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II. DER FRIEDHOF S DES NEUEN REICHES
der Nekropole von Buhen f1), sowie an anderen unternubischen Plätzen kein besseres Grab
aus älterer Zeit nachzuweisen ist.
Erst in der zweiten Hälfte des MR entsteht der ägyptische S-Friedhof von
Aniba (s. die Gesamtansicht Taf. 19 a und Lageplan Bl. 10), „der große Westen von
Miam“ (LD III 231 a u. ö.). Er liegt auf der Wüstenfläche westlich der Stadt; das Plateau
wird hier von einer flachen Talmulde in eine nördliche und südliche Hälfte geteilt, und am
Südrande des nördlichen Teiles wurden die ersten größeren Grabbauten — die Gräber S 41
und 31 — errichtet, deren sich in der Nachbarschaft das auch noch dem Ende des MR zu-
zuweisende Grab S 38 anschloß.
In der Hyksoszeit wurde Unternubien von Ägypten nicht abgeschnitten. Wenn wir
auch annehmen können, daß die ägyptischen Besatzungen in den Festungen keinen neuen
Ersatz aus dem Mutterlande erhielten, und die ägyptischen Offiziere und Beamten nach
Ägypten zurückkehrten, daß ferner die Goldbergwerke ihren Betrieb einstellten, und die
dort angestellten Ägypter ihre Plätze verließen, so blieb doch immer noch ein beträcht-
licher Teil von Ägyptern im Lande zurück, besonders in den Hauptplätzen Miam und
Buhen. Vielleicht erhielten sie auch Zuzug aus dem Mutterlande von Leuten, die sich unter
dem Drucke der im Norden herrschenden Fremden nach dem Süden wandten und unter den
oberägyptischen Königen und auch in Nubien ein ruhigeres und wirtschaftlich ertrag-
reicheres Dasein erhofften. Genaueres über die politischen Verhältnisse Unternubiens in der
Hyksoszeit nach dem Zusammenbruch des Mittleren Reiches wissen wir nicht. In der
13. Dynastie ist das Kataraktengebiet oberhalb Haifa noch in ägyptischer Hand, wie aus
der Angabe der Nilhöhen bei Semna unter Sebekhotep II. hervorgeht (LD II 151 a—d).
Später ging die Herrschaft vermutlich an einheimische Häuptlinge verloren, unter denen
die nubische Eigenkultur der C-Gruppe noch einmal auf blühte (Aniba I 9 ff.). Noch König
Kamose (etwa 1580 v. Chr.) klagt, daß er in Oberägypten zwischen einem Fürsten in Auaris
und einem anderen in Kusch sitze, also im Norden von den Hyksos, im Süden von den
Nubiern umschlossen sei (Carnarvon-Täfelchen, JEA3 (1916) 98 ff.; 5 (1918) 45 ff.). Und doch
finden wir unter seiner Regierung die Ägypter in Unternubien, wie die von Weigall zwischen
Tüschka und Ermenne entdeckte Felsinschrift mit den Königsnamen des Kamose und seines
jüngeren Bruders, Mitregenten und Nachfolgers Ahmose zeigt (Weigall, Antiquities 127,
Taf. 65) (2). Auch der Umstand, daß Hilfstruppen von nubischen Söldnern (mdzj) durch
Kamose bei seinem Kampfe gegen die Hyksos ins Feld geführt worden sind (JEA 3 (1916)
105), läßt auf seine näheren Beziehungen zu dem südlichen Nachbarlande schließen. So
darf es nicht Wunder nehmen, wenn die Zahl der in Nubien der Hyksoszeit zuzuweisenden
ägyptischen Gräber keine kleine ist. Auch in Miam und in Buhen sind sie vorhanden.
P) Von Woolley und Mac Iver werden die Gräber 8—45 des Friedhofs K der 12. Dynastie zugewiesen. Aber
nur das Grab K 8, in dem Stücke der Zeit Amenemmes’ III. gefunden worden sind, gehört in die zweite Hälfte
der 12. Dynastie; alle übrigen Gräber sind später — die für die 12. Dynastie angegebenen Gründe sind nicht
stichhaltig — und gehören in die Hyksoszeit.
(2) Dabei ist es völlig gleichgültig, ob die genannte Felsinschrift bei einer kriegerischen Expedition oder
von Teilnehmern an einem Handelszuge eingemeißelt worden ist. Leider ist der Name des Beamten, der sie hat
anbringen lassen, zerstört. Genannt ist ein 1 ° ,,Königssohn“; ist das etwa ein ägyptischer Vize-
I /WW\A -Zj
könig, und Kusch bereits in dieser Zeit wenigstens zum Teil wieder unter ägyptischer Verwaltung?
