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Wagner, Ernst; Haug, Ferdinand [Hrsg.]
Fundstätten und Funde aus vorgeschichtlicher, römischer und alamannisch-fränkischer Zeit im Großherzogtum Baden (Band 1): Das Badische Oberland — Tübingen, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.27819#0260
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AMT LAHR. — MEISSENHEIM.

besteht der Hügel aus fettem Lehm, der 15—20 Minuten östlich hergeholt und fest-
gestampft worden sein muß. In demselben fanden sich bei meiner Ausgrabung im Sommer
1886 mehrere Grabstätten, die aber sämtlich ungefähr gleicher Zeit, der
früheren (?) Hallstattperiode*) angehören.

1. Schon 30cm tief, 2,50 m nördlich von der Mitte, To n s ch erb en, unter denen
Asche und calcinierte Knochenreste lagen; die Scherben von zwei kleineren
Gefäßen, von dem einen mit Stückchen von eingerieften Bandmustern der Hallstattzeit
(darunter ein kleiner verzierter Henkel), das andere eine Schüssel, anscheinend über die
Knochenreste umgestülpt, wahrscheinlich Reste eines Leichenbrands.

2. 50 cm tief, 4,50 m südlich von der Mitte, zahlreiche zerstreute graue Scherben
von einem größeren Gefäß mit wulstigem Rand (fast quadratischer Querschnitt,
darunter dicht liegende Kohlenreste, keine Knochenstücke; das Gefäß anscheinend
römischer (?) Art.

3. Ebenfalls 50 cm tief, 2,30 m nordöstlich von der Mitte, platt liegend, ein
massiver glatter Bronzering, 19,5 cm Dm., wahrscheinlich Halsring, dabei eine
längliche dunkelblau und weiß verzierte Emailperle an einem Ringchen von Eisen
(L. 2,4 cm); calcinierte geringe Knochenreste und Zähne von einer etwa 20 Jahre alten
Person; Reste eines Leichenbrands (?).

4. In 60 cm T., fast 3m nördlich von der Mitte, eine von O. nach W. (Füße nach O.)
gelegte Bestattung auf einer Unterlage von Nadelholz, von der schwarz-
verkohlte Reste sichtbar waren. In der Kopfgegend liegend ein massiver besonders
großer (Hals- (?) Ring von Bronze (Dm. 26 cm, Dm. des Querschnitts 7 mm), ein
Drittel desselben glatt, zwei Drittel verziert mit Strichlagen und reliefierten Schlangen-
linien; innerhalb des Rings noch Zähne, wieder von einer jugendlichen Person und
ein Stück einer blauweißen Emailperle wie bei 3.); daneben Zier Stückchen von
Bein, deren Bedeutung nicht klar; in der Brustgegend Reste eines sehr dünnen glatten
Gürtelblechs von Bronze und 1 m weiter hinab zwei massive Bronze fußringe
(Dm. 11,5 cm). Knochenreste waren noch von einem Arm erhalten.

5. In 80 cm T., 1,70 m südlich von der Mitte, sehr verwitterte Scherben von
mindestens zwei Tongefäßen, nicht zusammensetzbar, eines bauchig, mit eingerieften
Zierlinien, Dreiecken etc.; an einzelnen Scherben hängend noch calcinierteKnochen-
stückchen, wahrscheinlich Reste von Leichenbrand.

6. 85 cm tief, 3,45 m südsüdwestlich von der Mitte, zwei Armringe von
schwarzem Lignit (inn. Dm. 5,5 cm, Br. 5 cm), 8—10 cm von einander entfernt
liegend**) (wie Fig. 157,lb) \ an der Unterseite von jedem (gegen die Hand hin) Reste
eines offenen verzierten Bronzearmrings mit konischen Endknöpfen (/ d), daneben
Stückchen einer Bernsteinperle und einzelne Tongefäßscherben. Das Skelett,
von dem kaum noch Spuren erkennbar waren, scheint von N. gegen S. gelegt gewesen
zu sein.

*) Siehe K. Schumacher in Schau ins Land XXVII. 1900, S. 16 f.

**) Über diese Lignit-Armringe und Schmuckstücke aus Gagatkohle, welche letztere,
ähnlich dem Bernstein, wegen ihres mattschwarzen Glanzes als Schmuck durch alle Kulturperioden
geschätzt ist, und sich im unteren Jura, in Schwaben, England („Whitby Jet") und Spanien als
Rohmaterial findet, s. W. Z. Korr.Bl. VII. 1888, N. 138.
 
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