Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Weber, Gregor [Hrsg.]
Kulturgeschichte des Hellenismus: von Alexander dem Großen bis Kleopatra — Stuttgart: Klett-Cotta, 2007

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.45206#0014
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
hervorgegangen waren.4 Ganz unabhängig von der späteren Mythenbildung um
Alexanders Geburt gibt es glaubwürdige Nachrichten über den jungen Alexander,
die es erlauben, die spätere Einzigartigkeit des Königs bereits im Kronprinzen
angedeutet zu finden. Die IZias Homers mit ihrem Helden Achill war schon für
den Prinzen von mehr als nur literarischer Bedeutung.5 Bukephalos, das Pferd,
das den Eroberer auf seinem Feldzug bis nach Pakistan begleiten sollte, wurde von
dem 14jährigen Prinzen gezähmt, zum Erstaunen der alten Kavalleristen Philipps,
die an dieser Aufgabe gescheitert waren (Plut. Alexander 6,1-5). Wenig später
beauftragte Philipp den Philosophen und Naturforscher Aristoteles damit, seinen
Sohn zusammen mit einem sorgfältig ausgewählten Freundeskreis zu unterrichten;
Alexander wurde dadurch nicht zum Büchermenschen, doch legte er Wert auf eine
umfassende Bildung und die Förderung der Künste (Plut. Alexander 7,2—3). Den
16jährigen ernannte Philipp dann zum Regenten für die Zeit seiner Abwesenheit;
Alexander unternahm im eigenen Namen einen Feldzug gegen die Maidoi an der
Nordgrenze Makedoniens.6 Schon in diesen Jahren erwies sich Alexander mehr
und mehr als brillanter Offizier, mit einer seltenen Mischung aus Mut und mili-
tärischer Intelligenz. Er war gerade einmal 18 Jahre alt, als ihm Philipp im Jahre
338 bei der Entscheidungsschlacht gegen die um ihre Unabhängigkeit kämpfen-
den Griechen den Befehl über die Reiterei gab; er hat dieses Vertrauen durch den
schlachtentscheidenden Angriff seiner Reiter gerechtfertigt (Plut. Alexander 9,2).
Philipp II. nahm nach dem Sieg von Chaironeia eine unbestrittene Vormacht-
stellung über ganz Griechenland ein. Die Zeiten, in denen sich makedonische
Könige durch geschicktes Taktieren mit den Großmächten arrangieren mußten,
waren lange vorbei: Seit 338 blieb den Griechen nichts anderes übrig, als Philipp
als Hegemon anzuerkennen und ihm auch seinen Wunsch nach Beauftragung
mit einem Feldzug gegen die Perser zu erfüllen.
Wenig später kam es durch Philipps Heirat mit einem jungen Mädchen aus
makedonischem Adel zu einem dramatischen Konflikt zwischen Vater und
Sohn. Alexander fühlte seine Position als Kronprinz durch diese Hochzeit wohl
mit Recht bedroht. Nur mit diplomatischer Mühe konnte er aus seinem Exil bei
den Illyrern, den geschworenen Feinden Makedoniens, zurückgeholt werden
(Plut. Alexander 9,11).
Philipps Pläne für seinen Feldzug gegen die Perser waren wohl derart, daß
sich für seinen Kronprinzen, den Helden von Chaironeia, keine tragende Rolle
fand. Vieles ist hier ganz unklar, bedingt durch die rätselhaften Umstände von
Philipps Ermordung. Der König war damals aufgrund seiner vielen Erfolge so
selbstbewußt, daß er seine Statue zusammen mit denen der olympischen Götter
in einer Prozession zur Schau stellen ließ — ein merkwürdiger Vorgriff auf ähn-
14

VON ALEXANDER ZU KLEOPATRA. DIE POLITISCHE GESCHICHTE
 
Annotationen