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D. DAS GEHÖFT

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Tröge, wie sich aus den eingebauten Reliefbruchstücken ergibt, späteren Ursprungs und
gehören nicht zu dem ursprünglichen Inventar des „Gehöfts“.
Auf die Frage, aus welcher Zeit das „Gehöft“ stammt, gibt das Bauwerk selbst bei
seiner schlechten Erhaltung keinen befriedigenden Aufschluß. Für die Datierung sind wir
lediglich auf die darin gemachten Funde angewiesen. Leider bietet die in C und D in situ ge-
fundene Keramik nur wenig Charakteristika. Es sind Töpferwaren zu täglichem Gebrauche,
einfache Formen, wie sie sich zu allen Zeiten finden, und von denen sich kaum mehr sagen
läßt, als daß sie wahrscheinlich dem NR angehören. Weit mehr bedeuten die Inschriften-
steine. Ihre Zeit ist genau gesichert: Thutmosis III., dessen Name auf einem der Tür-
sturze erscheint und unter dessen Regierung der auf ihnen mehrfach genannte „Königs-
sohn undVorsteher der südlichen Länder Nh(j)“ als Vizekönigf1) von Äthiopien im Amte ge-
wesen ist. Wie schon erwähnt, wurden zwei der Türsturze und ein Pfostenteil, wenn auch
nicht in der vollständig erhaltenen Tür, so doch unmittelbar vor derselben gefunden, so daß
kein Zweifel besteht, daß sie an diese Stelle gehören.
Daß die vier Kammern A—D zur selben Zeit gebaut worden sind, darf man wohl mit
Sicherheit annehmen, auch daß die Pfosten und Sturze ursprünglich allesamt zu diesen
Räumen gehört haben.
Dann ist aber auch die Bedeutung des ganzen Bauwerks mit ziemlicher Sicherheit
festzustellen. Auf einem derTürsturze (Taf. 18,1) ist Nh(j) dargestellt, wie er der schlangen-
gestaltigen Göttin Rn-wtt (Thermuthis), „der Herrin der Speise“ opfert. Sie war eine Göttin
der Ernte, die im NR große Verehrung genoß (Erman, Religion, Berlin 1934, S. 46). Das
Haus, in dem sie verehrt wurde und dem sie ihren Schutz angedeihen ließ, war also gewiß ein
Gebäude, in dem die Ernte oder allerhand Speisen aufbewahrt wurden. Es war ein Magazin
für Lebensmittel aller Art, worauf vielleicht auch der Titel hinweist, den Nh(j) an einer
Stelle (Taf. 18,7) führt: eSH mr rwj-t „Vorsteher des Magazins“.
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Auch nach Thutmosis III. ist das „Gehöft“, z. T. noch bis zu der Zeit, in der
es auf gegeben wurde, als Magazin benutzt worden, dafür sprechen die Anhäufungen
von Töpferwaren in A und B und wohl auch die späten Tröge. So lange allerdings deren
Zweck nicht feststeht, läßt sich über die letzte Verwendung der Räume C und D nichts
sagen.
FUNDE:
1. Tongefäße
Raum A: 23 Schüsseln mit Standfläche und abgesetztem Rand (Taf. 88 b, 1); H 6, Dm25 cm.
8 tiefe Näpfe (sogenannte „Blumentöpfe“) mit leicht abgesetztem Rand
(Taf. 88b, 4); H 17, Dm 31 cm. Bei allen ist der dünne Boden durchgeschlagen.
19 Gefäßuntersätze (Taf. 88b, 3); H n, Dm 18 cm.
5 leuchterförmige „Opferständer“ (Taf. 88b, 5); H 46 cm.
Raum B: 13 Schüsseln mit Standfläche und eingebogenem Rand (Taf. 88b, 1); H 12,
Dm 36 cm.
Im Schutt: 1 Krug (Taf. 88 b, 2); H 58 cm.
1 Schüssel; H 7, Dm 20 cm.
P) Über den „Vizekönig“ Nh(j) s. Reisner, JEA 6 (1920) S. 30t; Gauthier, Rec. trav. 39 (1921) S. iSgff.
5 Steindorff.
 
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