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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (Buch 1 - 3): 1464 - 1625 — Dresden, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.43932#0560
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DRITTES BUCH - 1586-1625

bestimmt, die Oberpfalz diesem, der dadurch ein Pfand für seine Kriegsaufwen-
düngen in die Hand bekam, gegen 1400000 Gulden einzuräumen,- dafür aber
zog Mansfeld in die Rheinpfalz den Spaniern entgegen, zu denen noch Tilly mit
seinem 1 igis tisch en Heere stieß. Damit begann der eigentliche Kampf um die Pfalz,
der erst nach anderthalb Jahren seinen Abschluß finden sollte. Mansfeld, der
Sohn eines Ostreichers der in den Niederlanden die spanische Armee mit Erfolg
befehligt hatte, hatte früher unter dem Erzherzog Leopold in Jülich und dann im
Elsaß gekämpft, und war ein Mann, der es »allen militärischen Abenteurern zu-
vortat, so wohl durch V erwegenheit, V erschlagenheit und Freiheit von Gewissens^
bedenken wie auch durch die Eigenschaften des bedeutenden Feldherrn und großen
Organisators«. Wo er mit seinem geworbnen Heere eindrang, da mußte das
Land dieses ernähren. Zunächst verband er sich im April 1622 von der Rhein-
pfalz aus mit dem Markgrafen Georg Friedrich von Baden=Durlach, einem Fürsten
von religiösem Schwung, kriegerischer Durchbildung und festem Willen, der sich
die Markgrafschaft Baden-Baden sichern wollte, nachdem er sein eignes Besitz^
tum seinem Sohn übergeben hatte. Dann trat Prinz Christian von Braunschweig-
Wolfenbüttel, Administrator von Halberstadt, ein jüngrer Bruder des regirenden
Fürsten, als Oberst in pfälzische Dienste: ein roher und genußsüchtiger Mensch,
doch voll lebenslustigen Übermuts und todesverachtenden Tatendrangs, der unter
dem Wahlspruch: Gottes Freund und der Pfaffen Feind kämpfte, und sich durch
Erpressungen von den Stiften in Niedersachsen und Westfalen die Mittel ver-
schafft hatte um ein beträchtliches Heer zusammenzubringen. Unterstützung
fand die Pfalz durdt die Generalstaaten sowie durch England, das 30000 Pfund
beisteuerte. Friedrich V erschien verkleidet von Holland aus, um »nicht viel
anders als ein flüchtiger Bettler« mit dem Heere herumzuziehen. Der Feldzug
gegen Tilly verlief unglücklich, so daß Friedrich schon im Juli Mansfeld wie dem
Halberstädter den geforderten Abschied erteilen mußte, um fortan wieder in
Holland sein Schicksal von der Barmherzigkeit des Kaisers zu erwarten,- Mans-
feld brach sich durch die spanischen Truppen gleichfalls den Weg nach Holland,
wo er in die Dienste der Generalstaaten trat. Mitte September nahm 4 illy
Heidelberg, dann Mannheim und Frankental ein. Die ganze Pfalz war von den
Truppen der Reichsexekutive überschwemmt, die den rechtsrheinischen Teil inne-
hatten,- das linke Rheinufer befand sich in der Gewalt der Spanier.
So konnte denn zu Anfang des Jahrs 1623 der Kaiser dem Herzog von
Baiern die freigewordne Kur verleihen und ihn mit der Oberpfalz als Ent-
schädigung für die unterdessen auf mehr als 12 Millionen Gulden angewachsnen
Kriegsaufwendungen belehnen. Eine Fürstenversammlung in Regensburg, zu

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