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A. AUSSTATTUNG DER GRÄBER

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2. GRABKEGEL
Sogen. Grabkegel (funeral cones) aus gebr. Ton, Friesziegel^), wurden nur in einem Grabe ge-
funden; an welcher Stelle des Oberbaus sie angebracht gewesen sind, hat sich nicht feststellen lassen.
S 65 (Taf. 35,1). — Es wurden mehrere Exemplare aufgelesen, alle von der gleichen Kegelform
(H 22 cm) mit rechteckiger Ansichtsfläche und mit demselben Stempelabdruck versehen. Auf
vier Stücken ist dieser noch gut erhalten und zeigt in rechteckiger Umrahmung r. ein Ehepaar
auf einer Bank mit Rückenlehne sitzend. Die Frau umfaßt den Mann, der seine Rechte nach
den Speisen des vor ihm stehenden Tisches ausstreckt. Drei senkrechte und eine waagerechte
Zeile nennen Titel und Namen des Paares: ^P^ 1 [j | [j | „der
Gefolgsmann Seiner Majestät bww(2), der Gerechtfertigte, (und) die Hausherrin Snw“^). Grabkegel
desselben (mw mit der gleichen Darstellung, auf denen er den Titel „Stell-
Vertreter (wekil) des Königssohnes (von Kusch)“ führt, sind in mehreren Exemplaren erhalten;
Daressy, Recueil de Cones funeraires, Memoires Mission Archeologique Frangaise du Caire
VIII 299 (No. 293). 318. Sie stammen nach einer freundlichen Mitteilung von N. de G. Davies aus
dem westlichen Theben und sind wohl in die Mitte der 18. Dynastie, vielleicht aber auch später
zu datieren; s. S. 187.

3. KLEINE PYRAMIDEN (PYRAMIDION)

Wohl jede ägyptische Ziegelpyramide trug als Spitze eine steinerne, kleine Pyramide, die aus
rotem oder schwarzem Granit, Kalk- oder Sandstein gearbeitet war.(4) Häufig war dieses „Pyrami-
dion“ mit Darstellungen versehen, die den Toten zur aufgehenden und zur untergehenden Sonne
betend zeigen; das Pyramidion war so aufgestellt, daß das Bild der aufgehenden Sonne nach Osten,
das der untergehenden nach Westen gerichtet war; vgl. B. Bruyere, Deir el Medineh (1923/24)
14 f. (Fouilles de 1’Institut Frangais II, 2). In Aniba ist nur eine verhältnismäßig geringe Zahl solcher
kleinen Pyramiden gefunden worden, die sämtlich aus dem lokalen Material, dem nubischen Sand-
stein, gearbeitet sind.

S 48 (Taf. 36,1—4). —Pyramidion. Kantenlänge: Vorder-und Rückseite 30,7 cm; Seiten 27,8 und
29,2 cm; H 28 cm. Auf den beiden Hauptflächen (Vorder- und Rückseite) ist die Sonnenbarke
dargestellt, darüber zwei Zeilen Inschrift:

Die beiden Seitenflächen zeigen den Toten, den „Vorsteher des Schatzhauses Hr-nht“
knieend, zu der auf den Hauptflächen abgebildeten Barke des Harachte betend, im Gewand


(^ Vgl. Borchardt, ÄZ 70 (1934) 25ff.; Schäfer, VäK1 S. 225. Früher wurden sie auch als „Opfer-
brote“ bezeichnet.
(2) Der Name ist bei Ranke, NWb nicht vertreten.
(3) Ranke, NWb 310, 21 (als Frauenname selten).
(4) Außer als Bekrönung von Ziegelpyramiden kommen „Pyramidien“ auch als Weihgeschenke vor;
z. B. das Pyramidion eines ,,Königssohns von ks“ (Messuy?), das im Tempel von Amada gefunden worden
ist; Gauthier, Temple d’Amada S. 195.
 
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