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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (Buch 1 - 3): 1464 - 1625 — Dresden, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.43932#0398
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ZWEITES BUCH • 1541 -1586

ihrer Landesherrn der Reichsfürsten, und Unterstellung unmittelbar unter den Kaiser ein, was eine
Schmälerung der immer stärker anwachsenden Macht der Einzelfürsten, dafür aber die Begründung
eines Reiches des Adels zur Folge gehabt hätte. Da die Ritterschaft bei dem undeutsch gerichteten
und nach der Verfassung mit unzureichenden Machtmitteln ausgerüsteten Kaiser für ihre erklär»
liehen Befreiungsbestrebungen keine LInterstützung fand, übergab Grumbach seinen Stammsitz
Rimpar sowie seine übrigen Lehnsgüter seinem Sohn Konrad und trat 1551 in den Dienst des be»
nachbarten Markgrafen Albrecht Alcibiades, der nach der Teilung der Lande seinen Sitz von
Ansbach nach der Plassenburg in Kulmbach verlegt hatte, um gemeinsam mit ihm den Kampf
gegen Würzburg und dessen Verbündete auszufechten.
Albrecht, der am 4 Mai 1552 vor Nürnberg gezogen war, nötigte zuerst den Bischof von
Bamberg, dann den vonWürzburg und endlich die freie Reichsstadt Nürnberg zu Verträgen, wo»
nach Würzburg von seinen Schulden 350000 Gulden zu übernehmen, dazu 222000 sowie 60000
Gulden zu zahlen hatte, welch letztre der Markgraf Grumbach schuldete und ihm nun in der
Gestalt des Klosters Maidbronn in der Nähe von Rimpar sowie von sechs Dörfern zurückerstattete.
Bei den Passauer Verhandlungen, die damals stattfanden, gelang es ihm aber nicht die kaiserliche
Bestätigung für diese Verträge zu erlangen, weshalb er dem dortigen Vertrage vom 2 August
nicht beitrat/ vielmehr forderte der Bischof von Würzburg im folgenden Monat von Grumbach
die Rückgabe des Erlangten, was auch geschah,- Grumbach mußte sogar wieder Lehnsmann des
Stifts werden, weil der Artikel des Vertrags, welcher die ursprünglichen Stiftslehen in Eigengut
verwandelt hatte, zugleich mit dem Vertrage fiel.
Als jedoch nunmehr Albrecht sich wieder Frankreich zuwendete, mit dem er im Jahr vorher
bereits in engster Fühlung gestanden hatte, änderten sich plötzlich im Oktober die Verhältnisse
dadurch wieder, daß Albrecht sich bereit finden ließ, seine für Frankreich bestimmten Truppen
gegen dieses dem Kaiser zur Verfügung zu stellen: die Bischöfe wurden nunmehr vom Kaiser
fallen gelassen, die Verträge aufs neue bestätigt und Albrecht eine völlige Amnestie für alles Ge»
schehne gewährt (siehe darüber den zweiten Abschnitt, beim Passauer Vertrag), Nun begann
der sogenannte markgräfliche Krieg mit einem neuen Einbruch Albrechts in die bischöflichen Ge-
biete im Januar 1553, der weiterhin zum Zuge nach Braunschweig und zur Schlacht von Sievers»
hausen führte. Über die Bedrückung Grumbachs, die damit begann, ist das Nähere bei Voigt I,
104fg. einzusehen,- sein Gesamtverlust, abgesehen von dem Wert des Grund und Bodens, belief
sich auf 56000 Gulden, dazu drohte ihm noch der Verlust der 60000 Gulden, die ihm der Würz»
burger immer noch schuldete, ohne die Schuld anerkannt zu haben,- nach der Besiegung Albrechts
entließ ihn dieser 1555 aus seinem Dienst und empfahl ihn Herzog Albrecht von Preußen in Kö»
nigsberg durch einen Brief, der jedoch zu spät in dessen Hände gelangte.
Der Tod des Markgrafen zu Anfang 1557 in Pforzheim, wo ihn sein Schwager der Mark»
graf von Baden als Schwerkranken aufgenommen hatte, bildete im Leben Grumbachs den kritischen
Punkt, Gleich im April dieses Jahres trat er in den Dienst Herzog Johann Friedrich des Mittleren.
Ein Jahr darauf aber führte er vier Haufen Reiter, die er noch von dem Krieg gegen Frankreich
in der Hand hatte, einzeln nach Franken, um sich wenn möglich des Bischofs vonWürzburg zu
bemächtigen,- am 15 April 1558, Freitag nach Ostern, wurde der Bischof, als er sich zur Mittags»
zeit nach beendetem Geschäft von der Stadt nach dem Schlosse Marienberg zurückbegab, von
einigen Bewaffneten überfallen und dabei, entgegen der Absicht Grumbachs, der nur seine Ge»
fangennahme nicht aber seine Ermordung im Auge gehabt hatte, von einem der Beteiligten, Christof
Kretzer aus Privatrache erschossen. Das Domkapitel wählte den Domdechanten Friedrich von
Wrisberg zu seinem Nachfolger,- Grumbach aber begab sich im folgenden Sommer in französische
Dienste,- Kretzer, der bereits im September desselben Jahres öffentlich angezeigt hatte daß er und
nicht Grumbach der Täter sei, wurde im folgenden Jahr geächtet, doch erst 1562 gefangen ge»
nommen und enthauptet, nachdem er seine Genossen angegeben. Nach diesem Überfall konnte
Grumbach erst recht nicht seine Ansprüche gegenüber demStift zur Geltung bringen, sondern wid»
mete sich in steigendem Maße der Unterstützung des Ernestiners in dessen hochstrebenden Plänen.
(Für das Ende siehe den weitern Text.) Erst nach Grumbachs Tod infolge der Eroberung Gotas

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