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Wagner, Ernst; Haug, Ferdinand [Hrsg.]
Fundstätten und Funde aus vorgeschichtlicher, römischer und alamannisch-fränkischer Zeit im Großherzogtum Baden (Band 1): Das Badische Oberland — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.27819#0105
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AMT ÜBERLINGEN. — UNTERUHLDINGEN.

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(im Mus. Stuttgart), schließlich auch Tüllenäxte. Die Nadeln beginnen mit den geschwollenen
und durchlochten Gewandnadeln und endigen mit späteren Formen. Es sind auch An-
zeichen vorhanden, daß dort an Ort und Stelle Bronzegegenstände gegossen wurden.
Fundstücke aus späteren Perioden, zufällig in den See gefallen, sind kein Beweis für die
längere Dauer der Anlage.

Zahlreiche Fundstücke aus den drei Stationen, Steinartefakte, zum Teil aus Serpentin
(durchbohrte Hämmer etc.), Feuerstein, Nephrit und Jadeit, Werkzeuge aus Horn und
Knochen, Tongefäße der Stein- und Bronzezeit mit entsprechenden Verzierungen, aus
Bronze: Nadeln, Angeln, Äxte, Meißel, Sicheln, Messer, Speer- und Pfeilspitzen, Arm-
ringe etc. in den Museen von Konstanz, Karlsruhe, Stuttgart etc. (s. Schnarrenberger,
Pf. d. B. S. 18 ff.; Sehr. V. B. IX und XVI; Häßler, Pfahlbaufunde im Uberlinger See
S. 10 ff.).

Gegenüber der Station auf dem Lande fand Schumacher (a. a. O.) in der Nähe
der Kiesgrube eine ausgedehnte Kulturschicht von ca. 15—30 cm Dicke, welche
zahlreiche Knochen, Kohlenreste, Tonscherben, Feuersteinsplitter, Kornquetscher etc.
enthielt.

1905 stellte Seminardirektor Schmiedle von Meersburg aus am Seeufer geologische
Untersuchungen an. Er fand südlich von Unteruhldingen zwischen den zwei ersten
kleinen Bächen zwischen der Straße und dem See bei einer Kiesgrube eine typische
Deltabildung vor. Die steil gegen den See einfallenden Kies- und Sandschichten wurden
einst in einen ca. 5 m höheren Bodenseespiegel von dem südlichen der beiden Bäche
geschüttet; über sie lief dann später der Fluß selbst und lagerte die obersten schwach
geneigten Schichten ab, die auf einer alten lehmigen Grundmoräne aufruhen. In der
obersten Partie der letzteren fanden sich zwei Brand- und Aschen schichten
nebst einer Feuergrube. Darin „zwei in ganz gleicher Weise zubehauene Kiesel,
die fein als Schlagwaffe in eine menschliche Hand passen“. Sonst noch keine sicheren
Beweise von der Anwesenheit des Menschen. Darf sie aber angenommen werden, so
ist man, da die sicher postglaciale Ablagerung vor die Pfahlbautenzeit fällt, wohl
berechtigt anzunehmen, daß die Feuergrube paläolithisch ist und einen Beweis der
Anwesenheit des paläolithischen Menschen am Bodensee liefert.

Nicht weit entfernt in den überlagernden Schichten trat dann in der Wand der
Kiesgrube eine offenkundige Landniederlassung aus der Pfahlbautenzeit
(neolithisch) zutage. Es wurden drei Wohngrüben angebrochen, eine mit einem
W^all und kleinem Graben und einer Feuerstätte. Gefunden wurden dort
Steinbeile, ungebrannte Tonscherben, ein Feuerstein, Lehmklumpen und eine Nadel aus
Kupfer oder Bronze. Weitere Grabungen fanden seither nicht statt.

Auf dem nordwestlichen Kopf des Zihlbühls (östlich vom Ort) mag eine recht-
eckige Verschanzung mittelalterlich sein. Indessen ziehen sich weiter östlich und ebenso
auf dem östlich gelegenen Schloßbühl Dämme oder Wälle hin, welche älterer Zeit
angehören (Notiz von Schumacher 1899, A. K.).

R. Das V orhandensein römischer Ufer bauten, abgesehen von einzelnen römischen

Fundstücken im Pfahlbau, bezeugt Schumacher in den Sehr. V. B. XXIX. 1900, S. 20.
Römische Münze des I. oder II. Jahrhs. n. Chr., als Anhänger umgearbeitet, im Pfahl-
bau gefunden (Bissinger I, 5).
 
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