokaler Eigenart, die sich
mischten und befruchteten, immer von dem Bestreben
geleitet, ihrer Kunstweise eigene Altäre zu errichten.
Die äußere Erscheinung der menschlichen Körper-
formen allein bot in ihrer Gesamtheit ein scheinbar
unübersehbares Feld von Kunstblüten, alle hervorge-
gangen in dem Ringen um Wahrheit und Schönheit,
aber dennoch verschieden gestaltet in dem Drange
persönlicher, zeitlicher und kultureller Kräfte. Und
ebenso die Kämpfe um Raum und Fläche, um Licht
und Schatten, um Glanz und Farbe, immer wieder
aufgegriffen, umgebildet bis zur Erschöpfung, um im
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