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Weber, Gregor [Hrsg.]
Kulturgeschichte des Hellenismus: von Alexander dem Großen bis Kleopatra — Stuttgart: Klett-Cotta, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.45206#0056
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DIE POLIS UND IHR UMLAND

von Christof Schuler

Polis und Chora
In Magnesia am Mäander im westlichen Kleinasien hat man am Beginn des
2. Jh.s v. Chr. den Kult des Zeus Sosipolis um ein neues Opferfest bereichert,
das in Zukunft alljährlich begangen werden sollte. Das bekannte Dekret, das uns
detailliert darüber berichtet, beginnt so:1
»Bezüglich dessen, daß jedes Jahr dem Zeus ein Stier gezeigt werden soll
bei Beginn der Aussaat und bezüglich Gebet und Prozession und Opfer und
bezüglich der Aufstellung eines Baldachins in der Agora und der Vorberei-
tung von Liegen; Beschluß von Rat und Volk, Antrag des Volkes: Die jetzt
amtierenden und die künftig ernannten Kämmerer (oikonömoi) sollen einen
möglichst schönen Stier kaufen im Monat Heraion bei dem jährlichen Fest
und sie sollen ihn dem Zeus zeigen bei Beginn der Aussaat im Monat Kro-
nion am Monatsanfang zusammen mit dem Priester und der Priesterin der
Artemis Leukophryene und dem Kranzträger (stephanephöros) und dem für
den Kult zuständigen Herold und dem Opferdiener der Polis; und die Auf-
seher der Knaben (paidonömoi) sollen neun Knaben schicken, deren Eltern
am Leben sind, und auch die Aufseher der Frauen (gynaikonömoi) sollen
neun Mädchen schicken, deren Eltern am Leben sind; und beim Zeigen des
Stieres soll der Ausrufer im Kult (hierokeryx) zusammen mit dem Priester
und der Priesterin und dem Kranzträger und den Knaben und den Mädchen
und den Befehlshabern im Krieg (polemarchoi) und den Kommandeuren der
Kavallerie (hipparchoi) und den Kämmerern und dem Sekretär des Rates und
dem Kontrollbeamten (antigrapheüs) und dem >Regierungschef< der Polis
(strategös) beten für das Heil der Stadt und des Landes und der Bürger und
Frauen und Kinder und aller übrigen, die in Stadt und Land wohnen, und
für Frieden und Wohlstand und gute Erträge beim Getreide und bei allen
anderen Früchten und den Tieren.«

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DIE POLIS UND IHR UMLAND
 
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