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Wagner, Ernst; Haug, Ferdinand [Hrsg.]
Fundstätten und Funde aus vorgeschichtlicher, römischer und alamannisch-fränkischer Zeit im Großherzogtum Baden (Band 1): Das Badische Oberland — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.27819#0071
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AMT STOCKACH.

87. BODMAN.

St. Steinzeitliche Funde wurden (1898) an der Leimengrube beim „Weiler-
acker“ rechts und links vom Weg gemacht, Topfscherben, Hirschgeweihstücke,
angeblich auch ein Steinbeil. In den Gutäckern unterhalb des „Haberstäle''
ein großes Serpentinbeil.

Pf. Die Pfahlbauten im Bodensee bei Bodman sind schon lange bekannt (schon
vor der Entdeckung des ersten Pfahlbaus bei Meilen im Züricher See 1853 war man
auf Pfahlwerk und Steinwerkzeuge gestoßen, ohne noch deren wissenschaftliche Bedeutung
zu erkennen), seit 1864 viel ausgebeutet und untersucht von Ullersberger, Dr. Lach-
mann, Domänenrat Ley, neuestens 1897/98 von Schumacher. Zahlreiche Fundstücke
befinden sich in der Sammlung des Grafen v. Bodman in Bodman, dann in den Museen
von Uberlingen, Konstanz, Karlsruhe, Stuttgart, Friedrichshafen, Mainz. Reiche Literatur
in Zürich. M., Berichte V, VI, IX; Sehr. V. B. XI, XVI; Häßler, Pfahlbaufunde im Uber-
linger See S. 18; Schumacher in Karlsr. Ver. II. 1899, S. 2 7 ff.; Schnarrenberger, Pf. d. B.
S. 8 ff.; W. Z. K.B1. XVII. 1898, 16. Es lassen sich zwei Pfahlbaugruppen unter-
scheiden : die eine unmittelbar beim Ort, die andere in der äußersten nordwestlichen
Ausbuchtung des Sees am „Schachenhorn“.

St. Nach den eingehenden Untersuchungen von Schumacher, der 1897/98 einen genauen
Situationsplan mit Bezeichnung aller vorhandenen Pfähle vermessen und aufgenommen
hat (s. oben) begann der erstere Bau mit einer älteren Station aus der jüngeren
Steinzeit unmittelbar am Ufer in einer L. von ca. 410 m bei 30—50 m Br. Sie muß
gänzlich niedergebrannt sein, wurde aber nach längerer Zwischenzeit teilweise wieder
aufgebaut (s. Fundber. Schw. VI, S. 17 f.) und machte nun die Kupferzeit durch,
bis sie aufs neue durch Feuer zugrunde ging. Nach ziemlich langer Unterbrechung
Br. wurde dann etwas weiter hinaus im See in der Bronzezeit eine neue
Station gegründet, die aber noch im Verlauf dieser Periode wieder infolge eines
Brandes ihr definitives Ende fand.

Die zweite Station am Schachenhorn, wohl nur 300 m lang, liegt ziemlich
weit in den See vorgeschoben und wurde, wenn auch nicht erst in der Bronzezeit
gegründet, doch erst in dieser Periode zahlreicher bewohnt.

Die Zahl der vorhandenen Fundstücke ist sehr groß; es sind aus den unteren
Partien der erstgenannten Station roh gearbeitete Steinbeile, während die Steinwerkzeuge
weiter oben fein poliert und schön durchbohrt, die Meißel noch mit Hornfassungen ver-
sehen erscheinen; Nephrite und Serpentine sind gefunden, an einer Stelle eine große Menge
von Feuersteinwerkzeugen, Pfeilspitzen, Sägen u. dgl. An sie reihen sich Werkzeuge

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