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Fünfun dzwanzigsies Kapitel
Besuch beim Signor Pococurante, Mobile di Venezia
/Kandide und Martin setzten aus einer Gondel über die Brenta und kamen im Palaste
des Nobile Pococurante an. Der Herr vom Hause, ein Sechziger, und steinreich, nahm
unsre beiden Neugierigen mit ungemeiner Höflichkeit, zugleich aber mit wahrer hosmänni-
scher Kälte aus, was Kandide nicht wenig stutzig machte, Martin aber gar nicht miß-
behagte.
Zwei niedliche, wohlgekleidete Mädchen trugen Schokolade aus, die sie zum perlendsten
Schaum zerquirlten.
Wie man abgespeist hatte, ging man in Pococurantes Bibliothek. Kandide siel ein
prächtig gebundener Homer ins Auge, und er machte dem Illustrissirno über seinen Ge-
schmack ein Kompliment. „An diesem Werke," ries er, „weidete sich der große Panglos,
der beste Philosoph in ganz Deutschland." „Und ich mich nicht im geringsten," sagte
Pococurante ganz kalt. „Ehemals wollte man mich bereden, ich sände an dessen Lektüre
Vergnügen. Allein das ewige Vorgeleier von Schlachten, die sich ähnlich sehen wie ein

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