II. DER FRIEDHOF S DES NEUEN REICHES
der Nekropole von Buhen f1), sowie an anderen unternubischen Plätzen kein besseres Grab
aus älterer Zeit nachzuweisen ist.
Erst in der zweiten Hälfte des MR entsteht der ägyptische S-Friedhof von
Aniba (s. die Gesamtansicht Taf. 19 a und Lageplan Bl. 10), „der große Westen von
Miam“ (LD III 231 a u. ö.). Er liegt auf der Wüstenfläche westlich der Stadt; das Plateau
wird hier von einer flachen Talmulde in eine nördliche und südliche Hälfte geteilt, und am
Südrande des nördlichen Teiles wurden die ersten größeren Grabbauten — die Gräber S 41
und 31 — errichtet, deren sich in der Nachbarschaft das auch noch dem Ende des MR zu-
zuweisende Grab S 38 anschloß.
In der Hyksoszeit wurde Unternubien von Ägypten nicht abgeschnitten. Wenn wir
auch annehmen können, daß die ägyptischen Besatzungen in den Festungen keinen neuen
Ersatz aus dem Mutterlande erhielten, und die ägyptischen Offiziere und Beamten nach
Ägypten zurückkehrten, daß ferner die Goldbergwerke ihren Betrieb einstellten, und die
dort angestellten Ägypter ihre Plätze verließen, so blieb doch immer noch ein beträcht-
licher Teil von Ägyptern im Lande zurück, besonders in den Hauptplätzen Miam und
Buhen. Vielleicht erhielten sie auch Zuzug aus dem Mutterlande von Leuten, die sich unter
dem Drucke der im Norden herrschenden Fremden nach dem Süden wandten und unter den
oberägyptischen Königen und auch in Nubien ein ruhigeres und wirtschaftlich ertrag-
reicheres Dasein erhofften. Genaueres über die politischen Verhältnisse Unternubiens in der
Hyksoszeit nach dem Zusammenbruch des Mittleren Reiches wissen wir nicht. In der
13. Dynastie ist das Kataraktengebiet oberhalb Haifa noch in ägyptischer Hand, wie aus
der Angabe der Nilhöhen bei Semna unter Sebekhotep II. hervorgeht (LD II 151 a—d).
Später ging die Herrschaft vermutlich an einheimische Häuptlinge verloren, unter denen
die nubische Eigenkultur der C-Gruppe noch einmal auf blühte (Aniba I 9 ff.). Noch König
Kamose (etwa 1580 v. Chr.) klagt, daß er in Oberägypten zwischen einem Fürsten in Auaris
und einem anderen in Kusch sitze, also im Norden von den Hyksos, im Süden von den
Nubiern umschlossen sei (Carnarvon-Täfelchen, JEA3 (1916) 98 ff.; 5 (1918) 45 ff.). Und doch
finden wir unter seiner Regierung die Ägypter in Unternubien, wie die von Weigall zwischen
Tüschka und Ermenne entdeckte Felsinschrift mit den Königsnamen des Kamose und seines
jüngeren Bruders, Mitregenten und Nachfolgers Ahmose zeigt (Weigall, Antiquities 127,
Taf. 65) (2). Auch der Umstand, daß Hilfstruppen von nubischen Söldnern (mdzj) durch
Kamose bei seinem Kampfe gegen die Hyksos ins Feld geführt worden sind (JEA 3 (1916)
105), läßt auf seine näheren Beziehungen zu dem südlichen Nachbarlande schließen. So
darf es nicht Wunder nehmen, wenn die Zahl der in Nubien der Hyksoszeit zuzuweisenden
ägyptischen Gräber keine kleine ist. Auch in Miam und in Buhen sind sie vorhanden.
P) Von Woolley und Mac Iver werden die Gräber 8—45 des Friedhofs K der 12. Dynastie zugewiesen. Aber
nur das Grab K 8, in dem Stücke der Zeit Amenemmes’ III. gefunden worden sind, gehört in die zweite Hälfte
der 12. Dynastie; alle übrigen Gräber sind später — die für die 12. Dynastie angegebenen Gründe sind nicht
stichhaltig — und gehören in die Hyksoszeit.
(2) Dabei ist es völlig gleichgültig, ob die genannte Felsinschrift bei einer kriegerischen Expedition oder
von Teilnehmern an einem Handelszuge eingemeißelt worden ist. Leider ist der Name des Beamten, der sie hat
anbringen lassen, zerstört. Genannt ist ein 1 ° ,,Königssohn“; ist das etwa ein ägyptischer Vize-
I /WW\A -Zj
könig, und Kusch bereits in dieser Zeit wenigstens zum Teil wieder unter ägyptischer Verwaltung?